solches auch gehört zu haben. Hierunter habe ich aber viel Wirrisches gesprochen, und unter andern gesaget, daß die Fischlein alle zu meim Töchterlein in den Kel¬ ler geschwummen kämen, umb sie zu erlösen. Nichts destoweniger ließ Dn. Consul, welcher oftmalen sein Haupt schüttelte, den dreusten Büttel rufen, und befra¬ gete ihn nach seinem Gezeugnüß. Aber der Kerl gab für, daß er gleich wäre fortgangen da er gemerket daß die alte Lise beichten wölle, um nicht abereins ange¬ schnauzet zu werden. Er habe darum auch Nichtes ge¬ hört. Hierauf hätte ich, wie Dn. Consul nachgehends dem Benzer Pastoren gesaget meine Fäuste geballet und geantwurtet: was du Erzschalk krochst du nicht wie ein Wurmb in der Stuben umbher? Darumb hätte er mich auch, wie einen wirrischen Menschen, nicht weiter ange¬ höret, noch dem Büttel einen Eid abgenommen, son¬ dern hätte mich im Zimmer stehen lassen, und wäre wie¬ der auf seinen Wagen gestiegen.
Weiß auch nicht, wie ich herauskommen bin, und war mir am andern Morgen als die Sonne aufginge und ich bei Meister Seep, dem Krüger, in meim Bette lag der ganze casus, wie ein Traumb. Kunnte auch nit aufstehen, besondern mußte den lieben Sonnabend und Sonntag stille liegen, wo ich viel Allotria geschwäz¬ zet. Erst den Sonntag gegen Abend als ich angehoben mich zu speien und die grüne Galle ausgebrochen, (ist kein Wunder nicht!) ist es besser mit mir worden. Umb diese Zeit kamb auch Pastor Benzensis vor mein Bette
ſolches auch gehört zu haben. Hierunter habe ich aber viel Wirriſches geſprochen, und unter andern geſaget, daß die Fiſchlein alle zu meim Töchterlein in den Kel¬ ler geſchwummen kämen, umb ſie zu erlöſen. Nichts deſtoweniger ließ Dn. Consul, welcher oftmalen ſein Haupt ſchüttelte, den dreuſten Büttel rufen, und befra¬ gete ihn nach ſeinem Gezeugnüß. Aber der Kerl gab für, daß er gleich wäre fortgangen da er gemerket daß die alte Liſe beichten wölle, um nicht abereins ange¬ ſchnauzet zu werden. Er habe darum auch Nichtes ge¬ hört. Hierauf hätte ich, wie Dn. Consul nachgehends dem Benzer Paſtoren geſaget meine Fäuſte geballet und geantwurtet: was du Erzſchalk krochſt du nicht wie ein Wurmb in der Stuben umbher? Darumb hätte er mich auch, wie einen wirriſchen Menſchen, nicht weiter ange¬ höret, noch dem Büttel einen Eid abgenommen, ſon¬ dern hätte mich im Zimmer ſtehen laſſen, und wäre wie¬ der auf ſeinen Wagen geſtiegen.
