Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
IX.
Von etlichen zum theil Venedischen/
zum theil Florentzischen Le-
gaten.

ZV Dertun trug sich ein solches zu. Zween
Florentzischen Legaten/ welche zu Key-
ser Maximiliano geschickt worden/ be-
gegneten vngefehr die Venedische Ge-
sanden/ vnd grüsten dieselbe. Sie aber antwor-
deten nit ein wort/ sondern gingen still schwet-
gendt jhr Strasse. den andern tag begegnen
sie einander abermalß/ vnd da sie jhnen nicht
auß dem weg weichen wolten/ vnnd Hauffen
weiß auff sie trungen/ da stieß Maurocenus/
der ein ansehentlicher vnd starcker mann war/
den einen/ daß er im Koth sich hin vnnd her
weltzte/ vnd sagte: Lern dem grössernweichen.
Bemb. lib. 3. Histor. Venet. pag. 125.

X.
Von zween Wanders gesellen.

ES war ein lustiger vnnd kurtzweiliger
Gesell/ der zog seinen geschefften nach
in frembte Landt/ nach dem jhm nun
auff der Reiß einer vngefehr an einem
solchen engen orth auff entstieß/ das kaum
einer dem andern weichen konte/ sprach er
damit er ja nicht dem andern auß der wege
ging/ mit trutzigem gesicht: Du schelmshalß/
geh mir auß der weg/ oder ich will dich tracti-
ren/ inmassen ich den gestrigen entpfangen vnd
tractirt habe. Was geschicht? Da der gut ge-
sell wahr nahm/ daß diser so doll auß sahe/

vnd
IX.
Von etlichen zum theil Venediſchen/
zum theil Florentziſchen Le-
gaten.

ZV Dertun trug ſich ein ſolches zu. Zween
Florentziſchen Legaten/ welche zu Key-
ſer Maximiliano geſchickt worden/ be-
gegneten vngefehr die Venediſche Ge-
ſanden/ vñ gruͤſten dieſelbe. Sie aber antwor-
deten nit ein wort/ ſondern gingen ſtill ſchwet-
gendt jhr Straſſe. den andern tag begegnen
ſie einander abermalß/ vnd da ſie jhnen nicht
auß dem weg weichen wolten/ vnnd Hauffen
weiß auff ſie trungen/ da ſtieß Maurocenus/
der ein anſehentlicher vnd ſtarcker mann war/
den einen/ daß er im Koth ſich hin vnnd her
weltzte/ vnd ſagte: Lern dem groͤſſernweichen.
Bemb. lib. 3. Hiſtor. Venet. pag. 125.

X.
Von zween Wanders geſellen.

ES war ein luſtiger vnnd kurtzweiliger
Geſell/ der zog ſeinen geſchefften nach
in frembte Landt/ nach dem jhm nun
auff der Reiß einer vngefehr an einem
ſolchen engen orth auff entſtieß/ das kaum
einer dem andern weichen konte/ ſprach er
damit er ja nicht dem andern auß der wege
ging/ mit trutzigem geſicht: Du ſchelmshalß/
geh mir auß der weg/ oder ich will dich tracti-
ren/ inmaſſen ich den geſtrigen entpfangen vnd
tractirt habe. Was geſchicht? Da der gut ge-
ſell wahr nahm/ daß diſer ſo doll auß ſahe/

