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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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des ins Cardinals Gemach bringen solte/ die
weil er noch bey dem König zu Rath were.
Da der Cardinal kam/ vnnd der Römischen
Heyligkeit Schreiben lasse/ gedacht er den an-
dern tag vder dem Morgen essen die Tafel
zubesehen/ dazu er dann den Cardinal von
Borbon/ den Cardinal von Turnon vnnd den
Cardinal von Guisen/ die Hertzogen von
Montpenser/ den Hertzogen von Guise vnnd
etliche andere vornehme HErrn beruffen hat-
te/ ehe mann aber die zweite tracht auff setzte/
hieß der Cardinal der Heyligkeit Schreiben
ablesen/ hierauff ware jederman so begirig
die gnadenreichen Jungfrawen (so nennet
mann die Tafel) zusehen/ das sie das essen blei-
ben liessen/ vnnd jhr hertz an der Tafel sätti-
gen wolten. Da sie nun die Tafel auß dem v-
berzug wickelten/ vnnd das gemählts besa-
hen/ erstarreten sie vber die massen sehr/ wie
leichtlich zuermessen/ vnd bracht solches dem
Cardinal ein sonderlichen schmertzen vnd be-
trübnis. Euseb. Philadelph. Cosmopolita
Dialog. 1. fol. 8. 9. edit. Edimburgian.

XV. Von einem Burger zu Straßburg/
vnnd wie er von einem Mahler da-
selbsten angestrichen wor-
den.

ES hat vngefehr vor sechtzig Jahren
einer den Rath gegeben den Gauckel-
spielern/ daß sie jhr Angesicht nit mit
Lernen verstellen/ sondern viel mehr
mit Schwartzer Farb in der Schneiderzunfft
solten anstreichen lassen. Diß war ein kurtzwei-
liger Gesell/ ward auch vnderweilen von sei-

nen

des ins Cardinals Gemach bringen ſolte/ die
weil er noch bey dem Koͤnig zu Rath were.
Da der Cardinal kam/ vnnd der Roͤmiſchen
Heyligkeit Schreiben laſſe/ gedacht er den an-
dern tag vder dem Morgen eſſen die Tafel
zubeſehen/ dazu er dann den Cardinal von
Borbon/ den Cardinal von Turnon vnnd den
Cardinal von Guiſen/ die Hertzogen von
Montpenſer/ den Hertzogen von Guiſe vnnd
etliche andere vornehme HErrn beruffen hat-
te/ ehe mann aber die zweite tracht auff ſetzte/
hieß der Cardinal der Heyligkeit Schreiben
ableſen/ hierauff ware jederman ſo begirig
die gnadenreichen Jungfrawen (ſo nennet
mann die Tafel) zuſehen/ das ſie das eſſen blei-
ben lieſſen/ vnnd jhr hertz an der Tafel ſaͤtti-
gen wolten. Da ſie nun die Tafel auß dem v-
berzug wickelten/ vnnd das gemaͤhlts beſa-
hen/ erſtarreten ſie vber die maſſen ſehr/ wie
leichtlich zuermeſſen/ vnd bracht ſolches dem
Cardinal ein ſonderlichen ſchmertzen vnd be-
truͤbnis. Euſeb. Philadelph. Coſmopolita
Dialog. 1. fol. 8. 9. edit. Edimburgian.

XV. Von einem Burger zu Straßburg/
vnnd wie er von einem Mahler da-
ſelbſten angeſtrichen wor-
den.

ES hat vngefehr vor ſechtzig Jahren
einer den Rath gegeben den Gauckel-
ſpielern/ daß ſie jhr Angeſicht nit mit
Lernen verſtellen/ ſondern viel mehr
mit Schwartzer Farb in der Schneiderzunfft
ſolten anſtreichẽ laſſen. Diß war ein kurtzwei-
liger Geſell/ ward auch vnderweilen von ſei-

nen
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[18/0026] des ins Cardinals Gemach bringen ſolte/ die weil er noch bey dem Koͤnig zu Rath were. Da der Cardinal kam/ vnnd der Roͤmiſchen Heyligkeit Schreiben laſſe/ gedacht er den an- dern tag vder dem Morgen eſſen die Tafel zubeſehen/ dazu er dann den Cardinal von Borbon/ den Cardinal von Turnon vnnd den Cardinal von Guiſen/ die Hertzogen von Montpenſer/ den Hertzogen von Guiſe vnnd etliche andere vornehme HErrn beruffen hat- te/ ehe mann aber die zweite tracht auff ſetzte/ hieß der Cardinal der Heyligkeit Schreiben ableſen/ hierauff ware jederman ſo begirig die gnadenreichen Jungfrawen (ſo nennet mann die Tafel) zuſehen/ das ſie das eſſen blei- ben lieſſen/ vnnd jhr hertz an der Tafel ſaͤtti- gen wolten. Da ſie nun die Tafel auß dem v- berzug wickelten/ vnnd das gemaͤhlts beſa- hen/ erſtarreten ſie vber die maſſen ſehr/ wie leichtlich zuermeſſen/ vnd bracht ſolches dem Cardinal ein ſonderlichen ſchmertzen vnd be- truͤbnis. Euſeb. Philadelph. Coſmopolita Dialog. 1. fol. 8. 9. edit. Edimburgian. XV. Von einem Burger zu Straßburg/ vnnd wie er von einem Mahler da- ſelbſten angeſtrichen wor- den. ES hat vngefehr vor ſechtzig Jahren einer den Rath gegeben den Gauckel- ſpielern/ daß ſie jhr Angeſicht nit mit Lernen verſtellen/ ſondern viel mehr mit Schwartzer Farb in der Schneiderzunfft ſolten anſtreichẽ laſſen. Diß war ein kurtzwei- liger Geſell/ ward auch vnderweilen von ſei- nen

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/26>, abgerufen am 21.11.2024.