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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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überzeugt, daß er um ihren Liebling sie gebracht
habe, war sich und diesen Leztern zu rächen
entschlossen. Unter der freundlichsten Larve
verbarg sie ihren feindlichen Plan. Ein Bil-
let von ihr lud ihn zum Besuch ein. Mit al-
ler Wärme eines Verliebten nahm er dieses
Anerbieten auf. Der Empfang war zärtlich.
Doch sie sowohl, als auch Lucette, ihre Kam-
merfrau, hatten sich mit Pistolen bewaffnet.
Als Belville, nach den ersten Umarmungen, nur
einen Augenblick ans Fenster, den Rücken ge-
gen die Thüre gekehrt, trat, nüzten sie sofort
diese Gelegenheit. Ein Schluß von hinten
stürzte ihn zu Boden. Er blieb alsbald todt,
doch begnügten sie sich nicht damit, sondern
durchbohrten noch seinen Leichnam mit man-
nichfachen Dolchstichen. Dann trugen sie ge-
meinschaftlich den todten Körper in Keller,
und vergruben ihn unter einen Holzstoß.

Des andern Tags erkundigte man sich nach
Belvillen. Er war nirgends zu finden. Sein Be-
dienter versicherte: ihn bis an LauriettensWoh-

uͤberzeugt, daß er um ihren Liebling ſie gebracht
habe, war ſich und dieſen Leztern zu raͤchen
entſchloſſen. Unter der freundlichſten Larve
verbarg ſie ihren feindlichen Plan. Ein Bil-
let von ihr lud ihn zum Beſuch ein. Mit al-
ler Waͤrme eines Verliebten nahm er dieſes
Anerbieten auf. Der Empfang war zaͤrtlich.
Doch ſie ſowohl, als auch Lucette, ihre Kam-
merfrau, hatten ſich mit Piſtolen bewaffnet.
Als Belville, nach den erſten Umarmungen, nur
einen Augenblick ans Fenſter, den Ruͤcken ge-
gen die Thuͤre gekehrt, trat, nuͤzten ſie ſofort
dieſe Gelegenheit. Ein Schluß von hinten
ſtuͤrzte ihn zu Boden. Er blieb alsbald todt,
doch begnuͤgten ſie ſich nicht damit, ſondern
durchbohrten noch ſeinen Leichnam mit man-
nichfachen Dolchſtichen. Dann trugen ſie ge-
meinſchaftlich den todten Koͤrper in Keller,
und vergruben ihn unter einen Holzſtoß.

Des andern Tags erkundigte man ſich nach
Belvillen. Er war nirgends zu finden. Sein Be-
dienter verſicherte: ihn bis an LauriettensWoh-

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[382/0390] uͤberzeugt, daß er um ihren Liebling ſie gebracht habe, war ſich und dieſen Leztern zu raͤchen entſchloſſen. Unter der freundlichſten Larve verbarg ſie ihren feindlichen Plan. Ein Bil- let von ihr lud ihn zum Beſuch ein. Mit al- ler Waͤrme eines Verliebten nahm er dieſes Anerbieten auf. Der Empfang war zaͤrtlich. Doch ſie ſowohl, als auch Lucette, ihre Kam- merfrau, hatten ſich mit Piſtolen bewaffnet. Als Belville, nach den erſten Umarmungen, nur einen Augenblick ans Fenſter, den Ruͤcken ge- gen die Thuͤre gekehrt, trat, nuͤzten ſie ſofort dieſe Gelegenheit. Ein Schluß von hinten ſtuͤrzte ihn zu Boden. Er blieb alsbald todt, doch begnuͤgten ſie ſich nicht damit, ſondern durchbohrten noch ſeinen Leichnam mit man- nichfachen Dolchſtichen. Dann trugen ſie ge- meinſchaftlich den todten Koͤrper in Keller, und vergruben ihn unter einen Holzſtoß. Des andern Tags erkundigte man ſich nach Belvillen. Er war nirgends zu finden. Sein Be- dienter verſicherte: ihn bis an LauriettensWoh-

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/390>, abgerufen am 27.11.2024.