Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Vergebens hatte die Aufwärterin ihm Geld
über Geld versprochen; vergebens sich selbst
zur Befriedigung seiner Wollust angeboten;
vergebens, auf sein Hohngelächter, eine jün-
gere Liebschaft zu verschaffen, sich verbindlich
gemacht. Er blieb bei seinem Begehren, und
sie mußte die Nachricht überbringen.

Mit äußerstem Abscheu lehnte das Mäd-
chen diesen Vorschlag ab. Der Bediente ward
selbst gerufen; sie bot ihm zum Geschenke al-
les an, was sie von baarem Gelde besaß.
Sie bot ihm sogar ihre Juwelen, die -- da
sie eine Russin war, -- auf hohen Werth
sich beliefen. Sie erklärte sich mit der mög-
lichsten Entschlossenheit, daß sie in sein vo-
riges Verlangen nie willigen werde. Aber
der verstockte Nichtswürdige beharrte auf sei-
ner Bedingung; und drohte endlich, als das
Weigern ihm zu lange währte, sofort hinzu-
gehen, und der Obrigkeit alles, alles anzu-
zeigen.

Vergebens hatte die Aufwaͤrterin ihm Geld
uͤber Geld verſprochen; vergebens ſich ſelbſt
zur Befriedigung ſeiner Wolluſt angeboten;
vergebens, auf ſein Hohngelaͤchter, eine juͤn-
gere Liebſchaft zu verſchaffen, ſich verbindlich
gemacht. Er blieb bei ſeinem Begehren, und
ſie mußte die Nachricht uͤberbringen.

Mit aͤußerſtem Abſcheu lehnte das Maͤd-
chen dieſen Vorſchlag ab. Der Bediente ward
ſelbſt gerufen; ſie bot ihm zum Geſchenke al-
les an, was ſie von baarem Gelde beſaß.
Sie bot ihm ſogar ihre Juwelen, die — da
ſie eine Ruſſin war, — auf hohen Werth
ſich beliefen. Sie erklaͤrte ſich mit der moͤg-
lichſten Entſchloſſenheit, daß ſie in ſein vo-
riges Verlangen nie willigen werde. Aber
der verſtockte Nichtswuͤrdige beharrte auf ſei-
ner Bedingung; und drohte endlich, als das
Weigern ihm zu lange waͤhrte, ſofort hinzu-
gehen, und der Obrigkeit alles, alles anzu-
zeigen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0022" n="14"/>
Vergebens hatte die Aufwa&#x0364;rterin ihm Geld<lb/>
u&#x0364;ber Geld ver&#x017F;prochen; vergebens &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zur Befriedigung &#x017F;einer Wollu&#x017F;t angeboten;<lb/>
vergebens, auf &#x017F;ein Hohngela&#x0364;chter, eine ju&#x0364;n-<lb/>
gere Lieb&#x017F;chaft zu ver&#x017F;chaffen, &#x017F;ich verbindlich<lb/>
gemacht. Er blieb bei &#x017F;einem Begehren, und<lb/>
&#x017F;ie mußte die Nachricht u&#x0364;berbringen.</p><lb/>
          <p>Mit a&#x0364;ußer&#x017F;tem Ab&#x017F;cheu lehnte das Ma&#x0364;d-<lb/>
chen die&#x017F;en Vor&#x017F;chlag ab. Der Bediente ward<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gerufen; &#x017F;ie bot ihm zum Ge&#x017F;chenke al-<lb/>
les an, was &#x017F;ie von baarem Gelde be&#x017F;aß.<lb/>
Sie bot ihm &#x017F;ogar ihre Juwelen, die &#x2014; da<lb/>
&#x017F;ie eine Ru&#x017F;&#x017F;in war, &#x2014; auf hohen Werth<lb/>
&#x017F;ich beliefen. Sie erkla&#x0364;rte &#x017F;ich mit der mo&#x0364;g-<lb/>
lich&#x017F;ten Ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enheit, daß &#x017F;ie in &#x017F;ein vo-<lb/>
riges Verlangen nie willigen werde. Aber<lb/>
der ver&#x017F;tockte Nichtswu&#x0364;rdige beharrte auf &#x017F;ei-<lb/>
ner Bedingung; und drohte endlich, als das<lb/>
Weigern ihm zu lange wa&#x0364;hrte, &#x017F;ofort hinzu-<lb/>
gehen, und der Obrigkeit alles, alles anzu-<lb/>
zeigen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0022] Vergebens hatte die Aufwaͤrterin ihm Geld uͤber Geld verſprochen; vergebens ſich ſelbſt zur Befriedigung ſeiner Wolluſt angeboten; vergebens, auf ſein Hohngelaͤchter, eine juͤn- gere Liebſchaft zu verſchaffen, ſich verbindlich gemacht. Er blieb bei ſeinem Begehren, und ſie mußte die Nachricht uͤberbringen. Mit aͤußerſtem Abſcheu lehnte das Maͤd- chen dieſen Vorſchlag ab. Der Bediente ward ſelbſt gerufen; ſie bot ihm zum Geſchenke al- les an, was ſie von baarem Gelde beſaß. Sie bot ihm ſogar ihre Juwelen, die — da ſie eine Ruſſin war, — auf hohen Werth ſich beliefen. Sie erklaͤrte ſich mit der moͤg- lichſten Entſchloſſenheit, daß ſie in ſein vo- riges Verlangen nie willigen werde. Aber der verſtockte Nichtswuͤrdige beharrte auf ſei- ner Bedingung; und drohte endlich, als das Weigern ihm zu lange waͤhrte, ſofort hinzu- gehen, und der Obrigkeit alles, alles anzu- zeigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/22
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/22>, abgerufen am 09.11.2024.