Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

f. G. das Gezeugnüß Eines ehrsamen Gerichtes kopf¬
schüttelnd gelesen, hätte er demüthig umb eine Ehren¬
erklärung vor mein Töchterlein gebeten, auch S. f. G.
imploriret ihm literas commendatitias *) an unsern
allergnädigsten Kaiser, nacher Wien mitzugeben, umb
meinen Adelsbrief zu renoviren, angesehen er gesonnen
sei, kein ander Mädken in seinem Leben zu heurathen
denn mein Töchterlein.

Als sie solches hörete, that sie einen Freudenschrei
und fiel in Unmacht mit dem Kopf an die Wand. Aber
der Junker begriff sie in seine Arme, gab ihr an die
drei Küßekens (so ich nunmehro auch ihme nicht wegern
wollte, da ich mit Freuden sahe, wo es hinauslief) und
als sie wieder bei sich kommen fragete er: ob sie ihn
nicht wölle, daß sie bei seinen Worten einen solchen Schrei
gethan? worauf sie sprach: "ob ich Ihn nicht will mein
Herre? Ach fast so lieb als meinen Gott und Erlöser
will ich Ihne! Nunmehro hat Er mir erstlich mein Le¬
ben gerettet, und mein Herze vom Scheiterhaufen ge¬
rissen, auf dem es ohne Ihn gebrennet hätte sein Leben¬
lang !" Weinete hierauf für Freuden, als er sie auf sei¬
nen Schooß niederzog, und umbfing mit ihren Hände¬
kens seinen Nacken.

Saßen auch also und caressireten eine ganze Zeit,
bis der Junker wieder mein ansichtig wurde und sprach:
"was sagt Er dazu, es ist doch auch Sein Wille Ehre

*) Empfehlungsschreiben.

f. G. das Gezeugnüß Eines ehrſamen Gerichtes kopf¬
ſchüttelnd geleſen, hätte er demüthig umb eine Ehren¬
erklärung vor mein Töchterlein gebeten, auch S. f. G.
imploriret ihm literas commendatitias *) an unſern
allergnädigſten Kaiſer, nacher Wien mitzugeben, umb
meinen Adelsbrief zu renoviren, angeſehen er geſonnen
ſei, kein ander Mädken in ſeinem Leben zu heurathen
denn mein Töchterlein.

Als ſie ſolches hörete, that ſie einen Freudenſchrei
und fiel in Unmacht mit dem Kopf an die Wand. Aber
der Junker begriff ſie in ſeine Arme, gab ihr an die
drei Küßekens (ſo ich nunmehro auch ihme nicht wegern
wollte, da ich mit Freuden ſahe, wo es hinauslief) und
als ſie wieder bei ſich kommen fragete er: ob ſie ihn
nicht wölle, daß ſie bei ſeinen Worten einen ſolchen Schrei
gethan? worauf ſie ſprach: „ob ich Ihn nicht will mein
Herre? Ach faſt ſo lieb als meinen Gott und Erlöſer
will ich Ihne! Nunmehro hat Er mir erſtlich mein Le¬
ben gerettet, und mein Herze vom Scheiterhaufen ge¬
riſſen, auf dem es ohne Ihn gebrennet hätte ſein Leben¬
lang !“ Weinete hierauf für Freuden, als er ſie auf ſei¬
nen Schooß niederzog, und umbfing mit ihren Hände¬
kens ſeinen Nacken.

Saßen auch alſo und careſſireten eine ganze Zeit,
bis der Junker wieder mein anſichtig wurde und ſprach:
„was ſagt Er dazu, es iſt doch auch Sein Wille Ehre

