Da er von altadlicher Herkunft ist, wie er bei ver¬ schiedenen Gelegenheiten sagt; so möchte man vielleicht in den Adelsregistern des siebzehnten Jahrhunderts etwas Näheres über das Geschlecht der Schweidler finden, und mithin auch über sein wahrscheinliches Vaterland; allein ich habe mich vergebens in den mir zugänglichen Quellen nach jenem Namen umgesehen, und möchte daher ver¬ muthen, daß unser Autor, wie dies so häufig geschah, bei seinem Uebergange zur Theologie, seinen Adel mit Abänderung seines Namens ablegte.
Genug ich will hier nicht weitere Hypothesen wa¬ gen. Unser Manuscript, in welchem die ansehnliche Zahl von sechs Kapiteln fehlt, und welches auf den nächst vor¬ hergegangenen Blättern unstreitig sich über den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges auf der Insel Usedom ver¬ breitet hat, beginnt mit den Worten: "Kaiserliche ge¬ hauset" und fährt dann fort wie folgt:
-- -- Koffer, Truhen, Schränke waren allesammt erbrochen und zuschlagen, auch mein Priesterhemd zuris¬ sen, so daß in großen Aengsten und Nöthen stande. Doch hatten sie mein armes Töchterlein nit gefunden, maßen ich sie in einem Stall, wo es dunkel war, verbor¬ gen, denn sonst sorge ich, hätten sie mir noch mehr Her¬ zeleid bereitet. Wollten die räudigen Hunde doch schon meine alte Ilse ein Mensch bei schier 50 Jahren ange¬ hen, hätte es ihnen ein alter Kornett nicht gewegert.
Da er von altadlicher Herkunft iſt, wie er bei ver¬ ſchiedenen Gelegenheiten ſagt; ſo möchte man vielleicht in den Adelsregiſtern des ſiebzehnten Jahrhunderts etwas Näheres über das Geſchlecht der Schweidler finden, und mithin auch über ſein wahrſcheinliches Vaterland; allein ich habe mich vergebens in den mir zugänglichen Quellen nach jenem Namen umgeſehen, und möchte daher ver¬ muthen, daß unſer Autor, wie dies ſo häufig geſchah, bei ſeinem Uebergange zur Theologie, ſeinen Adel mit Abänderung ſeines Namens ablegte.
Genug ich will hier nicht weitere Hypotheſen wa¬ gen. Unſer Manuſcript, in welchem die anſehnliche Zahl von ſechs Kapiteln fehlt, und welches auf den nächſt vor¬ hergegangenen Blättern unſtreitig ſich über den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges auf der Inſel Uſedom ver¬ breitet hat, beginnt mit den Worten: „Kaiſerliche ge¬ hauſet“ und fährt dann fort wie folgt:
— — Koffer, Truhen, Schränke waren alleſammt erbrochen und zuſchlagen, auch mein Prieſterhemd zuriſ¬ ſen, ſo daß in großen Aengſten und Nöthen ſtande. Doch hatten ſie mein armes Töchterlein nit gefunden, maßen ich ſie in einem Stall, wo es dunkel war, verbor¬ gen, denn ſonſt ſorge ich, hätten ſie mir noch mehr Her¬ zeleid bereitet. Wollten die räudigen Hunde doch ſchon meine alte Ilſe ein Menſch bei ſchier 50 Jahren ange¬ hen, hätte es ihnen ein alter Kornett nicht gewegert.
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Da er von altadlicher Herkunft iſt, wie er bei ver¬
ſchiedenen Gelegenheiten ſagt; ſo möchte man vielleicht
in den Adelsregiſtern des ſiebzehnten Jahrhunderts etwas
Näheres über das Geſchlecht der Schweidler finden, und
mithin auch über ſein wahrſcheinliches Vaterland; allein
ich habe mich vergebens in den mir zugänglichen Quellen
nach jenem Namen umgeſehen, und möchte daher ver¬
muthen, daß unſer Autor, wie dies ſo häufig geſchah,
bei ſeinem Uebergange zur Theologie, ſeinen Adel mit
Abänderung ſeines Namens ablegte.
Genug ich will hier nicht weitere Hypotheſen wa¬
gen. Unſer Manuſcript, in welchem die anſehnliche Zahl
von ſechs Kapiteln fehlt, und welches auf den nächſt vor¬
hergegangenen Blättern unſtreitig ſich über den Ausbruch
des dreißigjährigen Krieges auf der Inſel Uſedom ver¬
breitet hat, beginnt mit den Worten: „Kaiſerliche ge¬
hauſet“ und fährt dann fort wie folgt:
— — Koffer, Truhen, Schränke waren alleſammt
erbrochen und zuſchlagen, auch mein Prieſterhemd zuriſ¬
ſen, ſo daß in großen Aengſten und Nöthen ſtande.
Doch hatten ſie mein armes Töchterlein nit gefunden,
maßen ich ſie in einem Stall, wo es dunkel war, verbor¬
gen, denn ſonſt ſorge ich, hätten ſie mir noch mehr Her¬
zeleid bereitet. Wollten die räudigen Hunde doch ſchon
meine alte Ilſe ein Menſch bei ſchier 50 Jahren ange¬
hen, hätte es ihnen ein alter Kornett nicht gewegert.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/18>, abgerufen am 21.11.2024.
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