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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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er niemals noch am Tage gesehn, konnte in der
Nacht desto minder Weg und Steg erkennen.
Bald kam er von der rechten Straße ab; Berg
auf, Berg abwärts mußt' er mehr stolpern
als gehen. Unausgeruht, und einer solchen
Wanderschaft ungewohnt, ermüdete er bald.
Kaum sah er die Hand vorm Auge; kaum
wollten seine Füße sich noch heben. Auf einem
Hügel, den er wohl fühlte, doch auf welchem
er sich nicht zu besehn vermochte, warf er sich
endlich nieder. Hier beschloß er den Morgen
abzuwarten. Hier erneuerte er seine Reue
über versäumte Gelegenheit zur Verbesserung
seiner Umstände. Nacht, Finsterniß und Mü-
digkeit wirkten. Er schlief ein.

Drei Stunden mocht' er so gelegen haben.
Die Sonne war indeß aufgegangen; ihr war-
mer Stral und das Lied der Vögel weckten den
Schläfer. Er schlug die Augen auf, dehnte
seine Arme, sah über sich, und sah -- wer
faßt hier sein Schrecken und sein tausendfaches
Gefühl? -- sah, daß er grad' unterm --

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er niemals noch am Tage geſehn, konnte in der
Nacht deſto minder Weg und Steg erkennen.
Bald kam er von der rechten Straße ab; Berg
auf, Berg abwaͤrts mußt' er mehr ſtolpern
als gehen. Unausgeruht, und einer ſolchen
Wanderſchaft ungewohnt, ermuͤdete er bald.
Kaum ſah er die Hand vorm Auge; kaum
wollten ſeine Fuͤße ſich noch heben. Auf einem
Huͤgel, den er wohl fuͤhlte, doch auf welchem
er ſich nicht zu beſehn vermochte, warf er ſich
endlich nieder. Hier beſchloß er den Morgen
abzuwarten. Hier erneuerte er ſeine Reue
uͤber verſaͤumte Gelegenheit zur Verbeſſerung
ſeiner Umſtaͤnde. Nacht, Finſterniß und Muͤ-
digkeit wirkten. Er ſchlief ein.

Drei Stunden mocht' er ſo gelegen haben.
Die Sonne war indeß aufgegangen; ihr war-
mer Stral und das Lied der Voͤgel weckten den
Schlaͤfer. Er ſchlug die Augen auf, dehnte
ſeine Arme, ſah uͤber ſich, und ſah — wer
faßt hier ſein Schrecken und ſein tauſendfaches
Gefuͤhl? — ſah, daß er grad' unterm —

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[417/0425] er niemals noch am Tage geſehn, konnte in der Nacht deſto minder Weg und Steg erkennen. Bald kam er von der rechten Straße ab; Berg auf, Berg abwaͤrts mußt' er mehr ſtolpern als gehen. Unausgeruht, und einer ſolchen Wanderſchaft ungewohnt, ermuͤdete er bald. Kaum ſah er die Hand vorm Auge; kaum wollten ſeine Fuͤße ſich noch heben. Auf einem Huͤgel, den er wohl fuͤhlte, doch auf welchem er ſich nicht zu beſehn vermochte, warf er ſich endlich nieder. Hier beſchloß er den Morgen abzuwarten. Hier erneuerte er ſeine Reue uͤber verſaͤumte Gelegenheit zur Verbeſſerung ſeiner Umſtaͤnde. Nacht, Finſterniß und Muͤ- digkeit wirkten. Er ſchlief ein. Drei Stunden mocht' er ſo gelegen haben. Die Sonne war indeß aufgegangen; ihr war- mer Stral und das Lied der Voͤgel weckten den Schlaͤfer. Er ſchlug die Augen auf, dehnte ſeine Arme, ſah uͤber ſich, und ſah — wer faßt hier ſein Schrecken und ſein tauſendfaches Gefuͤhl? — ſah, daß er grad' unterm — D d

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/425>, abgerufen am 26.11.2024.