davon gesagt. Daß bei diesem Leztern auch nur der entfernteste Verdacht, als ob er nicht Vater sei, obgewaltet, davon fand sich nir- gends eine Spur; aber eben so wenig änderte dieseEntdeckung seinenVorsaz, vielmehr glaubt' er um so mehr die Ausführung des Letztern be- schleunigen zu müssen. Er befahl dem Knechte, ihm im Walde zwei tüchtige eichne Knüttel ab- zuschneiden, und irgendwo im Hause zu verste- cken. Er sei, sagte er, Willens, seine Frau näch- stens einmal, noch vor Tages Anbruch zu ihren Eltern zu senden; dann könten sie ihr nach, und im Busche sie todtschlagen. So**r, -- entweder um wenigstens den Anschein nach seinen Willen zu thun, oder auch würklich zur That bereitwil- liger, wenn er bei ihr einen Genossen habe, -- brachte die Knittel. Der Ehmann quälte von nun an in Geheim sein Weib, daß sie doch einmal nach Hause gehn, und ihren Va- ter um Geld, dessen er bedürfe,*) ansprechen
*) Daß auch dies eine Unwahrheit war, sieht man daraus: daß er nachher allerdings baa- res Geld hatte, -- den Mörder zu lohnen.
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davon geſagt. Daß bei dieſem Leztern auch nur der entfernteſte Verdacht, als ob er nicht Vater ſei, obgewaltet, davon fand ſich nir- gends eine Spur; aber eben ſo wenig aͤnderte dieſeEntdeckung ſeinenVorſaz, vielmehr glaubt' er um ſo mehr die Ausfuͤhrung des Letztern be- ſchleunigen zu muͤſſen. Er befahl dem Knechte, ihm im Walde zwei tuͤchtige eichne Knuͤttel ab- zuſchneiden, und irgendwo im Hauſe zu verſte- cken. Er ſei, ſagte er, Willens, ſeine Frau naͤch- ſtens einmal, noch vor Tages Anbruch zu ihren Eltern zu ſenden; dann koͤnten ſie ihr nach, und im Buſche ſie todtſchlagen. So**r, — entweder um wenigſtens den Anſchein nach ſeinen Willen zu thun, oder auch wuͤrklich zur That bereitwil- liger, wenn er bei ihr einen Genoſſen habe, — brachte die Knittel. Der Ehmann quaͤlte von nun an in Geheim ſein Weib, daß ſie doch einmal nach Hauſe gehn, und ihren Va- ter um Geld, deſſen er beduͤrfe,*) anſprechen
*) Daß auch dies eine Unwahrheit war, ſieht man daraus: daß er nachher allerdings baa- res Geld hatte, — den Mörder zu lohnen.
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davon geſagt. Daß bei dieſem Leztern auch
nur der entfernteſte Verdacht, als ob er nicht
Vater ſei, obgewaltet, davon fand ſich nir-
gends eine Spur; aber eben ſo wenig aͤnderte
dieſeEntdeckung ſeinenVorſaz, vielmehr glaubt'
er um ſo mehr die Ausfuͤhrung des Letztern be-
ſchleunigen zu muͤſſen. Er befahl dem Knechte,
ihm im Walde zwei tuͤchtige eichne Knuͤttel ab-
zuſchneiden, und irgendwo im Hauſe zu verſte-
cken. Er ſei, ſagte er, Willens, ſeine Frau naͤch-
ſtens einmal, noch vor Tages Anbruch zu ihren
Eltern zu ſenden; dann koͤnten ſie ihr nach, und
im Buſche ſie todtſchlagen. So**r, — entweder
um wenigſtens den Anſchein nach ſeinen Willen
zu thun, oder auch wuͤrklich zur That bereitwil-
liger, wenn er bei ihr einen Genoſſen habe,
— brachte die Knittel. Der Ehmann quaͤlte
von nun an in Geheim ſein Weib, daß ſie
doch einmal nach Hauſe gehn, und ihren Va-
ter um Geld, deſſen er beduͤrfe, *) anſprechen
*) Daß auch dies eine Unwahrheit war, ſieht
man daraus: daß er nachher allerdings baa-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/235>, abgerufen am 23.11.2024.
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