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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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bey einander bleiben vnd sterben müssen. Da nun
kein menschlich Hülff vnnd
Trost mehr fürhanden
ist/ sihe/ da kommt auß sonderlicher
Vorsehung Got-
tes ein armer Schuler für die
Thür/ vnd singt den
130.
Psalmen/ das arme krancke Weib höret fleis-
sig zu/ vnd mit grosser Andacht: Da nun der
Knab
an das Gesetz kam/ vnd ob es werth biß in die nacht/
vnnd wider an den morgen. So wil ich doch an sei-
ner Macht/ verzweifflen nicht noch sorgen/ etc. Si-
he/ da bekompt das Weib/ so sonsten wie ein todter
Mensch lag/ widerumb ein leblichte
Farb/ vnd sagt:
Der liebe Gott hab jhr diesen Armen Schuler an
statt eines
Engels geschickt/ der sie getröstet/ daß
sie an seiner Hülff nicht zweiffeln noch sorgen solle/
dem wolt sie also nachkommen/ verhoffend/ der lie-
be Gott werd seine zeit zu helffen wol wissen. Bitt
daneben die Weiber/ daß sie mit jhr Gott vmb sei-
ne Hülff anruffen wolten/ welches dann geschihet.
Ohn lengst erhöret der liebe GOtt dieses Weibs/
wie auch der andern inbrünstig Gebett/ daß also
das Weib ein gesunde
Frucht ohn verletzt auff die
Welt bringet. Dann wo die menschliche Hülff
auffhöret/ da fengt die Göttliche Hülff an/ wie
Phi-
lo schriebet.
D. Gigas l. part. Post, Concione illa,
quam die D. Gregorio sacro habuit.

CCCXXV. Von einem Kramer.

EJn Krämer hat speck/ Butter/ Käß/ Hee-
ring/ Stockfisch/ Saalschmaltz vnd derglei-
chen feil. Jn dessen
Laden kommt ein Hund/ vnd
frist ein groß werck von gemelten Schmaltz.
Der
Krämer kompt hinzu/ erhascht einen stecken/
vnd sagt also zum Hund: Weil du mir einen so grossen
schaden gethan hast/ sihe/ so wil ich dich mit diesem
stecken so lang abtrucknen/ biß du mir den schaden
wider eingebüst hast. Der Hund merckt wo es hin-

auß

bey einander bleiben vnd ſterben muͤſſen. Da nun
kein menſchlich Huͤlff vnnd
Troſt mehr fuͤrhanden
iſt/ ſihe/ da kom̃t auß ſonderlicher
Vorſehung Got-
tes ein armer Schuler fuͤr die
Thuͤr/ vnd ſingt den
130.
Pſalmen/ das arme krancke Weib hoͤret fleiſ-
ſig zu/ vnd mit groſſer Andacht: Da nun der
Knab
an das Geſetz kam/ vñ ob es werth biß in die nacht/
vnnd wider an den morgen. So wil ich doch an ſei-
ner Macht/ verzweifflen nicht noch ſorgen/ ꝛc. Si-
he/ da bekompt das Weib/ ſo ſonſten wie ein todter
Menſch lag/ widerumb ein leblichte
Farb/ vnd ſagt:
Der liebe Gott hab jhr dieſen Armen Schuler an
ſtatt eines
Engels geſchickt/ der ſie getroͤſtet/ daß
ſie an ſeiner Huͤlff nicht zweiffeln noch ſorgen ſolle/
dem wolt ſie alſo nachkommen/ verhoffend/ der lie-
be Gott werd ſeine zeit zu helffen wol wiſſen. Bitt
daneben die Weiber/ daß ſie mit jhr Gott vmb ſei-
ne Huͤlff anruffen wolten/ welches dann geſchihet.
Ohn lengſt erhoͤret der liebe GOtt dieſes Weibs/
wie auch der andern inbruͤnſtig Gebett/ daß alſo
das Weib ein geſunde
Frucht ohn verletzt auff die
Welt bringet. Dann wo die menſchliche Huͤlff
auffhoͤret/ da fengt die Goͤttliche Huͤlff an/ wie
Phi-
lo ſchriebet.
D. Gigas l. part. Poſt, Concione illa,
quam die D. Gregorio ſacro habuit.

CCCXXV. Von einem Kramer.

EJn Kraͤmer hat ſpeck/ Butter/ Kaͤß/ Hee-
ring/ Stockfiſch/ Saalſchmaltz vñ derglei-
chẽ feil. Jn deſſen
Laden kom̃t ein Hund/ vñ
friſt ein groß werck von gemeltẽ Schmaltz.
Der
Kraͤmer kompt hinzu/ erhaſcht einen ſtecken/
vñ ſagt alſo zum Hund: Weil du mir einẽ ſo groſſen
ſchaden gethan haſt/ ſihe/ ſo wil ich dich mit dieſem
ſtecken ſo lang abtrucknen/ biß du mir den ſchaden
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[331/0339] bey einander bleiben vnd ſterben muͤſſen. Da nun kein menſchlich Huͤlff vnnd Troſt mehr fuͤrhanden iſt/ ſihe/ da kom̃t auß ſonderlicher Vorſehung Got- tes ein armer Schuler fuͤr die Thuͤr/ vnd ſingt den 130. Pſalmen/ das arme krancke Weib hoͤret fleiſ- ſig zu/ vnd mit groſſer Andacht: Da nun der Knab an das Geſetz kam/ vñ ob es werth biß in die nacht/ vnnd wider an den morgen. So wil ich doch an ſei- ner Macht/ verzweifflen nicht noch ſorgen/ ꝛc. Si- he/ da bekompt das Weib/ ſo ſonſten wie ein todter Menſch lag/ widerumb ein leblichte Farb/ vnd ſagt: Der liebe Gott hab jhr dieſen Armen Schuler an ſtatt eines Engels geſchickt/ der ſie getroͤſtet/ daß ſie an ſeiner Huͤlff nicht zweiffeln noch ſorgen ſolle/ dem wolt ſie alſo nachkommen/ verhoffend/ der lie- be Gott werd ſeine zeit zu helffen wol wiſſen. Bitt daneben die Weiber/ daß ſie mit jhr Gott vmb ſei- ne Huͤlff anruffen wolten/ welches dann geſchihet. Ohn lengſt erhoͤret der liebe GOtt dieſes Weibs/ wie auch der andern inbruͤnſtig Gebett/ daß alſo das Weib ein geſunde Frucht ohn verletzt auff die Welt bringet. Dann wo die menſchliche Huͤlff auffhoͤret/ da fengt die Goͤttliche Huͤlff an/ wie Phi- lo ſchriebet. D. Gigas l. part. Poſt, Concione illa, quam die D. Gregorio ſacro habuit. CCCXXV. Von einem Kramer. EJn Kraͤmer hat ſpeck/ Butter/ Kaͤß/ Hee- ring/ Stockfiſch/ Saalſchmaltz vñ derglei- chẽ feil. Jn deſſen Laden kom̃t ein Hund/ vñ friſt ein groß werck von gemeltẽ Schmaltz. Der Kraͤmer kompt hinzu/ erhaſcht einen ſtecken/ vñ ſagt alſo zum Hund: Weil du mir einẽ ſo groſſen ſchaden gethan haſt/ ſihe/ ſo wil ich dich mit dieſem ſtecken ſo lang abtrucknen/ biß du mir den ſchaden wider eingebuͤſt haſt. Der Hund merckt wo es hin- auß

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/339>, abgerufen am 22.11.2024.