Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

steht mir immerfort vor den Augen! Du hast ihn kaum gekannt und kannst die an ihm vorgegangene Veränderung nicht ermessen, - er ist nicht mehr er selbst. Was wir von ihm gesehen haben, ist Arbogasts Gespenst!"

"Ein Stein könnte Erbarmen mit ihm fühlen," sprach Graf Albrecht. "Mit staunenerregendem Muthe, wie ein Riese, hat er mit seinem Schicksale gerungen. Du hast keinen unwürdigen, keinen gewöhnlichen Mann geliebt!"

"Ich habe Alles gewagt und Alles für ihn eingesetzt, was ich bin und was ich habe!" sagte die Prinzessin. "Da Du jetzt weißt, was und wer Arbogast ist, werde ich in Deinen Augen höher stehen, und meine Flucht von Lissabon wird Dir nicht ganz als ein leichtsinniger, thörichter Mädchenstreich erscheinen. Dennoch muß ich schaudern, wenn ich bedenke, was aus mir geworden wäre, wenn ich Dich nicht auf meiner abenteuerlichen Fahrt zur Seite gehabt hätte!"

"Das Zusammentreffen auf dem Oelberge war verhängnißvoll", entgegnete der Graf, "aber es hat uns Beiden doch Gewißheit gebracht, obgleich eine schreckliche

steht mir immerfort vor den Augen! Du hast ihn kaum gekannt und kannst die an ihm vorgegangene Veränderung nicht ermessen, – er ist nicht mehr er selbst. Was wir von ihm gesehen haben, ist Arbogasts Gespenst!“

„Ein Stein könnte Erbarmen mit ihm fühlen,“ sprach Graf Albrecht. „Mit staunenerregendem Muthe, wie ein Riese, hat er mit seinem Schicksale gerungen. Du hast keinen unwürdigen, keinen gewöhnlichen Mann geliebt!“

„Ich habe Alles gewagt und Alles für ihn eingesetzt, was ich bin und was ich habe!“ sagte die Prinzessin. „Da Du jetzt weißt, was und wer Arbogast ist, werde ich in Deinen Augen höher stehen, und meine Flucht von Lissabon wird Dir nicht ganz als ein leichtsinniger, thörichter Mädchenstreich erscheinen. Dennoch muß ich schaudern, wenn ich bedenke, was aus mir geworden wäre, wenn ich Dich nicht auf meiner abenteuerlichen Fahrt zur Seite gehabt hätte!“

„Das Zusammentreffen auf dem Oelberge war verhängnißvoll“, entgegnete der Graf, „aber es hat uns Beiden doch Gewißheit gebracht, obgleich eine schreckliche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0192" n="184"/>
steht mir immerfort vor den Augen! Du hast ihn kaum gekannt und kannst die an ihm vorgegangene Veränderung nicht ermessen, &#x2013; er ist nicht mehr er selbst. Was wir von ihm gesehen haben, ist Arbogasts Gespenst!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ein Stein könnte Erbarmen mit ihm fühlen,&#x201C; sprach Graf Albrecht. &#x201E;Mit staunenerregendem Muthe, wie ein Riese, hat er mit seinem Schicksale gerungen. Du hast keinen unwürdigen, keinen gewöhnlichen Mann geliebt!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich habe Alles gewagt und Alles für ihn eingesetzt, was ich bin und was ich habe!&#x201C; sagte die Prinzessin. &#x201E;Da Du jetzt weißt, was und wer Arbogast ist, werde ich in Deinen Augen höher stehen, und meine Flucht von Lissabon wird Dir nicht ganz als ein leichtsinniger, thörichter Mädchenstreich erscheinen. Dennoch muß ich schaudern, wenn ich bedenke, was aus mir geworden wäre, wenn ich Dich nicht auf meiner abenteuerlichen Fahrt zur Seite gehabt hätte!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das Zusammentreffen auf dem Oelberge war verhängnißvoll&#x201C;, entgegnete der Graf, &#x201E;aber es hat uns Beiden doch Gewißheit gebracht, obgleich eine schreckliche
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0192] steht mir immerfort vor den Augen! Du hast ihn kaum gekannt und kannst die an ihm vorgegangene Veränderung nicht ermessen, – er ist nicht mehr er selbst. Was wir von ihm gesehen haben, ist Arbogasts Gespenst!“ „Ein Stein könnte Erbarmen mit ihm fühlen,“ sprach Graf Albrecht. „Mit staunenerregendem Muthe, wie ein Riese, hat er mit seinem Schicksale gerungen. Du hast keinen unwürdigen, keinen gewöhnlichen Mann geliebt!“ „Ich habe Alles gewagt und Alles für ihn eingesetzt, was ich bin und was ich habe!“ sagte die Prinzessin. „Da Du jetzt weißt, was und wer Arbogast ist, werde ich in Deinen Augen höher stehen, und meine Flucht von Lissabon wird Dir nicht ganz als ein leichtsinniger, thörichter Mädchenstreich erscheinen. Dennoch muß ich schaudern, wenn ich bedenke, was aus mir geworden wäre, wenn ich Dich nicht auf meiner abenteuerlichen Fahrt zur Seite gehabt hätte!“ „Das Zusammentreffen auf dem Oelberge war verhängnißvoll“, entgegnete der Graf, „aber es hat uns Beiden doch Gewißheit gebracht, obgleich eine schreckliche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/192
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/192>, abgerufen am 15.05.2024.