sattelt selbst sein bestes Pferd, und sprengt da- mit im schnellsten Gallop der nicht alzuweit entfernten französischen Grenze zu.
Die Stadt-Gerichte, die am besten wusten, daß an keine Verhaftung gedacht worden, und daß mithin auch jenes Geständnis eine Fabel sei, schickten indeß einige Stadtsoldaten ab, mit dem Befehl: den Pöbel zu zerstreuen, und Haus und Person des Herrn von S** vor aller Thätlichkeit zu sichern; als sie aber gleich drauf vernahmen: daß S** bereits mit aller möglichen Eil die Flucht ergriffen habe, da stuzten sie selbst über das Sonderbare dieses Zufalls. Der Urheber des ganzen Gerüchts ließ sich durchaus nicht ausfindig machen. Eine höhre Kraft schien hier im Spiele zu seyn, um den Urheber jenes grausamen Meu- chelmords ans Licht zu bringen. Man ließ aufs Gerathewohl im Garten nachgraben; und siehe da, alles traf buchstäblich mit der all- gemeinen Sage überein. Ja, um das Son- derbare noch sonderbarer zu machen, das
ſattelt ſelbſt ſein beſtes Pferd, und ſprengt da- mit im ſchnellſten Gallop der nicht alzuweit entfernten franzoͤſiſchen Grenze zu.
Die Stadt-Gerichte, die am beſten wuſten, daß an keine Verhaftung gedacht worden, und daß mithin auch jenes Geſtaͤndnis eine Fabel ſei, ſchickten indeß einige Stadtſoldaten ab, mit dem Befehl: den Poͤbel zu zerſtreuen, und Haus und Perſon des Herrn von S** vor aller Thaͤtlichkeit zu ſichern; als ſie aber gleich drauf vernahmen: daß S** bereits mit aller moͤglichen Eil die Flucht ergriffen habe, da ſtuzten ſie ſelbſt uͤber das Sonderbare dieſes Zufalls. Der Urheber des ganzen Geruͤchts ließ ſich durchaus nicht ausfindig machen. Eine hoͤhre Kraft ſchien hier im Spiele zu ſeyn, um den Urheber jenes grauſamen Meu- chelmords ans Licht zu bringen. Man ließ aufs Gerathewohl im Garten nachgraben; und ſiehe da, alles traf buchſtaͤblich mit der all- gemeinen Sage uͤberein. Ja, um das Son- derbare noch ſonderbarer zu machen, das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0410"n="402"/>ſattelt ſelbſt ſein beſtes Pferd, und ſprengt da-<lb/>
mit im ſchnellſten Gallop der nicht alzuweit<lb/>
entfernten franzoͤſiſchen Grenze zu.</p><lb/><p>Die Stadt-Gerichte, die am beſten wuſten,<lb/>
daß an keine Verhaftung gedacht worden, und<lb/>
daß mithin auch jenes Geſtaͤndnis eine Fabel<lb/>ſei, ſchickten indeß einige Stadtſoldaten ab,<lb/>
mit dem Befehl: den Poͤbel zu zerſtreuen, und<lb/>
Haus und Perſon des Herrn von S** vor<lb/>
aller Thaͤtlichkeit zu ſichern; als ſie aber gleich<lb/>
drauf vernahmen: daß S** bereits mit aller<lb/>
moͤglichen Eil die Flucht ergriffen habe, da<lb/>ſtuzten ſie ſelbſt uͤber das Sonderbare dieſes<lb/>
Zufalls. Der Urheber des ganzen Geruͤchts<lb/>
ließ ſich durchaus nicht ausfindig machen.<lb/>
Eine hoͤhre Kraft ſchien hier im Spiele zu<lb/>ſeyn, um den Urheber jenes grauſamen Meu-<lb/>
chelmords ans Licht zu bringen. Man ließ<lb/>
aufs Gerathewohl im Garten nachgraben; und<lb/>ſiehe da, alles traf buchſtaͤblich mit der all-<lb/>
gemeinen Sage uͤberein. Ja, um das Son-<lb/>
derbare noch ſonderbarer zu machen, das<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[402/0410]
ſattelt ſelbſt ſein beſtes Pferd, und ſprengt da-
mit im ſchnellſten Gallop der nicht alzuweit
entfernten franzoͤſiſchen Grenze zu.
Die Stadt-Gerichte, die am beſten wuſten,
daß an keine Verhaftung gedacht worden, und
daß mithin auch jenes Geſtaͤndnis eine Fabel
ſei, ſchickten indeß einige Stadtſoldaten ab,
mit dem Befehl: den Poͤbel zu zerſtreuen, und
Haus und Perſon des Herrn von S** vor
aller Thaͤtlichkeit zu ſichern; als ſie aber gleich
drauf vernahmen: daß S** bereits mit aller
moͤglichen Eil die Flucht ergriffen habe, da
ſtuzten ſie ſelbſt uͤber das Sonderbare dieſes
Zufalls. Der Urheber des ganzen Geruͤchts
ließ ſich durchaus nicht ausfindig machen.
Eine hoͤhre Kraft ſchien hier im Spiele zu
ſeyn, um den Urheber jenes grauſamen Meu-
chelmords ans Licht zu bringen. Man ließ
aufs Gerathewohl im Garten nachgraben; und
ſiehe da, alles traf buchſtaͤblich mit der all-
gemeinen Sage uͤberein. Ja, um das Son-
derbare noch ſonderbarer zu machen, das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/410>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.