*) Empfehlungsſchreiben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0303" n="287"/>
f. G. das Gezeugnüß Eines ehr&#x017F;amen Gerichtes kopf¬<lb/>
&#x017F;chüttelnd gele&#x017F;en, hätte er demüthig umb eine Ehren¬<lb/>
erklärung vor mein Töchterlein gebeten, auch S. f. G.<lb/>
imploriret ihm literas <hi rendition="#aq">commendatitias</hi> <note place="foot" n="*)">Empfehlungs&#x017F;chreiben.</note> an un&#x017F;ern<lb/>
allergnädig&#x017F;ten Kai&#x017F;er, nacher Wien mitzugeben, umb<lb/>
meinen Adelsbrief zu renoviren, ange&#x017F;ehen er ge&#x017F;onnen<lb/>
&#x017F;ei, kein ander Mädken in &#x017F;einem Leben zu heurathen<lb/>
denn mein Töchterlein.</p><lb/>
        <p>Als &#x017F;ie &#x017F;olches hörete, that &#x017F;ie einen Freuden&#x017F;chrei<lb/>
und fiel in Unmacht mit dem Kopf an die Wand. Aber<lb/>
der Junker begriff &#x017F;ie in &#x017F;eine Arme, gab ihr an die<lb/>
drei Küßekens (&#x017F;o ich nunmehro auch ihme nicht wegern<lb/>
wollte, da ich mit Freuden &#x017F;ahe, wo es hinauslief) und<lb/>
als &#x017F;ie wieder bei &#x017F;ich kommen fragete er: ob &#x017F;ie ihn<lb/>
nicht wölle, daß &#x017F;ie bei &#x017F;einen Worten einen &#x017F;olchen Schrei<lb/>
gethan? worauf &#x017F;ie &#x017F;prach: &#x201E;ob ich Ihn nicht will mein<lb/>
Herre? Ach fa&#x017F;t &#x017F;o lieb als meinen Gott und Erlö&#x017F;er<lb/>
will ich Ihne! Nunmehro hat Er mir er&#x017F;tlich mein Le¬<lb/>
ben gerettet, und mein Herze vom Scheiterhaufen ge¬<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en, auf dem es ohne Ihn gebrennet hätte &#x017F;ein Leben¬<lb/>
lang !&#x201C; Weinete hierauf für Freuden, als er &#x017F;ie auf &#x017F;ei¬<lb/>
nen Schooß niederzog, und umbfing mit ihren Hände¬<lb/>
kens &#x017F;einen Nacken.</p><lb/>
        <p>Saßen auch al&#x017F;o und care&#x017F;&#x017F;ireten eine ganze Zeit,<lb/>
bis der Junker wieder mein an&#x017F;ichtig wurde und &#x017F;prach:<lb/>
&#x201E;was &#x017F;agt Er dazu, es i&#x017F;t doch auch Sein Wille Ehre<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0303] f. G. das Gezeugnüß Eines ehrſamen Gerichtes kopf¬ ſchüttelnd geleſen, hätte er demüthig umb eine Ehren¬ erklärung vor mein Töchterlein gebeten, auch S. f. G. imploriret ihm literas commendatitias *) an unſern allergnädigſten Kaiſer, nacher Wien mitzugeben, umb meinen Adelsbrief zu renoviren, angeſehen er geſonnen ſei, kein ander Mädken in ſeinem Leben zu heurathen denn mein Töchterlein. Als ſie ſolches hörete, that ſie einen Freudenſchrei und fiel in Unmacht mit dem Kopf an die Wand. Aber der Junker begriff ſie in ſeine Arme, gab ihr an die drei Küßekens (ſo ich nunmehro auch ihme nicht wegern wollte, da ich mit Freuden ſahe, wo es hinauslief) und als ſie wieder bei ſich kommen fragete er: ob ſie ihn nicht wölle, daß ſie bei ſeinen Worten einen ſolchen Schrei gethan? worauf ſie ſprach: „ob ich Ihn nicht will mein Herre? Ach faſt ſo lieb als meinen Gott und Erlöſer will ich Ihne! Nunmehro hat Er mir erſtlich mein Le¬ ben gerettet, und mein Herze vom Scheiterhaufen ge¬ riſſen, auf dem es ohne Ihn gebrennet hätte ſein Leben¬ lang !“ Weinete hierauf für Freuden, als er ſie auf ſei¬ nen Schooß niederzog, und umbfing mit ihren Hände¬ kens ſeinen Nacken. Saßen auch alſo und careſſireten eine ganze Zeit, bis der Junker wieder mein anſichtig wurde und ſprach: „was ſagt Er dazu, es iſt doch auch Sein Wille Ehre *) Empfehlungsſchreiben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/303
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/303>, abgerufen am 24.11.2024.