fürzulesen. Und haben wir nur die fürnehmsten Stücke davon behalten, so ich hier anführen will, die Autores aber größtentheils vergessen:
1) hub er an daß mein Töchterlein bishero immer in eim guten Geschrei gewesen, wie nicht nur das ganze Dorf, sondern auch meine Dienstleute bezeugeten, ergo könne sie keine Hexe sein, inmaßen der Heiland gesaget: ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen Matth. am siebenten.
2) was die Zauberei im Dorf anbelangte, so möchte solche wohl die alte Lise angerichtet haben, angesehen sie einen Haß gegen Ream trüge, und schon lange in eim bösen Geschrei gewest und hätte nur die Gemein aus Furcht für dieser alten Hexen nit sprechen wöllen. Darumb müsse noch Zutern ihr klein Mädchen ver¬ höret werden, als welche es gehört, daß ihr Ehekerl zu der alten Lisen gesaget: sie hätte einen Geist, und wölle ers dem Priester sagen. Denn wiewohl selbige annoch ein Kind wäre, stünde doch geschrieben Ps. 8: Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hastu dir eine Macht zugerichtet, und hätte der Heiland selb¬ sten Matth. 21 auf das Gezeugniß derer Kinder sich berufen.
3 ) Dannenhero möchte die alte Lise auch wohl die Ackerstücke item die Obstbäume bezaubert haben, aner¬ wogen nicht anzunehmen stünde, daß Rea so sich bis¬ hero als eine artige Tochter bezeuget, ihren, eigenen Va¬ ter sölle das Korn behexet, oder ihm Raupen gemacht
fürzuleſen. Und haben wir nur die fürnehmſten Stücke davon behalten, ſo ich hier anführen will, die Autores aber größtentheils vergeſſen:
1) hub er an daß mein Töchterlein bishero immer in eim guten Geſchrei geweſen, wie nicht nur das ganze Dorf, ſondern auch meine Dienſtleute bezeugeten, ergo könne ſie keine Hexe ſein, inmaßen der Heiland geſaget: ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen Matth. am ſiebenten.
2) was die Zauberei im Dorf anbelangte, ſo möchte ſolche wohl die alte Liſe angerichtet haben, angeſehen ſie einen Haß gegen Ream trüge, und ſchon lange in eim böſen Geſchrei geweſt und hätte nur die Gemein aus Furcht für dieſer alten Hexen nit ſprechen wöllen. Darumb müſſe noch Zutern ihr klein Mädchen ver¬ höret werden, als welche es gehört, daß ihr Ehekerl zu der alten Liſen geſaget: ſie hätte einen Geiſt, und wölle ers dem Prieſter ſagen. Denn wiewohl ſelbige annoch ein Kind wäre, ſtünde doch geſchrieben Pſ. 8: Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge haſtu dir eine Macht zugerichtet, und hätte der Heiland ſelb¬ ſten Matth. 21 auf das Gezeugniß derer Kinder ſich berufen.
3 ) Dannenhero möchte die alte Liſe auch wohl die Ackerſtücke item die Obſtbäume bezaubert haben, aner¬ wogen nicht anzunehmen ſtünde, daß Rea ſo ſich bis¬ hero als eine artige Tochter bezeuget, ihren, eigenen Va¬ ter ſölle das Korn behexet, oder ihm Raupen gemacht
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fürzuleſen. Und haben wir nur die fürnehmſten Stücke
davon behalten, ſo ich hier anführen will, die Autores
aber größtentheils vergeſſen:
1) hub er an daß mein Töchterlein bishero immer
in eim guten Geſchrei geweſen, wie nicht nur das ganze
Dorf, ſondern auch meine Dienſtleute bezeugeten, ergo
könne ſie keine Hexe ſein, inmaßen der Heiland geſaget:
ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen Matth.
am ſiebenten.
2) was die Zauberei im Dorf anbelangte, ſo möchte
ſolche wohl die alte Liſe angerichtet haben, angeſehen
ſie einen Haß gegen Ream trüge, und ſchon lange in
eim böſen Geſchrei geweſt und hätte nur die Gemein
aus Furcht für dieſer alten Hexen nit ſprechen wöllen.
Darumb müſſe noch Zutern ihr klein Mädchen ver¬
höret werden, als welche es gehört, daß ihr Ehekerl
zu der alten Liſen geſaget: ſie hätte einen Geiſt, und
wölle ers dem Prieſter ſagen. Denn wiewohl ſelbige
annoch ein Kind wäre, ſtünde doch geſchrieben Pſ. 8:
Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge haſtu
dir eine Macht zugerichtet, und hätte der Heiland ſelb¬
ſten Matth. 21 auf das Gezeugniß derer Kinder ſich
berufen.
3 ) Dannenhero möchte die alte Liſe auch wohl die
Ackerſtücke item die Obſtbäume bezaubert haben, aner¬
wogen nicht anzunehmen ſtünde, daß Rea ſo ſich bis¬
hero als eine artige Tochter bezeuget, ihren, eigenen Va¬
ter ſölle das Korn behexet, oder ihm Raupen gemacht
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/202>, abgerufen am 16.07.2024.
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