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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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nochmals von seiner schönen Wirthin; ersuch-
te sie, ja die Gevatterschaft nicht zu vergessen;
bat um einen Kuß zum Abschiede, und --
die Reise ging dann weiter fort.

Von seinem Bedienten, der in der Gaststube
geschlafen, erfuhr er nachher: daß um Mit-
ternacht drei baumstarke Männer leise zur
Hausthüre hinein gekommen, mit dem Wir-
the in eine besondre Kammer gegangen, dann
aber nach ziemlich langem Gespräche wieder
fortgeschlichen wären. Das Mädchen, das
schon fast ein Jahr im Hause sich befand,
erzählte: daß während dieser Zeit zwei Frem-
de, die alda eingekehrt, am Morgen ver-
schwunden gewesen wären, sie wisse nicht, wo-
hin. -- Jn nächster Stadt zeigte der Graf
den ganzen Verlauf der Obrigkeit an. Es
wurden sofort Soldaten hinaus geschickt; sie
fanden aber weder Wirth, noch Wirthin;
oder wollten sie nicht finden. -- Jn eben
dieser Stadt kaufte To -- ben seiner Retterin

nochmals von ſeiner ſchoͤnen Wirthin; erſuch-
te ſie, ja die Gevatterſchaft nicht zu vergeſſen;
bat um einen Kuß zum Abſchiede, und —
die Reiſe ging dann weiter fort.

Von ſeinem Bedienten, der in der Gaſtſtube
geſchlafen, erfuhr er nachher: daß um Mit-
ternacht drei baumſtarke Maͤnner leiſe zur
Hausthuͤre hinein gekommen, mit dem Wir-
the in eine beſondre Kammer gegangen, dann
aber nach ziemlich langem Geſpraͤche wieder
fortgeſchlichen waͤren. Das Maͤdchen, das
ſchon faſt ein Jahr im Hauſe ſich befand,
erzaͤhlte: daß waͤhrend dieſer Zeit zwei Frem-
de, die alda eingekehrt, am Morgen ver-
ſchwunden geweſen waͤren, ſie wiſſe nicht, wo-
hin. — Jn naͤchſter Stadt zeigte der Graf
den ganzen Verlauf der Obrigkeit an. Es
wurden ſofort Soldaten hinaus geſchickt; ſie
fanden aber weder Wirth, noch Wirthin;
oder wollten ſie nicht finden. — Jn eben
dieſer Stadt kaufte To — ben ſeiner Retterin

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[458/0466] nochmals von ſeiner ſchoͤnen Wirthin; erſuch- te ſie, ja die Gevatterſchaft nicht zu vergeſſen; bat um einen Kuß zum Abſchiede, und — die Reiſe ging dann weiter fort. Von ſeinem Bedienten, der in der Gaſtſtube geſchlafen, erfuhr er nachher: daß um Mit- ternacht drei baumſtarke Maͤnner leiſe zur Hausthuͤre hinein gekommen, mit dem Wir- the in eine beſondre Kammer gegangen, dann aber nach ziemlich langem Geſpraͤche wieder fortgeſchlichen waͤren. Das Maͤdchen, das ſchon faſt ein Jahr im Hauſe ſich befand, erzaͤhlte: daß waͤhrend dieſer Zeit zwei Frem- de, die alda eingekehrt, am Morgen ver- ſchwunden geweſen waͤren, ſie wiſſe nicht, wo- hin. — Jn naͤchſter Stadt zeigte der Graf den ganzen Verlauf der Obrigkeit an. Es wurden ſofort Soldaten hinaus geſchickt; ſie fanden aber weder Wirth, noch Wirthin; oder wollten ſie nicht finden. — Jn eben dieſer Stadt kaufte To — ben ſeiner Retterin

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/466>, abgerufen am 23.11.2024.