Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ten bis er ausgeschrieben habe, sezt' er ein auf-
richtiges; Kommen Sie lieber wieder! ent-
gegen.

Endlich als der jüngre Offizier immer hizzi-
ger in seinem Verlangen und abermals belei-
digend in seinen Ausdrücken ward; als er
von Leuten sprach, die bei jeder Kleinigkeit
Haus und Hof bestellten, von Männern, die
ihr Leben und ihre gesunden Gliedmaßen we-
nigstens gern ein Stündchen noch fristen möch-
ten; u. s. w. da erhob sich zulezt der Haupt-
mann langsam vom Sessel; sah erst vor die
Thüre des Zimmers: ob vielleicht jemand lau-
sche; und sprach dann ganz gelassen:

"Wohlan, jungerKriegskamerade, weilSie
so gar ungestüm mir zusezzen, so sei es Jhnen
dann frei heraus gestanden: daß ich allerdings
nicht die geringste Lust habe, mich mit Jhnen
zu schlagen.

Der jüngere Offizier. (voll Eifer) Wie,
Herr? Wenn Sie ein Offizier -- wenn Sie
nur einigermaßen ein Mann von Ehre sind --

ten bis er ausgeſchrieben habe, ſezt' er ein auf-
richtiges; Kommen Sie lieber wieder! ent-
gegen.

Endlich als der juͤngre Offizier immer hizzi-
ger in ſeinem Verlangen und abermals belei-
digend in ſeinen Ausdruͤcken ward; als er
von Leuten ſprach, die bei jeder Kleinigkeit
Haus und Hof beſtellten, von Maͤnnern, die
ihr Leben und ihre geſunden Gliedmaßen we-
nigſtens gern ein Stuͤndchen noch friſten moͤch-
ten; u. ſ. w. da erhob ſich zulezt der Haupt-
mann langſam vom Seſſel; ſah erſt vor die
Thuͤre des Zimmers: ob vielleicht jemand lau-
ſche; und ſprach dann ganz gelaſſen:

„Wohlan, jungerKriegskamerade, weilSie
ſo gar ungeſtuͤm mir zuſezzen, ſo ſei es Jhnen
dann frei heraus geſtanden: daß ich allerdings
nicht die geringſte Luſt habe, mich mit Jhnen
zu ſchlagen.

Der jüngere Offizier. (voll Eifer) Wie,
Herr? Wenn Sie ein Offizier — wenn Sie
nur einigermaßen ein Mann von Ehre ſind —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0474" n="466"/>
ten bis er ausge&#x017F;chrieben habe, &#x017F;ezt' er ein auf-<lb/>
richtiges; Kommen Sie lieber wieder! ent-<lb/>
gegen.</p><lb/>
          <p>Endlich als der ju&#x0364;ngre Offizier immer hizzi-<lb/>
ger in &#x017F;einem Verlangen und abermals belei-<lb/>
digend in &#x017F;einen Ausdru&#x0364;cken ward; als er<lb/>
von Leuten &#x017F;prach, die bei jeder Kleinigkeit<lb/>
Haus und Hof be&#x017F;tellten, von Ma&#x0364;nnern, die<lb/>
ihr Leben und ihre ge&#x017F;unden Gliedmaßen we-<lb/>
nig&#x017F;tens gern ein Stu&#x0364;ndchen noch fri&#x017F;ten mo&#x0364;ch-<lb/>
ten; u. &#x017F;. w. da erhob &#x017F;ich zulezt der Haupt-<lb/>
mann lang&#x017F;am vom Se&#x017F;&#x017F;el; &#x017F;ah er&#x017F;t vor die<lb/>
Thu&#x0364;re des Zimmers: ob vielleicht jemand lau-<lb/>
&#x017F;che; und &#x017F;prach dann ganz gela&#x017F;&#x017F;en:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wohlan, jungerKriegskamerade, weilSie<lb/>
&#x017F;o gar unge&#x017F;tu&#x0364;m mir zu&#x017F;ezzen, &#x017F;o &#x017F;ei es Jhnen<lb/>
dann frei heraus ge&#x017F;tanden: daß ich allerdings<lb/>
nicht die gering&#x017F;te Lu&#x017F;t habe, mich mit Jhnen<lb/>
zu &#x017F;chlagen.</p><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Der jüngere Offizier</hi></hi>.</speaker>
            <stage>(voll Eifer)</stage>
            <p> Wie,<lb/>
Herr? Wenn Sie ein Offizier &#x2014; wenn Sie<lb/>
nur einigermaßen ein Mann von Ehre &#x017F;ind &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0474] ten bis er ausgeſchrieben habe, ſezt' er ein auf- richtiges; Kommen Sie lieber wieder! ent- gegen. Endlich als der juͤngre Offizier immer hizzi- ger in ſeinem Verlangen und abermals belei- digend in ſeinen Ausdruͤcken ward; als er von Leuten ſprach, die bei jeder Kleinigkeit Haus und Hof beſtellten, von Maͤnnern, die ihr Leben und ihre geſunden Gliedmaßen we- nigſtens gern ein Stuͤndchen noch friſten moͤch- ten; u. ſ. w. da erhob ſich zulezt der Haupt- mann langſam vom Seſſel; ſah erſt vor die Thuͤre des Zimmers: ob vielleicht jemand lau- ſche; und ſprach dann ganz gelaſſen: „Wohlan, jungerKriegskamerade, weilSie ſo gar ungeſtuͤm mir zuſezzen, ſo ſei es Jhnen dann frei heraus geſtanden: daß ich allerdings nicht die geringſte Luſt habe, mich mit Jhnen zu ſchlagen. Der jüngere Offizier. (voll Eifer) Wie, Herr? Wenn Sie ein Offizier — wenn Sie nur einigermaßen ein Mann von Ehre ſind —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/474
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/474>, abgerufen am 23.11.2024.