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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Pläne, der Hofnung, der Furcht, vielleicht
auch schon der Reue so äußerst viel. Sehr
natürlich, daß er wenig oder gar nicht schlief.
Jndem er so lag, und was er gethan, und
was er noch zu thun habe, überdachte, vernahm
er, troz dem Lärmen der Mühlräder, noch ein
kleines, ihm weit näheres Geräusch. Bald er-
kannt er dasselbe für das Picken einer Taschen-
Uhr; richtete sich auf, sah genauer um sich
herum, und erblickte sie an einem Schränkchen
hängend. Noch waren Uhren damals nicht
so allgemein und so wohlfeil, wie jezt. Der
Handwerksmänner, zumal auf dem Lande, gab
es äußerst wenig, die zehn bis zwölf Dukaten
auf einen solchen Hausrath verwandten. Un-
ser Jüngling wunderte sich daher allerdings
hier eine zu erblicken; seine Neugier trieb ihn
zu ihr hin; seine Unwissenheit schäzte ihren
Werth zwiefach hoch; und seine Bedrängniß
spann sogleich einen weitläuftigen Faden von
Gedanken an. Er sah sich unbemerkt, unbe-
wacht; in der Nacht war es schon spät und

Plaͤne, der Hofnung, der Furcht, vielleicht
auch ſchon der Reue ſo aͤußerſt viel. Sehr
natuͤrlich, daß er wenig oder gar nicht ſchlief.
Jndem er ſo lag, und was er gethan, und
was er noch zu thun habe, uͤberdachte, vernahm
er, troz dem Laͤrmen der Muͤhlraͤder, noch ein
kleines, ihm weit naͤheres Geraͤuſch. Bald er-
kannt er daſſelbe fuͤr das Picken einer Taſchen-
Uhr; richtete ſich auf, ſah genauer um ſich
herum, und erblickte ſie an einem Schraͤnkchen
haͤngend. Noch waren Uhren damals nicht
ſo allgemein und ſo wohlfeil, wie jezt. Der
Handwerksmaͤnner, zumal auf dem Lande, gab
es aͤußerſt wenig, die zehn bis zwoͤlf Dukaten
auf einen ſolchen Hausrath verwandten. Un-
ſer Juͤngling wunderte ſich daher allerdings
hier eine zu erblicken; ſeine Neugier trieb ihn
zu ihr hin; ſeine Unwiſſenheit ſchaͤzte ihren
Werth zwiefach hoch; und ſeine Bedraͤngniß
ſpann ſogleich einen weitlaͤuftigen Faden von
Gedanken an. Er ſah ſich unbemerkt, unbe-
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[413/0421] Plaͤne, der Hofnung, der Furcht, vielleicht auch ſchon der Reue ſo aͤußerſt viel. Sehr natuͤrlich, daß er wenig oder gar nicht ſchlief. Jndem er ſo lag, und was er gethan, und was er noch zu thun habe, uͤberdachte, vernahm er, troz dem Laͤrmen der Muͤhlraͤder, noch ein kleines, ihm weit naͤheres Geraͤuſch. Bald er- kannt er daſſelbe fuͤr das Picken einer Taſchen- Uhr; richtete ſich auf, ſah genauer um ſich herum, und erblickte ſie an einem Schraͤnkchen haͤngend. Noch waren Uhren damals nicht ſo allgemein und ſo wohlfeil, wie jezt. Der Handwerksmaͤnner, zumal auf dem Lande, gab es aͤußerſt wenig, die zehn bis zwoͤlf Dukaten auf einen ſolchen Hausrath verwandten. Un- ſer Juͤngling wunderte ſich daher allerdings hier eine zu erblicken; ſeine Neugier trieb ihn zu ihr hin; ſeine Unwiſſenheit ſchaͤzte ihren Werth zwiefach hoch; und ſeine Bedraͤngniß ſpann ſogleich einen weitlaͤuftigen Faden von Gedanken an. Er ſah ſich unbemerkt, unbe- wacht; in der Nacht war es ſchon ſpaͤt und

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/421>, abgerufen am 26.11.2024.