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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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einer solchen Geliebten auf. Jn wenigen Ta-
gen vernahm ganz Pavia mit Verwundrung,
daß Christine seine Gattin geworden sey.

Gasperinens gerechterUnwille läßt sich leich-
ter denken, als beschreiben. Ein Brief, voll
bittrer Vorwürfe wegen gebrochner Freund-
schaft, schloß sich mit Pisanis Herausfode-
rung. Sie schlugen sich; Pisani ward er-
stochen; Gasperino floh. Doch da er bei die-
sem ganzen Handel als ein Mann von Ehre
sich betragen hatte, erhielt er bald gerichtliche
Verzeihung, und erschien wieder zu Pavia.

Unwiderstehlich ist die Gewalt der Liebe!
Gasperino, von Christinen so unwürdig verra-
then, sah kaum diese gefährliche Schönheit
wieder, so entbrant' er von neuem gegen
dieselbe. Alle Schuld trug in seinen Gedan-
ken Pisani; dieser hatte verführt; Christine
blos gefehlt. Er begann daher abermals
ihr seine Aufwartung zu machen; sie betrach-
tete ihn mit dem lebhaftesten Gefühl von Haß
und Rachbegier; doch um die leztere zu befrie-

Y 4

einer ſolchen Geliebten auf. Jn wenigen Ta-
gen vernahm ganz Pavia mit Verwundrung,
daß Chriſtine ſeine Gattin geworden ſey.

Gaſperinens gerechterUnwille laͤßt ſich leich-
ter denken, als beſchreiben. Ein Brief, voll
bittrer Vorwuͤrfe wegen gebrochner Freund-
ſchaft, ſchloß ſich mit Piſanis Herausfode-
rung. Sie ſchlugen ſich; Piſani ward er-
ſtochen; Gaſperino floh. Doch da er bei die-
ſem ganzen Handel als ein Mann von Ehre
ſich betragen hatte, erhielt er bald gerichtliche
Verzeihung, und erſchien wieder zu Pavia.

Unwiderſtehlich iſt die Gewalt der Liebe!
Gaſperino, von Chriſtinen ſo unwuͤrdig verra-
then, ſah kaum dieſe gefaͤhrliche Schoͤnheit
wieder, ſo entbrant' er von neuem gegen
dieſelbe. Alle Schuld trug in ſeinen Gedan-
ken Piſani; dieſer hatte verfuͤhrt; Chriſtine
blos gefehlt. Er begann daher abermals
ihr ſeine Aufwartung zu machen; ſie betrach-
tete ihn mit dem lebhafteſten Gefuͤhl von Haß
und Rachbegier; doch um die leztere zu befrie-

Y 4
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[343/0351] einer ſolchen Geliebten auf. Jn wenigen Ta- gen vernahm ganz Pavia mit Verwundrung, daß Chriſtine ſeine Gattin geworden ſey. Gaſperinens gerechterUnwille laͤßt ſich leich- ter denken, als beſchreiben. Ein Brief, voll bittrer Vorwuͤrfe wegen gebrochner Freund- ſchaft, ſchloß ſich mit Piſanis Herausfode- rung. Sie ſchlugen ſich; Piſani ward er- ſtochen; Gaſperino floh. Doch da er bei die- ſem ganzen Handel als ein Mann von Ehre ſich betragen hatte, erhielt er bald gerichtliche Verzeihung, und erſchien wieder zu Pavia. Unwiderſtehlich iſt die Gewalt der Liebe! Gaſperino, von Chriſtinen ſo unwuͤrdig verra- then, ſah kaum dieſe gefaͤhrliche Schoͤnheit wieder, ſo entbrant' er von neuem gegen dieſelbe. Alle Schuld trug in ſeinen Gedan- ken Piſani; dieſer hatte verfuͤhrt; Chriſtine blos gefehlt. Er begann daher abermals ihr ſeine Aufwartung zu machen; ſie betrach- tete ihn mit dem lebhafteſten Gefuͤhl von Haß und Rachbegier; doch um die leztere zu befrie- Y 4

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/351>, abgerufen am 23.11.2024.