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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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wäre auf dem Berg erschienen. Von dem Wetter und
der Poggen, item dem Schweinsigel ist aber nichtes mehr
fürgekommen, alldieweilen Ein ehrsam Gericht nunmehro
wohl selbsten die Unsinnigkeit eingesehen, daß sie hätte
Wetter machen söllen, da sie ruhig auf dem Wagen ge¬
sessen. Schließlich hat sie noch gebeten, daß ihr müge
vergönnt werden, in demselbigen Kleid dereinst ihren Tod
zu erleiden, welches sie angehabt, als sie den schwedischen
König salutiret, item ihrem elenden Vater zu vergönnen,
daß er mit zum Scheiterhaufen führe, und dabei stünde,
wenn sie gebrennet würde, wie sie ihm, solches in Ge¬
genwärtigkeit Eines ehrsamen Gerichtes versprochen.

Darauf ist sie dem langen Büttel wieder überlie¬
fert und selbigem anbefohlen worden, sie in ein ander
und schwerer Gefängnüß zu setzen. Doch ehe er mit
ihr aus der Kammer gangen, ist den Amtshaubtmann
sein Hurenbalg, so er mit der Ausgeberschen gezeuget,
mit einer Trummel in den Keller kommen, hat immerzu
getrummelt und geschrieen: kamt tom, Gosebraden, kamt
tom, Gosebraden *) so daß Dn. Consul in einen schwe¬
ren Zorn gerathen, und hinter ihm her geloffen. Aber
er hat ihne nicht kriegen mögen, dieweil er in dem Kel¬
ler guten Bescheid gewußt. Und hat mir der Herr son¬
der Zweifel meine Unmacht geschicket, daß ich dieses neue
Herzeleid nicht mehr haben söllte. Darumb sei ihm, al¬
lein die Ehre. Amen.


*) Kommt zum Gänsebraten!

wäre auf dem Berg erſchienen. Von dem Wetter und
der Poggen, item dem Schweinsigel iſt aber nichtes mehr
fürgekommen, alldieweilen Ein ehrſam Gericht nunmehro
wohl ſelbſten die Unſinnigkeit eingeſehen, daß ſie hätte
Wetter machen ſöllen, da ſie ruhig auf dem Wagen ge¬
ſeſſen. Schließlich hat ſie noch gebeten, daß ihr müge
vergönnt werden, in demſelbigen Kleid dereinſt ihren Tod
zu erleiden, welches ſie angehabt, als ſie den ſchwediſchen
König ſalutiret, item ihrem elenden Vater zu vergönnen,
daß er mit zum Scheiterhaufen führe, und dabei ſtünde,
wenn ſie gebrennet würde, wie ſie ihm, ſolches in Ge¬
genwärtigkeit Eines ehrſamen Gerichtes verſprochen.

Darauf iſt ſie dem langen Büttel wieder überlie¬
fert und ſelbigem anbefohlen worden, ſie in ein ander
und ſchwerer Gefängnüß zu ſetzen. Doch ehe er mit
ihr aus der Kammer gangen, iſt den Amtshaubtmann
ſein Hurenbalg, ſo er mit der Ausgeberſchen gezeuget,
mit einer Trummel in den Keller kommen, hat immerzu
getrummelt und geſchrieen: kamt tom, Goſebraden, kamt
tom, Goſebraden *) ſo daß Dn. Consul in einen ſchwe¬
ren Zorn gerathen, und hinter ihm her geloffen. Aber
er hat ihne nicht kriegen mögen, dieweil er in dem Kel¬
ler guten Beſcheid gewußt. Und hat mir der Herr ſon¬
der Zweifel meine Unmacht geſchicket, daß ich dieſes neue
Herzeleid nicht mehr haben ſöllte. Darumb ſei ihm, al¬
lein die Ehre. Amen.


*) Kommt zum Gänſebraten!
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[210/0226] wäre auf dem Berg erſchienen. Von dem Wetter und der Poggen, item dem Schweinsigel iſt aber nichtes mehr fürgekommen, alldieweilen Ein ehrſam Gericht nunmehro wohl ſelbſten die Unſinnigkeit eingeſehen, daß ſie hätte Wetter machen ſöllen, da ſie ruhig auf dem Wagen ge¬ ſeſſen. Schließlich hat ſie noch gebeten, daß ihr müge vergönnt werden, in demſelbigen Kleid dereinſt ihren Tod zu erleiden, welches ſie angehabt, als ſie den ſchwediſchen König ſalutiret, item ihrem elenden Vater zu vergönnen, daß er mit zum Scheiterhaufen führe, und dabei ſtünde, wenn ſie gebrennet würde, wie ſie ihm, ſolches in Ge¬ genwärtigkeit Eines ehrſamen Gerichtes verſprochen. Darauf iſt ſie dem langen Büttel wieder überlie¬ fert und ſelbigem anbefohlen worden, ſie in ein ander und ſchwerer Gefängnüß zu ſetzen. Doch ehe er mit ihr aus der Kammer gangen, iſt den Amtshaubtmann ſein Hurenbalg, ſo er mit der Ausgeberſchen gezeuget, mit einer Trummel in den Keller kommen, hat immerzu getrummelt und geſchrieen: kamt tom, Goſebraden, kamt tom, Goſebraden *) ſo daß Dn. Consul in einen ſchwe¬ ren Zorn gerathen, und hinter ihm her geloffen. Aber er hat ihne nicht kriegen mögen, dieweil er in dem Kel¬ ler guten Beſcheid gewußt. Und hat mir der Herr ſon¬ der Zweifel meine Unmacht geſchicket, daß ich dieſes neue Herzeleid nicht mehr haben ſöllte. Darumb ſei ihm, al¬ lein die Ehre. Amen. *) Kommt zum Gänſebraten!

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/226>, abgerufen am 21.11.2024.