Weiß auch nicht, wie ich herauskommen bin, und war mir am andern Morgen als die Sonne aufginge und ich bei Meiſter Seep, dem Krüger, in meim Bette lag der ganze casus, wie ein Traumb. Kunnte auch nit aufſtehen, beſondern mußte den lieben Sonnabend und Sonntag ſtille liegen, wo ich viel Allotria geſchwäz¬ zet. Erſt den Sonntag gegen Abend als ich angehoben mich zu ſpeien und die grüne Galle ausgebrochen, (iſt kein Wunder nicht!) iſt es beſſer mit mir worden. Umb dieſe Zeit kamb auch Pastor Benzensis vor mein Bette
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0235"n="219"/>ſolches auch gehört zu haben. Hierunter habe ich aber<lb/>
viel Wirriſches geſprochen, und unter andern geſaget,<lb/>
daß die Fiſchlein alle zu meim Töchterlein in den Kel¬<lb/>
ler geſchwummen kämen, umb ſie zu erlöſen. Nichts<lb/>
deſtoweniger ließ <hirendition="#aq">Dn. Consul</hi>, welcher oftmalen ſein<lb/>
Haupt ſchüttelte, den dreuſten Büttel rufen, und befra¬<lb/>
gete ihn nach ſeinem Gezeugnüß. Aber der Kerl gab<lb/>
für, daß er gleich wäre fortgangen da er gemerket daß<lb/>
die alte Liſe beichten wölle, um nicht abereins ange¬<lb/>ſchnauzet zu werden. Er habe darum auch Nichtes ge¬<lb/>
hört. Hierauf hätte ich, wie <hirendition="#aq">Dn. Consul</hi> nachgehends<lb/>
dem Benzer Paſtoren geſaget meine Fäuſte geballet und<lb/>
geantwurtet: was du Erzſchalk krochſt du nicht wie ein<lb/>
Wurmb in der Stuben umbher? Darumb hätte er mich<lb/>
auch, wie einen wirriſchen Menſchen, nicht weiter ange¬<lb/>
höret, noch dem Büttel einen Eid abgenommen, ſon¬<lb/>
dern hätte mich im Zimmer ſtehen laſſen, und wäre wie¬<lb/>
der auf ſeinen Wagen geſtiegen.</p><lb/><p>Weiß auch nicht, wie ich herauskommen bin, und<lb/>
war mir am andern Morgen als die Sonne aufginge<lb/>
und ich bei Meiſter Seep, dem Krüger, in meim Bette<lb/>
lag der ganze <hirendition="#aq">casus</hi>, wie ein Traumb. Kunnte auch<lb/>
nit aufſtehen, beſondern mußte den lieben Sonnabend<lb/>
und Sonntag ſtille liegen, wo ich viel Allotria geſchwäz¬<lb/>
zet. Erſt den Sonntag gegen Abend als ich angehoben<lb/>
mich zu ſpeien und die grüne Galle ausgebrochen, (iſt<lb/>
kein Wunder nicht!) iſt es beſſer mit mir worden. Umb<lb/>
dieſe Zeit kamb auch <hirendition="#aq">Pastor Benzensis</hi> vor mein Bette<lb/></p></div></body></text></TEI>
[219/0235]
ſolches auch gehört zu haben. Hierunter habe ich aber
viel Wirriſches geſprochen, und unter andern geſaget,
daß die Fiſchlein alle zu meim Töchterlein in den Kel¬
ler geſchwummen kämen, umb ſie zu erlöſen. Nichts
deſtoweniger ließ Dn. Consul, welcher oftmalen ſein
Haupt ſchüttelte, den dreuſten Büttel rufen, und befra¬
gete ihn nach ſeinem Gezeugnüß. Aber der Kerl gab
für, daß er gleich wäre fortgangen da er gemerket daß
die alte Liſe beichten wölle, um nicht abereins ange¬
ſchnauzet zu werden. Er habe darum auch Nichtes ge¬
hört. Hierauf hätte ich, wie Dn. Consul nachgehends
dem Benzer Paſtoren geſaget meine Fäuſte geballet und
geantwurtet: was du Erzſchalk krochſt du nicht wie ein
Wurmb in der Stuben umbher? Darumb hätte er mich
auch, wie einen wirriſchen Menſchen, nicht weiter ange¬
höret, noch dem Büttel einen Eid abgenommen, ſon¬
dern hätte mich im Zimmer ſtehen laſſen, und wäre wie¬
der auf ſeinen Wagen geſtiegen.
Weiß auch nicht, wie ich herauskommen bin, und
war mir am andern Morgen als die Sonne aufginge
und ich bei Meiſter Seep, dem Krüger, in meim Bette
lag der ganze casus, wie ein Traumb. Kunnte auch
nit aufſtehen, beſondern mußte den lieben Sonnabend
und Sonntag ſtille liegen, wo ich viel Allotria geſchwäz¬
zet. Erſt den Sonntag gegen Abend als ich angehoben
mich zu ſpeien und die grüne Galle ausgebrochen, (iſt
kein Wunder nicht!) iſt es beſſer mit mir worden. Umb
dieſe Zeit kamb auch Pastor Benzensis vor mein Bette
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/235>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.