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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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wie auch mein Ackersknecht, mit nacher Mellenthin fah¬
ren, damit Herrschaft und Gesinde sich nach so viel Trüb¬
sal zusammen freuen könnten.

Und da der liebe Junker bei uns die Nachtherberge
nehmen wollte, mußte er bei mir in der kleinen Ach¬
terstuben schlafen (denn ich kunnte doch nit wissen was
fürfallen würde). Schlief auch bald wie ein Dachs, aber
in meine Augen kam kein Schlaf, für Freuden, sondern
betete die ganze liebe Nacht oder gedachte an meine
Predigt. Erst umb die Morgenzeit drusete ich ein we¬
nig ein, und als ich aufstund saß der Junker schon in
der Vorderstuben bei meim Töchterlein, welche allbereits
das schwarze seidine Kleid anhatte, so er ihr mitgebracht,
und wie durch ein Wunderwerk frischer aussahe, denn
da der schwedische König kam, so daß ich sie mein Leb¬
tage nit frischer und hübscher gesehen. Item hatte der
Junker schon sein schwarz Wammes an und suchte ihr
die besten Zweigleine zum Myrthenkranz aus, den sie
sich wunde. Legte aber ihren Kranz sogleich auf die
Bank, fallete ihre Händleins und betete nach ihrer Ge¬
wohnheit den Morgenseegen, als sie mich ankommen
sahe, welche Demuth den Junker sehr erfreuete, und
er bat es in Zukunft bei ihme auch also zu halten, was
sie auch zu thun versprach.

Bald hierauf gingen wir auch zur lieben Kirchen
in die Beichte und, dieweil der Junker mein Töchter¬
lein unter ihrem Arm gefasset, blieb alles Volk für
Verwunderung stehen und rißen den Hals auf, so weit

wie auch mein Ackersknecht, mit nacher Mellenthin fah¬
ren, damit Herrſchaft und Geſinde ſich nach ſo viel Trüb¬
ſal zuſammen freuen könnten.

Und da der liebe Junker bei uns die Nachtherberge
nehmen wollte, mußte er bei mir in der kleinen Ach¬
terſtuben ſchlafen (denn ich kunnte doch nit wiſſen was
fürfallen würde). Schlief auch bald wie ein Dachs, aber
in meine Augen kam kein Schlaf, für Freuden, ſondern
betete die ganze liebe Nacht oder gedachte an meine
Predigt. Erſt umb die Morgenzeit druſete ich ein we¬
nig ein, und als ich aufſtund ſaß der Junker ſchon in
der Vorderſtuben bei meim Töchterlein, welche allbereits
das ſchwarze ſeidine Kleid anhatte, ſo er ihr mitgebracht,
und wie durch ein Wunderwerk friſcher ausſahe, denn
da der ſchwediſche König kam, ſo daß ich ſie mein Leb¬
tage nit friſcher und hübſcher geſehen. Item hatte der
Junker ſchon ſein ſchwarz Wammes an und ſuchte ihr
die beſten Zweigleine zum Myrthenkranz aus, den ſie
ſich wunde. Legte aber ihren Kranz ſogleich auf die
Bank, fallete ihre Händleins und betete nach ihrer Ge¬
wohnheit den Morgenſeegen, als ſie mich ankommen
ſahe, welche Demuth den Junker ſehr erfreuete, und
er bat es in Zukunft bei ihme auch alſo zu halten, was
ſie auch zu thun verſprach.

Bald hierauf gingen wir auch zur lieben Kirchen
in die Beichte und, dieweil der Junker mein Töchter¬
lein unter ihrem Arm gefaſſet, blieb alles Volk für
Verwunderung ſtehen und rißen den Hals auf, ſo weit

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[292/0308] wie auch mein Ackersknecht, mit nacher Mellenthin fah¬ ren, damit Herrſchaft und Geſinde ſich nach ſo viel Trüb¬ ſal zuſammen freuen könnten. Und da der liebe Junker bei uns die Nachtherberge nehmen wollte, mußte er bei mir in der kleinen Ach¬ terſtuben ſchlafen (denn ich kunnte doch nit wiſſen was fürfallen würde). Schlief auch bald wie ein Dachs, aber in meine Augen kam kein Schlaf, für Freuden, ſondern betete die ganze liebe Nacht oder gedachte an meine Predigt. Erſt umb die Morgenzeit druſete ich ein we¬ nig ein, und als ich aufſtund ſaß der Junker ſchon in der Vorderſtuben bei meim Töchterlein, welche allbereits das ſchwarze ſeidine Kleid anhatte, ſo er ihr mitgebracht, und wie durch ein Wunderwerk friſcher ausſahe, denn da der ſchwediſche König kam, ſo daß ich ſie mein Leb¬ tage nit friſcher und hübſcher geſehen. Item hatte der Junker ſchon ſein ſchwarz Wammes an und ſuchte ihr die beſten Zweigleine zum Myrthenkranz aus, den ſie ſich wunde. Legte aber ihren Kranz ſogleich auf die Bank, fallete ihre Händleins und betete nach ihrer Ge¬ wohnheit den Morgenſeegen, als ſie mich ankommen ſahe, welche Demuth den Junker ſehr erfreuete, und er bat es in Zukunft bei ihme auch alſo zu halten, was ſie auch zu thun verſprach. Bald hierauf gingen wir auch zur lieben Kirchen in die Beichte und, dieweil der Junker mein Töchter¬ lein unter ihrem Arm gefaſſet, blieb alles Volk für Verwunderung ſtehen und rißen den Hals auf, ſo weit

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/308>, abgerufen am 25.11.2024.