des Abends vorher befindlich gewesen, und hatte sich zu gewöhnlicher Zeit schlafen gelegt. Ueber alle diese Punkte stelte er unverwerfliche Zeugen. Wolte man ihn auch für ruchlos genug halten, daß er einen solchen wichtigen, (für Leute seines Standes zwiefach ehrwürdi- gen) Tag durch einen so großen Frevel habe entheiligen können; so widersprach doch die Entfernung der Oerter und die Gewisheit sei- nes Nachtlagers, aller Möglichkeit einer Anle- gung durch ihn; und von irgend einer Mitge- nossenschaft, wo andre in seinem Namen Rache verübt haben könten, äußerte sich auch nicht die geringste Spur. Der Jnquisit blieb daher zwar im Verhaft, aber in sehr leidlichem. Seine Sache ward verschickt. Man sah zum Voraus, daß auf den Schwur gesprochen werden und er damit loskommen würde.
Während dieses Zwischenraums, und in- dem er sein Urtheil erwartete, überfiel ihn eine ziemlich gefährliche Krankheit. Um ihn bei solcher gehörig abzuwarten, brachte man
O
des Abends vorher befindlich geweſen, und hatte ſich zu gewoͤhnlicher Zeit ſchlafen gelegt. Ueber alle dieſe Punkte ſtelte er unverwerfliche Zeugen. Wolte man ihn auch fuͤr ruchlos genug halten, daß er einen ſolchen wichtigen, (fuͤr Leute ſeines Standes zwiefach ehrwuͤrdi- gen) Tag durch einen ſo großen Frevel habe entheiligen koͤnnen; ſo widerſprach doch die Entfernung der Oerter und die Gewisheit ſei- nes Nachtlagers, aller Moͤglichkeit einer Anle- gung durch ihn; und von irgend einer Mitge- noſſenſchaft, wo andre in ſeinem Namen Rache veruͤbt haben koͤnten, aͤußerte ſich auch nicht die geringſte Spur. Der Jnquiſit blieb daher zwar im Verhaft, aber in ſehr leidlichem. Seine Sache ward verſchickt. Man ſah zum Voraus, daß auf den Schwur geſprochen werden und er damit loskommen wuͤrde.
Waͤhrend dieſes Zwiſchenraums, und in- dem er ſein Urtheil erwartete, uͤberfiel ihn eine ziemlich gefaͤhrliche Krankheit. Um ihn bei ſolcher gehoͤrig abzuwarten, brachte man
O
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0217"n="209"/>
des Abends vorher befindlich geweſen, und<lb/>
hatte ſich zu gewoͤhnlicher Zeit ſchlafen gelegt.<lb/>
Ueber alle dieſe Punkte ſtelte er unverwerfliche<lb/>
Zeugen. Wolte man ihn auch fuͤr ruchlos<lb/>
genug halten, daß er einen ſolchen wichtigen,<lb/>
(fuͤr Leute ſeines Standes zwiefach ehrwuͤrdi-<lb/>
gen) Tag durch einen ſo großen Frevel habe<lb/>
entheiligen koͤnnen; ſo widerſprach doch die<lb/>
Entfernung der Oerter und die Gewisheit ſei-<lb/>
nes Nachtlagers, aller Moͤglichkeit einer Anle-<lb/>
gung durch ihn; und von irgend einer Mitge-<lb/>
noſſenſchaft, wo andre in ſeinem Namen Rache<lb/>
veruͤbt haben koͤnten, aͤußerte ſich auch nicht die<lb/>
geringſte Spur. Der Jnquiſit blieb daher zwar<lb/>
im Verhaft, aber in ſehr leidlichem. Seine<lb/>
Sache ward verſchickt. Man ſah zum<lb/>
Voraus, daß auf den <hirendition="#g">Schwur</hi> geſprochen<lb/>
werden und er damit loskommen wuͤrde.</p><lb/><p>Waͤhrend dieſes Zwiſchenraums, und in-<lb/>
dem er ſein Urtheil erwartete, uͤberfiel ihn<lb/>
eine ziemlich gefaͤhrliche Krankheit. Um ihn<lb/>
bei ſolcher gehoͤrig abzuwarten, brachte man<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[209/0217]
des Abends vorher befindlich geweſen, und
hatte ſich zu gewoͤhnlicher Zeit ſchlafen gelegt.
Ueber alle dieſe Punkte ſtelte er unverwerfliche
Zeugen. Wolte man ihn auch fuͤr ruchlos
genug halten, daß er einen ſolchen wichtigen,
(fuͤr Leute ſeines Standes zwiefach ehrwuͤrdi-
gen) Tag durch einen ſo großen Frevel habe
entheiligen koͤnnen; ſo widerſprach doch die
Entfernung der Oerter und die Gewisheit ſei-
nes Nachtlagers, aller Moͤglichkeit einer Anle-
gung durch ihn; und von irgend einer Mitge-
noſſenſchaft, wo andre in ſeinem Namen Rache
veruͤbt haben koͤnten, aͤußerte ſich auch nicht die
geringſte Spur. Der Jnquiſit blieb daher zwar
im Verhaft, aber in ſehr leidlichem. Seine
Sache ward verſchickt. Man ſah zum
Voraus, daß auf den Schwur geſprochen
werden und er damit loskommen wuͤrde.
Waͤhrend dieſes Zwiſchenraums, und in-
dem er ſein Urtheil erwartete, uͤberfiel ihn
eine ziemlich gefaͤhrliche Krankheit. Um ihn
bei ſolcher gehoͤrig abzuwarten, brachte man
O
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/217>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.