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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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Nur der Athem zeigte, daß er noch am Leben sei. Der Jüngling, dem auch an diesem Glückstage keine ungemischte Freude vergönnt war, kniete an dem Bette seines Oheims nieder, weinte und betete.

Da rührte sich der Alte zum ersten Male und machte Versuche, die Augen aufzuschlagen. Arbogast und die übrigen Anwesenden geriethen in die höchste Spannung. Man sah dem Kranken an, daß er noch sprechen wollte, ja etwas unverständlich murmelte. Arbogast fühlte sich wie erleichtert und schöpfte einige Hoffnung, um so mehr, als sein Oheim mehrere Worte deutsch, jedoch ohne verständlichen Sinn, hervorstieß. Der Jüngling, der hier allein Deutsch verstand, rückte näher und hielt sein Ohr dicht an den Mund des Sterbenden, um ja jede Silbe aufzufangen.

Plötzlich sagte Ritter von Wolfegg ganz deutlich, aber schwer und mühselig, in langen Zwischenpausen: "Heute ist - der Jahrestag, - da habe ich den Schwabenherzog - erschlagen!"

Er riß die Augen weit auf, doch nur, um sie für immer wieder zu schließen.

Nur der Athem zeigte, daß er noch am Leben sei. Der Jüngling, dem auch an diesem Glückstage keine ungemischte Freude vergönnt war, kniete an dem Bette seines Oheims nieder, weinte und betete.

Da rührte sich der Alte zum ersten Male und machte Versuche, die Augen aufzuschlagen. Arbogast und die übrigen Anwesenden geriethen in die höchste Spannung. Man sah dem Kranken an, daß er noch sprechen wollte, ja etwas unverständlich murmelte. Arbogast fühlte sich wie erleichtert und schöpfte einige Hoffnung, um so mehr, als sein Oheim mehrere Worte deutsch, jedoch ohne verständlichen Sinn, hervorstieß. Der Jüngling, der hier allein Deutsch verstand, rückte näher und hielt sein Ohr dicht an den Mund des Sterbenden, um ja jede Silbe aufzufangen.

Plötzlich sagte Ritter von Wolfegg ganz deutlich, aber schwer und mühselig, in langen Zwischenpausen: „Heute ist – der Jahrestag, – da habe ich den Schwabenherzog – erschlagen!“

Er riß die Augen weit auf, doch nur, um sie für immer wieder zu schließen.

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[32/0040] Nur der Athem zeigte, daß er noch am Leben sei. Der Jüngling, dem auch an diesem Glückstage keine ungemischte Freude vergönnt war, kniete an dem Bette seines Oheims nieder, weinte und betete. Da rührte sich der Alte zum ersten Male und machte Versuche, die Augen aufzuschlagen. Arbogast und die übrigen Anwesenden geriethen in die höchste Spannung. Man sah dem Kranken an, daß er noch sprechen wollte, ja etwas unverständlich murmelte. Arbogast fühlte sich wie erleichtert und schöpfte einige Hoffnung, um so mehr, als sein Oheim mehrere Worte deutsch, jedoch ohne verständlichen Sinn, hervorstieß. Der Jüngling, der hier allein Deutsch verstand, rückte näher und hielt sein Ohr dicht an den Mund des Sterbenden, um ja jede Silbe aufzufangen. Plötzlich sagte Ritter von Wolfegg ganz deutlich, aber schwer und mühselig, in langen Zwischenpausen: „Heute ist – der Jahrestag, – da habe ich den Schwabenherzog – erschlagen!“ Er riß die Augen weit auf, doch nur, um sie für immer wieder zu schließen.

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/40>, abgerufen am 29.04.2024.