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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Pulver im Stall und sezte desto schärfer in
So**rn, nach Prag zu gehn, und sich bei sei-
nem, da noch lebenden Vater zu erkundigen:
wie man Gift bekommen könne?

Hier ein trauriger Beweis mehr, für wie
wenigesGeld die dürftige Unwissenheit zum La-
ster, oder wenigstens zur Beförderung des La-
sters sich erkaufen läßt. Der Alte widerrieth
es anfangs seinem Sohn höchlich: mit solchen
Dingen sich zu befassen. Doch als er hörte,
daß Zen** es gern reichlich bezalen wolle, er-
bot er sich endlich doch, ein solches Mittel zu
verschaffen; und gab, nachdem er sich noch ein
paarmal dran erinnern lassen, für einen
baaren Gulden
, ein grünliches Pulver
her, das er für Gift erklärte, das aber, wie
man nachher erfuhr, blos in gestoßnem Grün-
span bestand. Voll Freuden brachte Zen**
würklich seiner Frau solches im Biere bei;
aber es bewürkte blos ein starkes Erbrechen;
sie genaß bald wieder; auf ihren Mann warf
sie auch nicht den geringsten Verdacht.

Pulver im Stall und ſezte deſto ſchaͤrfer in
So**rn, nach Prag zu gehn, und ſich bei ſei-
nem, da noch lebenden Vater zu erkundigen:
wie man Gift bekommen koͤnne?

Hier ein trauriger Beweis mehr, fuͤr wie
wenigesGeld die duͤrftige Unwiſſenheit zum La-
ſter, oder wenigſtens zur Befoͤrderung des La-
ſters ſich erkaufen laͤßt. Der Alte widerrieth
es anfangs ſeinem Sohn hoͤchlich: mit ſolchen
Dingen ſich zu befaſſen. Doch als er hoͤrte,
daß Zen** es gern reichlich bezalen wolle, er-
bot er ſich endlich doch, ein ſolches Mittel zu
verſchaffen; und gab, nachdem er ſich noch ein
paarmal dran erinnern laſſen, fuͤr einen
baaren Gulden
, ein gruͤnliches Pulver
her, das er fuͤr Gift erklaͤrte, das aber, wie
man nachher erfuhr, blos in geſtoßnem Gruͤn-
ſpan beſtand. Voll Freuden brachte Zen**
wuͤrklich ſeiner Frau ſolches im Biere bei;
aber es bewuͤrkte blos ein ſtarkes Erbrechen;
ſie genaß bald wieder; auf ihren Mann warf
ſie auch nicht den geringſten Verdacht.

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[224/0232] Pulver im Stall und ſezte deſto ſchaͤrfer in So**rn, nach Prag zu gehn, und ſich bei ſei- nem, da noch lebenden Vater zu erkundigen: wie man Gift bekommen koͤnne? Hier ein trauriger Beweis mehr, fuͤr wie wenigesGeld die duͤrftige Unwiſſenheit zum La- ſter, oder wenigſtens zur Befoͤrderung des La- ſters ſich erkaufen laͤßt. Der Alte widerrieth es anfangs ſeinem Sohn hoͤchlich: mit ſolchen Dingen ſich zu befaſſen. Doch als er hoͤrte, daß Zen** es gern reichlich bezalen wolle, er- bot er ſich endlich doch, ein ſolches Mittel zu verſchaffen; und gab, nachdem er ſich noch ein paarmal dran erinnern laſſen, fuͤr einen baaren Gulden, ein gruͤnliches Pulver her, das er fuͤr Gift erklaͤrte, das aber, wie man nachher erfuhr, blos in geſtoßnem Gruͤn- ſpan beſtand. Voll Freuden brachte Zen** wuͤrklich ſeiner Frau ſolches im Biere bei; aber es bewuͤrkte blos ein ſtarkes Erbrechen; ſie genaß bald wieder; auf ihren Mann warf ſie auch nicht den geringſten Verdacht.

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/232>, abgerufen am 27.11.2024.