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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Gesprächs mit ihm erhalten zu haben. Erst,
als R zum drittenmal wieder anhob; als troz
jezziger frohen Minute, und troz des Weines,
doch wieder auf die Zukunft zu denken begann,
und seinen Wohlthäter beschwur, ihm zu sagen:
was wohl noch seiner warten dürfte? da schien
D. Falk endlich einem unterdrückten Gefühle
halb unwillkührlich Luft zu machen. Jndem er
aus der schon abnehmenden Flasche noch ein
Glas ihm einschenkte und hinreichte, sprach
er: "Unglücklicher, warum wilst du mitGewalt
wissen, was ich sogern dir verschwiege? daß
du heute vielleicht nur Stärke zu neuen Lei-
den samlest! daß allerdings wieder ein Be-
scheid da ist; und daß er dir noch eine Folte-
rung so hart, wo nicht härter, als die vori-
gen, zuerkent!"

R. bebte sichtlich, und faßte doch sogleich
sich wieder. "Noch eine Folter? rief er: und
wenn mein Unschuld auch diese übersteht? -- "
"Ja, junger Mann, wenn du unschuldig bist,
dann beklag' ich dich würklich! Denn auch nach
Ueberstehung aller Martern bleibt ewiges Ge-

Geſpraͤchs mit ihm erhalten zu haben. Erſt,
als R zum drittenmal wieder anhob; als troz
jezziger frohen Minute, und troz des Weines,
doch wieder auf die Zukunft zu denken begann,
und ſeinen Wohlthaͤter beſchwur, ihm zu ſagen:
was wohl noch ſeiner warten duͤrfte? da ſchien
D. Falk endlich einem unterdruͤckten Gefuͤhle
halb unwillkuͤhrlich Luft zu machen. Jndem er
aus der ſchon abnehmenden Flaſche noch ein
Glas ihm einſchenkte und hinreichte, ſprach
er: „Ungluͤcklicher, warum wilſt du mitGewalt
wiſſen, was ich ſogern dir verſchwiege? daß
du heute vielleicht nur Staͤrke zu neuen Lei-
den ſamleſt! daß allerdings wieder ein Be-
ſcheid da iſt; und daß er dir noch eine Folte-
rung ſo hart, wo nicht haͤrter, als die vori-
gen, zuerkent!“

R. bebte ſichtlich, und faßte doch ſogleich
ſich wieder. „Noch eine Folter? rief er: und
wenn mein Unſchuld auch dieſe uͤberſteht? — “
„Ja, junger Mann, wenn du unſchuldig biſt,
dann beklag' ich dich wuͤrklich! Denn auch nach
Ueberſtehung aller Martern bleibt ewiges Ge-

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[310/0318] Geſpraͤchs mit ihm erhalten zu haben. Erſt, als R zum drittenmal wieder anhob; als troz jezziger frohen Minute, und troz des Weines, doch wieder auf die Zukunft zu denken begann, und ſeinen Wohlthaͤter beſchwur, ihm zu ſagen: was wohl noch ſeiner warten duͤrfte? da ſchien D. Falk endlich einem unterdruͤckten Gefuͤhle halb unwillkuͤhrlich Luft zu machen. Jndem er aus der ſchon abnehmenden Flaſche noch ein Glas ihm einſchenkte und hinreichte, ſprach er: „Ungluͤcklicher, warum wilſt du mitGewalt wiſſen, was ich ſogern dir verſchwiege? daß du heute vielleicht nur Staͤrke zu neuen Lei- den ſamleſt! daß allerdings wieder ein Be- ſcheid da iſt; und daß er dir noch eine Folte- rung ſo hart, wo nicht haͤrter, als die vori- gen, zuerkent!“ R. bebte ſichtlich, und faßte doch ſogleich ſich wieder. „Noch eine Folter? rief er: und wenn mein Unſchuld auch dieſe uͤberſteht? — “ „Ja, junger Mann, wenn du unſchuldig biſt, dann beklag' ich dich wuͤrklich! Denn auch nach Ueberſtehung aller Martern bleibt ewiges Ge-

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/318>, abgerufen am 23.11.2024.