vnd
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0020" n="12"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IX.</hi></hi><lb/>
Von etlichen zum theil Venedi&#x017F;chen/<lb/>
zum theil Florentzi&#x017F;chen Le-<lb/>
gaten.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">Z</hi>V Dertun trug &#x017F;ich ein &#x017F;olches zu. Zween<lb/>
Florentzi&#x017F;chen Legaten/ welche zu Key-<lb/>
&#x017F;er Maximiliano ge&#x017F;chickt worden/ be-<lb/>
gegneten vngefehr die Venedi&#x017F;che Ge-<lb/>
&#x017F;anden/ vn&#x0303; gru&#x0364;&#x017F;ten die&#x017F;elbe. Sie aber antwor-<lb/>
deten nit ein wort/ &#x017F;ondern gingen &#x017F;till &#x017F;chwet-<lb/>
gendt jhr Stra&#x017F;&#x017F;e. den andern tag begegnen<lb/>
&#x017F;ie einander abermalß/ vnd da &#x017F;ie jhnen nicht<lb/>
auß dem weg weichen wolten/ vnnd Hauffen<lb/>
weiß auff &#x017F;ie trungen/ da &#x017F;tieß Maurocenus/<lb/>
der ein an&#x017F;ehentlicher vnd &#x017F;tarcker mann war/<lb/>
den einen/ daß er im Koth &#x017F;ich hin vnnd her<lb/>
weltzte/ vnd &#x017F;agte: Lern dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ernweichen.<lb/>
Bemb. lib. 3. Hi&#x017F;tor. Venet. pag. 125.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">X.</hi><lb/>
Von zween Wanders ge&#x017F;ellen.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S war ein lu&#x017F;tiger vnnd kurtzweiliger<lb/>
Ge&#x017F;ell/ der zog &#x017F;einen ge&#x017F;chefften nach<lb/>
in frembte Landt/ nach dem jhm nun<lb/>
auff der Reiß einer vngefehr an einem<lb/>
&#x017F;olchen engen orth auff ent&#x017F;tieß/ das kaum<lb/>
einer dem andern weichen konte/ &#x017F;prach er<lb/>
damit er ja nicht dem andern auß der wege<lb/>
ging/ mit trutzigem ge&#x017F;icht: Du &#x017F;chelmshalß/<lb/>
geh mir auß der weg/ oder ich will dich tracti-<lb/>
ren/ inma&#x017F;&#x017F;en ich den ge&#x017F;trigen entpfangen vnd<lb/>
tractirt habe. Was ge&#x017F;chicht? Da der gut ge-<lb/>
&#x017F;ell wahr nahm/ daß di&#x017F;er &#x017F;o doll auß &#x017F;ahe/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vnd</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0020] IX. Von etlichen zum theil Venediſchen/ zum theil Florentziſchen Le- gaten. ZV Dertun trug ſich ein ſolches zu. Zween Florentziſchen Legaten/ welche zu Key- ſer Maximiliano geſchickt worden/ be- gegneten vngefehr die Venediſche Ge- ſanden/ vñ gruͤſten dieſelbe. Sie aber antwor- deten nit ein wort/ ſondern gingen ſtill ſchwet- gendt jhr Straſſe. den andern tag begegnen ſie einander abermalß/ vnd da ſie jhnen nicht auß dem weg weichen wolten/ vnnd Hauffen weiß auff ſie trungen/ da ſtieß Maurocenus/ der ein anſehentlicher vnd ſtarcker mann war/ den einen/ daß er im Koth ſich hin vnnd her weltzte/ vnd ſagte: Lern dem groͤſſernweichen. Bemb. lib. 3. Hiſtor. Venet. pag. 125. X. Von zween Wanders geſellen. ES war ein luſtiger vnnd kurtzweiliger Geſell/ der zog ſeinen geſchefften nach in frembte Landt/ nach dem jhm nun auff der Reiß einer vngefehr an einem ſolchen engen orth auff entſtieß/ das kaum einer dem andern weichen konte/ ſprach er damit er ja nicht dem andern auß der wege ging/ mit trutzigem geſicht: Du ſchelmshalß/ geh mir auß der weg/ oder ich will dich tracti- ren/ inmaſſen ich den geſtrigen entpfangen vnd tractirt habe. Was geſchicht? Da der gut ge- ſell wahr nahm/ daß diſer ſo doll auß ſahe/ vnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/20
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/20>, abgerufen am 21.11.2024.