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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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liefe dann vor seinen Augen davon; sicher,
daß er mir nicht nachschießen könte!"

Man lachte über diesen Einfall, und sprach
bald drauf von etwas anderm. Aber ein jun-
ger Bursche, der mit an diesem Tische saß,
erst seit zwei Monaten die Muskete trug, und
grade so lange sie auch gern -- wieder losge-
worden wäre, lachte nicht viel mit, sondern
dachte bei sich selbst: das Mittel will ich mir
merken! Vier oder fünf Tage nachher kam
er würklich selbst an der auf einen etwas entleg-
nen Posten zu stehen; versuchte jenen Kunst-
grif, und entkam. -- Aber nicht alzuweit! Er
war zwar richtig schon außer Gefahr; da er
aber, einfältig genug, erst nach seiner Heimath
zulief, um alda Abschied von seinem Mädchen
zu nehmen, so fand ihn eine nachsezzende Pa-
trouille und brachte ihn zurück. Beim Ver-
höre war eine der ersten Fragen; Wie er zu
diesem Einfalle gekommen sei? Er hätte ihn
dreist für seinen eignen ausgeben können; aber
er gestand alles nur alzu aufrichtig.

liefe dann vor ſeinen Augen davon; ſicher,
daß er mir nicht nachſchießen koͤnte!“

Man lachte uͤber dieſen Einfall, und ſprach
bald drauf von etwas anderm. Aber ein jun-
ger Burſche, der mit an dieſem Tiſche ſaß,
erſt ſeit zwei Monaten die Muskete trug, und
grade ſo lange ſie auch gern — wieder losge-
worden waͤre, lachte nicht viel mit, ſondern
dachte bei ſich ſelbſt: das Mittel will ich mir
merken! Vier oder fuͤnf Tage nachher kam
er wuͤrklich ſelbſt an der auf einen etwas entleg-
nen Poſten zu ſtehen; verſuchte jenen Kunſt-
grif, und entkam. — Aber nicht alzuweit! Er
war zwar richtig ſchon außer Gefahr; da er
aber, einfaͤltig genug, erſt nach ſeiner Heimath
zulief, um alda Abſchied von ſeinem Maͤdchen
zu nehmen, ſo fand ihn eine nachſezzende Pa-
trouille und brachte ihn zuruͤck. Beim Ver-
hoͤre war eine der erſten Fragen; Wie er zu
dieſem Einfalle gekommen ſei? Er haͤtte ihn
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er geſtand alles nur alzu aufrichtig.

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[482/0490] liefe dann vor ſeinen Augen davon; ſicher, daß er mir nicht nachſchießen koͤnte!“ Man lachte uͤber dieſen Einfall, und ſprach bald drauf von etwas anderm. Aber ein jun- ger Burſche, der mit an dieſem Tiſche ſaß, erſt ſeit zwei Monaten die Muskete trug, und grade ſo lange ſie auch gern — wieder losge- worden waͤre, lachte nicht viel mit, ſondern dachte bei ſich ſelbſt: das Mittel will ich mir merken! Vier oder fuͤnf Tage nachher kam er wuͤrklich ſelbſt an der auf einen etwas entleg- nen Poſten zu ſtehen; verſuchte jenen Kunſt- grif, und entkam. — Aber nicht alzuweit! Er war zwar richtig ſchon außer Gefahr; da er aber, einfaͤltig genug, erſt nach ſeiner Heimath zulief, um alda Abſchied von ſeinem Maͤdchen zu nehmen, ſo fand ihn eine nachſezzende Pa- trouille und brachte ihn zuruͤck. Beim Ver- hoͤre war eine der erſten Fragen; Wie er zu dieſem Einfalle gekommen ſei? Er haͤtte ihn dreiſt fuͤr ſeinen eignen ausgeben koͤnnen; aber er geſtand alles nur alzu aufrichtig.

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/490>, abgerufen am 23.11.2024.