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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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"lich werden wolle, für den er bisher nur
"gegolten habe."

Man kann sich leicht denken, wie erstaunt
der Geistliche bei diesem Geständnisse da stand.
Sein Gewissen gab die Verschweigung der
Schuld nicht zu. Der Missethäter ward ver-
haftet. Nach unsern Gesezzen wäre sein Tod,
-- oder in einigen Provinzen Teutschlands
eine den Tod an Bitterkeit noch übertreffen-
de, unerlaßliche Strafe! -- gewiß gewe-
sen. Doch in Kurland haben alle Gutsbe-
sizzer auf ihren Gütern die sogenannten ho-
hen Gerichte. Der gütige Graf von Medem
ersezte (was ihm zum Theil als Gutsbesizzer
schon oblag) den Schaden der Abgebrannten;
und da durch den Missethäter wenigstens kein
Blut vergossen worden, so legte er ihm nur
eine Leibesstrafe, und dreijährige Bauarbeit
in Ketten auf. Zugleich aber traf er An-
stalt, daß dieser Unglückliche richtigere Be-
griffe von der Religion, die er entweiht hatte,

„lich werden wolle, fuͤr den er bisher nur
„gegolten habe.“

Man kann ſich leicht denken, wie erſtaunt
der Geiſtliche bei dieſem Geſtaͤndniſſe da ſtand.
Sein Gewiſſen gab die Verſchweigung der
Schuld nicht zu. Der Miſſethaͤter ward ver-
haftet. Nach unſern Geſezzen waͤre ſein Tod,
— oder in einigen Provinzen Teutſchlands
eine den Tod an Bitterkeit noch uͤbertreffen-
de, unerlaßliche Strafe! — gewiß gewe-
ſen. Doch in Kurland haben alle Gutsbe-
ſizzer auf ihren Guͤtern die ſogenannten ho-
hen Gerichte. Der guͤtige Graf von Medem
erſezte (was ihm zum Theil als Gutsbeſizzer
ſchon oblag) den Schaden der Abgebrannten;
und da durch den Miſſethaͤter wenigſtens kein
Blut vergoſſen worden, ſo legte er ihm nur
eine Leibesſtrafe, und dreijaͤhrige Bauarbeit
in Ketten auf. Zugleich aber traf er An-
ſtalt, daß dieſer Ungluͤckliche richtigere Be-
griffe von der Religion, die er entweiht hatte,

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[204/0212] „lich werden wolle, fuͤr den er bisher nur „gegolten habe.“ Man kann ſich leicht denken, wie erſtaunt der Geiſtliche bei dieſem Geſtaͤndniſſe da ſtand. Sein Gewiſſen gab die Verſchweigung der Schuld nicht zu. Der Miſſethaͤter ward ver- haftet. Nach unſern Geſezzen waͤre ſein Tod, — oder in einigen Provinzen Teutſchlands eine den Tod an Bitterkeit noch uͤbertreffen- de, unerlaßliche Strafe! — gewiß gewe- ſen. Doch in Kurland haben alle Gutsbe- ſizzer auf ihren Guͤtern die ſogenannten ho- hen Gerichte. Der guͤtige Graf von Medem erſezte (was ihm zum Theil als Gutsbeſizzer ſchon oblag) den Schaden der Abgebrannten; und da durch den Miſſethaͤter wenigſtens kein Blut vergoſſen worden, ſo legte er ihm nur eine Leibesſtrafe, und dreijaͤhrige Bauarbeit in Ketten auf. Zugleich aber traf er An- ſtalt, daß dieſer Ungluͤckliche richtigere Be- griffe von der Religion, die er entweiht hatte,

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/212>, abgerufen am 27.11.2024.