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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Einzige, wozu seine Kammeraden ihn nutzen
konnten, war -- Eröffnung der Schlösser
und Thüren; eine Kenntniß, die er seinem eh-
maligen Schlosserhandwerke noch zu danken
hatte, und ohne welche er, vermöge seiner
Gutherzigkeit, selbst zum Spitzbuben verdor-
ben gewesen wäre.

Vielleicht dünkt manchem diese Geschichte
unbedeutend, aber dann würd' er nur einen
Beweis seiner Flüchtigkeit im Lesen geben.
Vorausgesetzt, was ich schon vorhin in der
Note sagte, und was doch wohl so gewiß, als
irgend eine Wahrheit in der Bibel seyn dürfte:
daß der Mensch in jedem Stande doch noch
Mensch und unsers gleichen ist, und daß,
nach dem Rechte der Natur betrachtet, der
zerlumpteste Bettlerbube zum stiftsmäßigsten
Edelmanne: Bruder! sagen kann; dies, sag'
ich, vorausgesezt, wer mag sich des Unwillens
enthalten, wenn man sieht, daß der Tod ei-
nes gräflichen Pudels einen ehrlichen verdien-
ten Greis zum Bettler herabsezt, und seinen

Einzige, wozu ſeine Kammeraden ihn nutzen
konnten, war — Eroͤffnung der Schloͤſſer
und Thuͤren; eine Kenntniß, die er ſeinem eh-
maligen Schloſſerhandwerke noch zu danken
hatte, und ohne welche er, vermoͤge ſeiner
Gutherzigkeit, ſelbſt zum Spitzbuben verdor-
ben geweſen waͤre.

Vielleicht duͤnkt manchem dieſe Geſchichte
unbedeutend, aber dann wuͤrd' er nur einen
Beweis ſeiner Fluͤchtigkeit im Leſen geben.
Vorausgeſetzt, was ich ſchon vorhin in der
Note ſagte, und was doch wohl ſo gewiß, als
irgend eine Wahrheit in der Bibel ſeyn duͤrfte:
daß der Menſch in jedem Stande doch noch
Menſch und unſers gleichen iſt, und daß,
nach dem Rechte der Natur betrachtet, der
zerlumpteſte Bettlerbube zum ſtiftsmaͤßigſten
Edelmanne: Bruder! ſagen kann; dies, ſag'
ich, vorausgeſezt, wer mag ſich des Unwillens
enthalten, wenn man ſieht, daß der Tod ei-
nes graͤflichen Pudels einen ehrlichen verdien-
ten Greis zum Bettler herabſezt, und ſeinen

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[50/0058] Einzige, wozu ſeine Kammeraden ihn nutzen konnten, war — Eroͤffnung der Schloͤſſer und Thuͤren; eine Kenntniß, die er ſeinem eh- maligen Schloſſerhandwerke noch zu danken hatte, und ohne welche er, vermoͤge ſeiner Gutherzigkeit, ſelbſt zum Spitzbuben verdor- ben geweſen waͤre. Vielleicht duͤnkt manchem dieſe Geſchichte unbedeutend, aber dann wuͤrd' er nur einen Beweis ſeiner Fluͤchtigkeit im Leſen geben. Vorausgeſetzt, was ich ſchon vorhin in der Note ſagte, und was doch wohl ſo gewiß, als irgend eine Wahrheit in der Bibel ſeyn duͤrfte: daß der Menſch in jedem Stande doch noch Menſch und unſers gleichen iſt, und daß, nach dem Rechte der Natur betrachtet, der zerlumpteſte Bettlerbube zum ſtiftsmaͤßigſten Edelmanne: Bruder! ſagen kann; dies, ſag' ich, vorausgeſezt, wer mag ſich des Unwillens enthalten, wenn man ſieht, daß der Tod ei- nes graͤflichen Pudels einen ehrlichen verdien- ten Greis zum Bettler herabſezt, und ſeinen

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/58>, abgerufen am 27.11.2024.