oft in seinen Behauptungen rasch und dreist, und nahm sie doch nie zurück. Mit dem Va- ter des unglücklichen R. war er ziemlich gut bekannt gewesen; um den Handel des Sohnes hatte er sich wenig oder nichts bekümmert. Eben weil man überall so viel drüber sprach, hielt er es keines Wortes werth. Erst jezt, als er an einer großen Tafel mit dem Stadt- richter von N--g zusammen kam, als dieser viel von der unsäglichen Mühe sprach, welche ihm R. schon gemacht habe, und von der völ- ligen Unmöglichkeit diesen verschmizten Sün- der zum Geständnis zu bringen, da übereilte D. Falken seine gewöhnliche Hizze, und er behauptete: "Noch halt' er diesen Jn- "quisiten für keinen verschmizten Bösewicht, "sondern nur für einen etwas standhaf- "ten jungen Mann; und sonderbar müsse "es zugehn, daß man einen solchen nicht, "auch ohne Tortur, zur Beichte bringen "sollte, wenn man anders nur seine Sache "gescheut anzufangen wisse." Den Herrn Stadrichter verdros diese Behauptung, und
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oft in ſeinen Behauptungen raſch und dreiſt, und nahm ſie doch nie zuruͤck. Mit dem Va- ter des ungluͤcklichen R. war er ziemlich gut bekannt geweſen; um den Handel des Sohnes hatte er ſich wenig oder nichts bekuͤmmert. Eben weil man uͤberall ſo viel druͤber ſprach, hielt er es keines Wortes werth. Erſt jezt, als er an einer großen Tafel mit dem Stadt- richter von N—g zuſammen kam, als dieſer viel von der unſaͤglichen Muͤhe ſprach, welche ihm R. ſchon gemacht habe, und von der voͤl- ligen Unmoͤglichkeit dieſen verſchmizten Suͤn- der zum Geſtaͤndnis zu bringen, da uͤbereilte D. Falken ſeine gewoͤhnliche Hizze, und er behauptete: „Noch halt' er dieſen Jn- „quiſiten fuͤr keinen verſchmizten Boͤſewicht, „ſondern nur fuͤr einen etwas ſtandhaf- „ten jungen Mann; und ſonderbar muͤſſe „es zugehn, daß man einen ſolchen nicht, „auch ohne Tortur, zur Beichte bringen „ſollte, wenn man anders nur ſeine Sache „geſcheut anzufangen wiſſe.“ Den Herrn Stadrichter verdros dieſe Behauptung, und
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oft in ſeinen Behauptungen raſch und dreiſt,
und nahm ſie doch nie zuruͤck. Mit dem Va-
ter des ungluͤcklichen R. war er ziemlich gut
bekannt geweſen; um den Handel des Sohnes
hatte er ſich wenig oder nichts bekuͤmmert.
Eben weil man uͤberall ſo viel druͤber ſprach,
hielt er es keines Wortes werth. Erſt jezt,
als er an einer großen Tafel mit dem Stadt-
richter von N—g zuſammen kam, als dieſer
viel von der unſaͤglichen Muͤhe ſprach, welche
ihm R. ſchon gemacht habe, und von der voͤl-
ligen Unmoͤglichkeit dieſen verſchmizten Suͤn-
der zum Geſtaͤndnis zu bringen, da uͤbereilte
D. Falken ſeine gewoͤhnliche Hizze, und er
behauptete: „Noch halt' er dieſen Jn-
„quiſiten fuͤr keinen verſchmizten Boͤſewicht,
„ſondern nur fuͤr einen etwas ſtandhaf-
„ten jungen Mann; und ſonderbar muͤſſe
„es zugehn, daß man einen ſolchen nicht,
„auch ohne Tortur, zur Beichte bringen
„ſollte, wenn man anders nur ſeine Sache
„geſcheut anzufangen wiſſe.“ Den Herrn
Stadrichter verdros dieſe Behauptung, und
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/312>, abgerufen am 23.11.2024.
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