Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
Capitel 28.

Wie mein Töchterlein endlich durch des allbarm¬
herzigen, ach des allbarmherzigen Gottes Hülf
gerettet wird.


Hierzwischen war ich aber, von wegen meinem
Unglauben, womit mich Satanas wiederumb ver¬
suchte, also schwach worden, daß ich meinen Rücken an
den Büttel seine Kniee stützen mußte, und nicht vermei¬
nete, ich würde das Ende bis an den Berg mehr ableben.
Denn nunmehro war auch die letzte Hoffnung, so ich
mir gemachet, verschwunden, und ich sahe, daß meim
unschuldigen Lämmelein auch also umb ihr Herze war.
Hierzu kam, daß Ehre Martinus sie schalt, wie Dn.
Consul
gethan, und sagte: er sähe anjetzo selbsten,
daß alle ihre Schwüre, Lügen gewest und sie in Wahr¬
heit Wetter machen könne. Hierauf gab sie zur Ant¬
wort und zwar lächelnde, obwohl sie so weiß, wie ein
Laken anzusehen war: "Ei Herr Päte, gläubet Er denn
in Wahrheit, daß unser Herr Gott nicht mehr das Wet¬
ter macht? Seind denn Gewitter umb diese Jahreszeit
also selten, daß sie der böse Feind nur machen kann?
Nein, ich habe den Taufbund, so Er einstmals für mich
geschlossen nicht gebrochen und will ihn nimmer brechen,
so wahr mir Gott gnädig sei in meinem letzten Stünd¬
lein so nunmehro schon geschlagen!" Aber Ehre Mar¬

17*
Capitel 28.

Wie mein Töchterlein endlich durch des allbarm¬
herzigen, ach des allbarmherzigen Gottes Hülf
gerettet wird.


Hierzwiſchen war ich aber, von wegen meinem
Unglauben, womit mich Satanas wiederumb ver¬
ſuchte, alſo ſchwach worden, daß ich meinen Rücken an
den Büttel ſeine Kniee ſtützen mußte, und nicht vermei¬
nete, ich würde das Ende bis an den Berg mehr ableben.
Denn nunmehro war auch die letzte Hoffnung, ſo ich
mir gemachet, verſchwunden, und ich ſahe, daß meim
unſchuldigen Lämmelein auch alſo umb ihr Herze war.
Hierzu kam, daß Ehre Martinus ſie ſchalt, wie Dn.
Consul
gethan, und ſagte: er ſähe anjetzo ſelbſten,
daß alle ihre Schwüre, Lügen geweſt und ſie in Wahr¬
heit Wetter machen könne. Hierauf gab ſie zur Ant¬
wort und zwar lächelnde, obwohl ſie ſo weiß, wie ein
Laken anzuſehen war: „Ei Herr Päte, gläubet Er denn
in Wahrheit, daß unſer Herr Gott nicht mehr das Wet¬
ter macht? Seind denn Gewitter umb dieſe Jahreszeit
alſo ſelten, daß ſie der böſe Feind nur machen kann?
Nein, ich habe den Taufbund, ſo Er einſtmals für mich
geſchloſſen nicht gebrochen und will ihn nimmer brechen,
ſo wahr mir Gott gnädig ſei in meinem letzten Stünd¬
lein ſo nunmehro ſchon geſchlagen!" Aber Ehre Mar¬

17*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0275" n="259"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Capitel</hi> 28.<lb/></head>
        <argument>
          <p rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wie mein Töchterlein endlich durch des allbarm¬<lb/>
herzigen, ach des allbarmherzigen Gottes Hülf<lb/>
gerettet wird.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">H</hi>ierzwi&#x017F;chen war ich aber, von wegen meinem<lb/>
Unglauben, womit mich Satanas wiederumb ver¬<lb/>
&#x017F;uchte, al&#x017F;o &#x017F;chwach worden, daß ich meinen Rücken an<lb/>
den Büttel &#x017F;eine Kniee &#x017F;tützen mußte, und nicht vermei¬<lb/>
nete, ich würde das Ende bis an den Berg mehr ableben.<lb/>
Denn nunmehro war auch die letzte Hoffnung, &#x017F;o ich<lb/>
mir gemachet, ver&#x017F;chwunden, und ich &#x017F;ahe, daß meim<lb/>
un&#x017F;chuldigen Lämmelein auch al&#x017F;o umb ihr Herze war.<lb/>
Hierzu kam, daß Ehre Martinus &#x017F;ie &#x017F;chalt, wie <hi rendition="#aq #b">Dn.<lb/>
Consul</hi> gethan, und &#x017F;agte: er &#x017F;ähe anjetzo &#x017F;elb&#x017F;ten,<lb/>
daß alle ihre Schwüre, Lügen gewe&#x017F;t und &#x017F;ie in Wahr¬<lb/>
heit Wetter machen könne. Hierauf gab &#x017F;ie zur Ant¬<lb/>
wort und zwar lächelnde, obwohl &#x017F;ie &#x017F;o weiß, wie ein<lb/>
Laken anzu&#x017F;ehen war: &#x201E;Ei Herr Päte, gläubet Er denn<lb/>
in Wahrheit, daß un&#x017F;er Herr Gott nicht mehr das Wet¬<lb/>
ter macht? Seind denn Gewitter umb die&#x017F;e Jahreszeit<lb/>
al&#x017F;o &#x017F;elten, daß &#x017F;ie der bö&#x017F;e Feind nur machen kann?<lb/>
Nein, ich habe den Taufbund, &#x017F;o Er ein&#x017F;tmals für mich<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en nicht gebrochen und will ihn nimmer brechen,<lb/>
&#x017F;o wahr mir Gott gnädig &#x017F;ei in meinem letzten Stünd¬<lb/>
lein &#x017F;o nunmehro &#x017F;chon ge&#x017F;chlagen!" Aber Ehre Mar¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">17*<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0275] Capitel 28. Wie mein Töchterlein endlich durch des allbarm¬ herzigen, ach des allbarmherzigen Gottes Hülf gerettet wird. Hierzwiſchen war ich aber, von wegen meinem Unglauben, womit mich Satanas wiederumb ver¬ ſuchte, alſo ſchwach worden, daß ich meinen Rücken an den Büttel ſeine Kniee ſtützen mußte, und nicht vermei¬ nete, ich würde das Ende bis an den Berg mehr ableben. Denn nunmehro war auch die letzte Hoffnung, ſo ich mir gemachet, verſchwunden, und ich ſahe, daß meim unſchuldigen Lämmelein auch alſo umb ihr Herze war. Hierzu kam, daß Ehre Martinus ſie ſchalt, wie Dn. Consul gethan, und ſagte: er ſähe anjetzo ſelbſten, daß alle ihre Schwüre, Lügen geweſt und ſie in Wahr¬ heit Wetter machen könne. Hierauf gab ſie zur Ant¬ wort und zwar lächelnde, obwohl ſie ſo weiß, wie ein Laken anzuſehen war: „Ei Herr Päte, gläubet Er denn in Wahrheit, daß unſer Herr Gott nicht mehr das Wet¬ ter macht? Seind denn Gewitter umb dieſe Jahreszeit alſo ſelten, daß ſie der böſe Feind nur machen kann? Nein, ich habe den Taufbund, ſo Er einſtmals für mich geſchloſſen nicht gebrochen und will ihn nimmer brechen, ſo wahr mir Gott gnädig ſei in meinem letzten Stünd¬ lein ſo nunmehro ſchon geſchlagen!" Aber Ehre Mar¬ 17*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/275
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/275>, abgerufen am 24.11.2024.