Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.Art und Gattung preiszugeben - wie es Weininger in Nach diesen weitschweifigen Präliminarien kommt der Man komme nicht immer wieder mit der abgeschmackten Art und Gattung preiszugeben – wie es Weininger in Nach diesen weitschweifigen Präliminarien kommt der Man komme nicht immer wieder mit der abgeschmackten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="14"/> Art und Gattung preiszugeben – wie es Weininger in<lb/> seinem Haß gegen <hi rendition="#g">weibliche</hi> Art im besonderen und<lb/> gegen den Fortbestand der Gattung <hi rendition="#g">im weiteren</hi> – verlangt.<lb/> Daß aber seine blinde <hi rendition="#g">Verneinung</hi> des Weiblichen<lb/> ihn in letzter Konsequenz dahinführt, eine allgemeine Vermenschlichung<lb/> zu befürworten – nennt er sie auch fälschlich<lb/> »Vermännlichung«, – gibt die Berechtigung, ihn und<lb/> sein Werk als einen Teil »von jener Kraft, die stets das<lb/> Böse will und stets das Gute schafft«, zu betrachten.<lb/></p> <p>Nach diesen weitschweifigen Präliminarien kommt der<lb/> Verfasser endlich zu jener Frage, deren »theoretischer und<lb/><hi rendition="#g">praktischer</hi> (!) Lösung dieses Buch gewidmet ist« –<lb/> nämlich zur Frauenfrage – »<hi rendition="#g">soferne sie nicht</hi>« – man<lb/> höre und staune über die merkwürdige Klausel – »theoretisch<lb/> eine Frage der Ethnologie und Nationalökonomie, also<lb/> der Sozialwissenschaft im weitesten Sinne, praktisch eine<lb/> Frage der Rechts- und Wirtschaftsordnung, der sozialen<lb/> Politik ist«. Das <hi rendition="#g">ist</hi> sie aber doch in eminentester Weise!<lb/> Von ihrem wirtschaftlichen Hintergrunde <hi rendition="#g">absehen</hi>, heißt,<lb/> einen metaphysischen Begriff, der erst in letzter Linie in<lb/> Betracht kommt, an Stelle des wahrhaft treibenden, ehernen<lb/> Motives der Frauenbewegung setzen – der gebieterischen,<lb/> wirtschaftlichen Gründe, – die sich gegenüber dem tragischen<lb/> Mißverhältnis zwischen blühender, brauchbarer, unbenützter<lb/> Kraft und materieller Not oder Abhängigkeit nicht<lb/> mehr länger zurückweisen ließen. Aber nicht die wirtschaftlichen,<lb/> die gesellschaftlichen, die moralischen Bestrebungen<lb/> der Frauenbewegung will Weininger als Emanzipation bezeichnet<lb/> wissen – sondern – (man rate erstaunt, was<lb/> sonst noch bleibt) – »das Phänomen des Willens der Frau<lb/> – dem Manne ‚innerlich gleich‘ zu werden«. Aber den hat<lb/> sie ja gar nicht!<lb/></p> <p>Man komme nicht immer wieder mit der abgeschmackten<lb/> Phrase, die man der Frauenbewegung (und der Sozialdemokratie)<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0020]
Art und Gattung preiszugeben – wie es Weininger in
seinem Haß gegen weibliche Art im besonderen und
gegen den Fortbestand der Gattung im weiteren – verlangt.
Daß aber seine blinde Verneinung des Weiblichen
ihn in letzter Konsequenz dahinführt, eine allgemeine Vermenschlichung
zu befürworten – nennt er sie auch fälschlich
»Vermännlichung«, – gibt die Berechtigung, ihn und
sein Werk als einen Teil »von jener Kraft, die stets das
Böse will und stets das Gute schafft«, zu betrachten.
Nach diesen weitschweifigen Präliminarien kommt der
Verfasser endlich zu jener Frage, deren »theoretischer und
praktischer (!) Lösung dieses Buch gewidmet ist« –
nämlich zur Frauenfrage – »soferne sie nicht« – man
höre und staune über die merkwürdige Klausel – »theoretisch
eine Frage der Ethnologie und Nationalökonomie, also
der Sozialwissenschaft im weitesten Sinne, praktisch eine
Frage der Rechts- und Wirtschaftsordnung, der sozialen
Politik ist«. Das ist sie aber doch in eminentester Weise!
Von ihrem wirtschaftlichen Hintergrunde absehen, heißt,
einen metaphysischen Begriff, der erst in letzter Linie in
Betracht kommt, an Stelle des wahrhaft treibenden, ehernen
Motives der Frauenbewegung setzen – der gebieterischen,
wirtschaftlichen Gründe, – die sich gegenüber dem tragischen
Mißverhältnis zwischen blühender, brauchbarer, unbenützter
Kraft und materieller Not oder Abhängigkeit nicht
mehr länger zurückweisen ließen. Aber nicht die wirtschaftlichen,
die gesellschaftlichen, die moralischen Bestrebungen
der Frauenbewegung will Weininger als Emanzipation bezeichnet
wissen – sondern – (man rate erstaunt, was
sonst noch bleibt) – »das Phänomen des Willens der Frau
– dem Manne ‚innerlich gleich‘ zu werden«. Aber den hat
sie ja gar nicht!
Man komme nicht immer wieder mit der abgeschmackten
Phrase, die man der Frauenbewegung (und der Sozialdemokratie)
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