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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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glücklichern Augenblick zu flüchten versucht.
Auch dann würd' er wahrscheinlich mit Spies-
ruthen nur bestraft worden seyn; wär' er
nicht, nebst noch einem Unglücks-Gefährten,
für die Häupter eines ganzen Komplotts an-
gesehn worden.

Daß diesem Armen geholfen werden müsse
-- darüber war Junkers Mitleid längst bei
sich selbst einig; auch ein Ausweg fiel ihm,
wiewohl etwas später, ein; Er gab dem Na-
ckenden eines seiner eignen Kleider, und einen
Mantel zum Umwerfen; befahl ihm dann ei-
ne Laterne in die Hand zu nehmen, und ihm
vorzuleuchten. So kamen sie an ein Stadt-
thor. Der Vorwand, daß man ihn zu einem
tödtlichen Kranken in der Vorstadt gerufen
habe, öfnete Junkern, den man kante, ohne
Anstand die Pforte. Sein angeblicher Be-
dienter kam ganz natürlich auch mit. Kaum
waren sie draußen, so wolte dieser Leztere noch-
mals das Knie seines Retters umfassen; be-
kam aber von Junkern nebst einem kleinen Zehr-

D d 4

gluͤcklichern Augenblick zu fluͤchten verſucht.
Auch dann wuͤrd' er wahrſcheinlich mit Spies-
ruthen nur beſtraft worden ſeyn; waͤr' er
nicht, nebſt noch einem Ungluͤcks-Gefaͤhrten,
fuͤr die Haͤupter eines ganzen Komplotts an-
geſehn worden.

Daß dieſem Armen geholfen werden muͤſſe
— daruͤber war Junkers Mitleid laͤngſt bei
ſich ſelbſt einig; auch ein Ausweg fiel ihm,
wiewohl etwas ſpaͤter, ein; Er gab dem Na-
ckenden eines ſeiner eignen Kleider, und einen
Mantel zum Umwerfen; befahl ihm dann ei-
ne Laterne in die Hand zu nehmen, und ihm
vorzuleuchten. So kamen ſie an ein Stadt-
thor. Der Vorwand, daß man ihn zu einem
toͤdtlichen Kranken in der Vorſtadt gerufen
habe, oͤfnete Junkern, den man kante, ohne
Anſtand die Pforte. Sein angeblicher Be-
dienter kam ganz natuͤrlich auch mit. Kaum
waren ſie draußen, ſo wolte dieſer Leztere noch-
mals das Knie ſeines Retters umfaſſen; be-
kam aber von Junkern nebſt einem kleinen Zehr-

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[423/0431] gluͤcklichern Augenblick zu fluͤchten verſucht. Auch dann wuͤrd' er wahrſcheinlich mit Spies- ruthen nur beſtraft worden ſeyn; waͤr' er nicht, nebſt noch einem Ungluͤcks-Gefaͤhrten, fuͤr die Haͤupter eines ganzen Komplotts an- geſehn worden. Daß dieſem Armen geholfen werden muͤſſe — daruͤber war Junkers Mitleid laͤngſt bei ſich ſelbſt einig; auch ein Ausweg fiel ihm, wiewohl etwas ſpaͤter, ein; Er gab dem Na- ckenden eines ſeiner eignen Kleider, und einen Mantel zum Umwerfen; befahl ihm dann ei- ne Laterne in die Hand zu nehmen, und ihm vorzuleuchten. So kamen ſie an ein Stadt- thor. Der Vorwand, daß man ihn zu einem toͤdtlichen Kranken in der Vorſtadt gerufen habe, oͤfnete Junkern, den man kante, ohne Anſtand die Pforte. Sein angeblicher Be- dienter kam ganz natuͤrlich auch mit. Kaum waren ſie draußen, ſo wolte dieſer Leztere noch- mals das Knie ſeines Retters umfaſſen; be- kam aber von Junkern nebſt einem kleinen Zehr- D d 4

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/431>, abgerufen am 25.11.2024.