niger kleinen unleugbaren Diebstähle und Diebshehlereien wegen, dreijährigeZuchthaus- strafe zuerkant. Er überstand sie, und ging dann von dieser hohen Schule der Verbrecher, wahrscheinlich mit mancher neuen Kentnis ausgerüstet, wieder aus, um seine Praxis weiter fortzusezzen. Er verschwand; dreizehn oder vierzehn Jahre hörte kein Mensch eine Silbe von ihm.
D. P. hatte also diesmal seine Absicht voll- kommen erreicht; hatte bei seinen Mitbrüdern Lob und Neid eingeerndtet; ging bald zu Rechtshändeln beßrer Art -- das heißt, die mehr einbrachten! -- über; heirathete, ward Vater, galt für einen der erfahrensten Prakti- ker im Lande, und vergaß jenes Vorfalls fast ganz. Nur wenn zuweilen ein jüngrer Anfän- ger seinen Rath in mislichen Kriminalfällen begehrte, erzält' er lachend das Kunststückgen, um darzuthun: daß auch gegen verzweifelt scheinende Uebel sich manchmal ein Mittel aus- findig machen lasse.
K k
niger kleinen unleugbaren Diebſtaͤhle und Diebshehlereien wegen, dreijaͤhrigeZuchthaus- ſtrafe zuerkant. Er uͤberſtand ſie, und ging dann von dieſer hohen Schule der Verbrecher, wahrſcheinlich mit mancher neuen Kentnis ausgeruͤſtet, wieder aus, um ſeine Praxis weiter fortzuſezzen. Er verſchwand; dreizehn oder vierzehn Jahre hoͤrte kein Menſch eine Silbe von ihm.
D. P. hatte alſo diesmal ſeine Abſicht voll- kommen erreicht; hatte bei ſeinen Mitbruͤdern Lob und Neid eingeerndtet; ging bald zu Rechtshaͤndeln beßrer Art — das heißt, die mehr einbrachten! — uͤber; heirathete, ward Vater, galt fuͤr einen der erfahrenſten Prakti- ker im Lande, und vergaß jenes Vorfalls faſt ganz. Nur wenn zuweilen ein juͤngrer Anfaͤn- ger ſeinen Rath in mislichen Kriminalfaͤllen begehrte, erzaͤlt' er lachend das Kunſtſtuͤckgen, um darzuthun: daß auch gegen verzweifelt ſcheinende Uebel ſich manchmal ein Mittel aus- findig machen laſſe.
K k
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0521"n="513"/>
niger kleinen unleugbaren Diebſtaͤhle und<lb/>
Diebshehlereien wegen, dreijaͤhrigeZuchthaus-<lb/>ſtrafe zuerkant. Er uͤberſtand ſie, und ging<lb/>
dann von dieſer hohen Schule der Verbrecher,<lb/>
wahrſcheinlich mit mancher neuen Kentnis<lb/>
ausgeruͤſtet, wieder aus, um ſeine Praxis<lb/>
weiter fortzuſezzen. Er verſchwand; dreizehn<lb/>
oder vierzehn Jahre hoͤrte kein Menſch eine<lb/>
Silbe von ihm.</p><lb/><p>D. P. hatte alſo diesmal ſeine Abſicht voll-<lb/>
kommen erreicht; hatte bei ſeinen Mitbruͤdern<lb/>
Lob und Neid eingeerndtet; ging bald zu<lb/>
Rechtshaͤndeln beßrer Art — das heißt, die<lb/>
mehr einbrachten! — uͤber; heirathete, ward<lb/>
Vater, galt fuͤr einen der erfahrenſten Prakti-<lb/>
ker im Lande, und vergaß jenes Vorfalls faſt<lb/>
ganz. Nur wenn zuweilen ein juͤngrer Anfaͤn-<lb/>
ger ſeinen Rath in mislichen Kriminalfaͤllen<lb/>
begehrte, erzaͤlt' er lachend das Kunſtſtuͤckgen,<lb/>
um darzuthun: daß auch gegen verzweifelt<lb/>ſcheinende Uebel ſich manchmal ein Mittel aus-<lb/>
findig machen laſſe.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">K k</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[513/0521]
niger kleinen unleugbaren Diebſtaͤhle und
Diebshehlereien wegen, dreijaͤhrigeZuchthaus-
ſtrafe zuerkant. Er uͤberſtand ſie, und ging
dann von dieſer hohen Schule der Verbrecher,
wahrſcheinlich mit mancher neuen Kentnis
ausgeruͤſtet, wieder aus, um ſeine Praxis
weiter fortzuſezzen. Er verſchwand; dreizehn
oder vierzehn Jahre hoͤrte kein Menſch eine
Silbe von ihm.
D. P. hatte alſo diesmal ſeine Abſicht voll-
kommen erreicht; hatte bei ſeinen Mitbruͤdern
Lob und Neid eingeerndtet; ging bald zu
Rechtshaͤndeln beßrer Art — das heißt, die
mehr einbrachten! — uͤber; heirathete, ward
Vater, galt fuͤr einen der erfahrenſten Prakti-
ker im Lande, und vergaß jenes Vorfalls faſt
ganz. Nur wenn zuweilen ein juͤngrer Anfaͤn-
ger ſeinen Rath in mislichen Kriminalfaͤllen
begehrte, erzaͤlt' er lachend das Kunſtſtuͤckgen,
um darzuthun: daß auch gegen verzweifelt
ſcheinende Uebel ſich manchmal ein Mittel aus-
findig machen laſſe.
K k
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/521>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.