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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CXV. Von etlichen aberglaubischen
Weibern.

AVff Stephans tag zieret mann an etli-
chen orthen die Scharpffrichter/ wel-
che S. Stephanum steinigten/ eben so
wol mit Kräntzen vnd Halßbanden/ als
den Martyrer selbsten: Wenn nun die Wei-
ber sie also gezieret sehen/ meinen sie/ es seyen
S. Stephans gesellen/ vnd zünden einem je-
den ein licht an. Ja das geschihet auch wol
dem Teuffel: der mit S. Michael die schlacht
helt/ vnnd also gehts mit Andern Reliquien:
Dann es werden alle ding dermassen ver-
mengt/ das mann keines Martyrers Bein ha-
ben kann/ sondern man muß gewarten/ daß
man jrgent eines Mörderß oder Diebs/ ja ei-
nes Ochsen oder Esels Bein anbetet. Der H.
Jungfrawen Marien Kamm oder Gürtel
kann mann nicht für gewiß anbeten/ sondern
man muß gewertig seyn/ das er jrgent sonst
eines vnzüchtigen Weibs möge gewesen seyn.

CXVI. Von einem Schneider/ so ein
Pfaffenmörder gewesen.

ZV Hotzfeld ist ein Dolkühner Hirnschel-
liger Schneider gewesen/ der ermordet
einen Pfaffen/ deßwegen er Hessenlandt
reumen muste. Er begibt sich aber vn-
der deß gen Rohm/ nimt sich an/ er hab zween
ermordet/ bitt vmb Ablaß Brieff/ welche er
denn nach erlegtem Gelt vberkompt. Zeugt
damit wider heim/ vnd nach dem er ein sicher

geleid
H
CXV. Von etlichen aberglaubiſchen
Weibern.

AVff Stephans tag zieret mann an etli-
chen orthen die Scharpffrichter/ wel-
che S. Stephanum ſteinigten/ eben ſo
wol mit Kraͤntzen vnd Halßbanden/ als
den Martyrer ſelbſten: Wenn nun die Wei-
ber ſie alſo gezieret ſehen/ meinen ſie/ es ſeyen
S. Stephans geſellen/ vnd zuͤnden einem je-
den ein licht an. Ja das geſchihet auch wol
dem Teuffel: der mit S. Michael die ſchlacht
helt/ vnnd alſo gehts mit Andern Reliquien:
Dann es werden alle ding dermaſſen ver-
mengt/ das mann keines Martyrers Bein ha-
ben kann/ ſondern man muß gewarten/ daß
man jrgent eines Moͤrderß oder Diebs/ ja ei-
nes Ochſen oder Eſels Bein anbetet. Der H.
Jungfrawen Marien Kamm oder Guͤrtel
kann mann nicht fuͤr gewiß anbeten/ ſondern
man muß gewertig ſeyn/ das er jrgent ſonſt
eines vnzuͤchtigen Weibs moͤge geweſen ſeyn.

CXVI. Von einem Schneider/ ſo ein
Pfaffenmoͤrder geweſen.

ZV Hotzfeld iſt ein Dolkuͤhner Hirnſchel-
liger Schneider geweſen/ der ermordet
einen Pfaffen/ deßwegen er Heſſenlandt
reumen muſte. Er begibt ſich aber vn-
der deß gen Rohm/ nimt ſich an/ er hab zween
ermordet/ bitt vmb Ablaß Brieff/ welche er
denn nach erlegtem Gelt vberkompt. Zeugt
damit wider heim/ vnd nach dem er ein ſicher

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H
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[97/0105] CXV. Von etlichen aberglaubiſchen Weibern. AVff Stephans tag zieret mann an etli- chen orthen die Scharpffrichter/ wel- che S. Stephanum ſteinigten/ eben ſo wol mit Kraͤntzen vnd Halßbanden/ als den Martyrer ſelbſten: Wenn nun die Wei- ber ſie alſo gezieret ſehen/ meinen ſie/ es ſeyen S. Stephans geſellen/ vnd zuͤnden einem je- den ein licht an. Ja das geſchihet auch wol dem Teuffel: der mit S. Michael die ſchlacht helt/ vnnd alſo gehts mit Andern Reliquien: Dann es werden alle ding dermaſſen ver- mengt/ das mann keines Martyrers Bein ha- ben kann/ ſondern man muß gewarten/ daß man jrgent eines Moͤrderß oder Diebs/ ja ei- nes Ochſen oder Eſels Bein anbetet. Der H. Jungfrawen Marien Kamm oder Guͤrtel kann mann nicht fuͤr gewiß anbeten/ ſondern man muß gewertig ſeyn/ das er jrgent ſonſt eines vnzuͤchtigen Weibs moͤge geweſen ſeyn. CXVI. Von einem Schneider/ ſo ein Pfaffenmoͤrder geweſen. ZV Hotzfeld iſt ein Dolkuͤhner Hirnſchel- liger Schneider geweſen/ der ermordet einen Pfaffen/ deßwegen er Heſſenlandt reumen muſte. Er begibt ſich aber vn- der deß gen Rohm/ nimt ſich an/ er hab zween ermordet/ bitt vmb Ablaß Brieff/ welche er denn nach erlegtem Gelt vberkompt. Zeugt damit wider heim/ vnd nach dem er ein ſicher geleid H

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/105>, abgerufen am 21.11.2024.