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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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vnd diesen Vufall so kläglich beweinet/ sprengt der
Scharpffrichter durch ein gemein geschrey auß/ es
sey nicht ohn/ der Kauffmann/ als der dißmals
sich grosses leyds anmasse/ hab den grossen Mord
in seinem Hauß selbst begangen. Darüber wirdt er
nicht allein ins Gefängnuß geleget/ sondern auch
peinlich gefragt. Weil nun der Scharpffrichter die
Vbelthat gern einem andern zugeleget hatte/ brau-
chet er alle schärpffe im peinigen/ biß daß er den
Mord bekennet. Da er nun solch Laster bekennet/
das er niemals zu thun in Sinn genommen hatte/
wirdt er grewlichen gemartert vnnd getödtet. Ob
nun wol kein Mensch diß sahe/ ja die gantze Welt
schlieff/ so wacht doch Gott der gerechte Richter/
vnnd zeucht jhn zur straff. Dann in dem er etliche
Silbern Trinckgeschirr einem Jüden verkauffet/
ward er dermassen verblendet/ daß er nicht in acht
nimpt/ daß deß Kauffmanns Wappen darauff
stchet. Der Jüde aber kennet solches/ vnnd trägt
von stund an die Silbern Becher vor den Rath/
der Scharpffrichter wirdt gefänglich angenom-
men/ der dann den Mord von stund an bekennet.
Also bekompt er sein verdienten lohn.

Idem ibidem.

CXIII. Von S. Antonio dem Eynsid-
ler/ welcher fragt/ was er thun solte/ da-
mit er selig würde.

SAnct Antonius fragt/ wer sein Gesell
im ewigen Leben seyn solte/ den das Ein-
sidel leben gefiel jhm vber die massen wol.
Derwegen wirdt jhm im Schlaff ange-
zeiget/ zu Alexandria sey ein Schuster/ der werd
sein Gesell im ewigen Leben. Antonius verwun-
dert sich vber die Vergleichung/ zeucht dahin/ wil

den

vnd dieſen Vufall ſo klaͤglich beweinet/ ſprengt der
Scharpffrichter durch ein gemein geſchrey auß/ es
ſey nicht ohn/ der Kauffmann/ als der dißmals
ſich groſſes leyds anmaſſe/ hab den groſſen Mord
in ſeinem Hauß ſelbſt begangen. Daruͤber wirdt er
nicht allein ins Gefaͤngnuſz geleget/ ſondern auch
peinlich gefragt. Weil nun der Scharpffrichter die
Vbelthat gern einem andern zugeleget hatte/ brau-
chet er alle ſchaͤrpffe im peinigen/ biſz daſz er den
Mord bekennet. Da er nun ſolch Laſter bekennet/
das er niemals zu thun in Sinn genommen hatte/
wirdt er grewlichen gemartert vnnd getoͤdtet. Ob
nun wol kein Menſch diß ſahe/ ja die gantze Welt
ſchlieff/ ſo wacht doch Gott der gerechte Richter/
vnnd zeucht jhn zur ſtraff. Dann in dem er etliche
Silbern Trinckgeſchirr einem Juͤden verkauffet/
ward er dermaſſen verblendet/ daß er nicht in acht
nimpt/ daß deß Kauffmanns Wappen darauff
ſtchet. Der Juͤde aber kennet ſolches/ vnnd traͤgt
von ſtund an die Silbern Becher vor den Rath/
der Scharpffrichter wirdt gefaͤnglich angenom-
men/ der dann den Mord von ſtund an bekennet.
Alſo bekompt er ſein verdienten lohn.

Idem ibidem.

CXIII. Von S. Antonio dem Eynſid-
ler/ welcher fragt/ was er thun ſolte/ da-
mit er ſelig wuͤrde.

SAnct Antonius fragt/ wer ſein Geſell
im ewigen Leben ſeyn ſolte/ den das Ein-
ſidel leben gefiel jhm vber die maſſen wol.
Derwegen wirdt jhm im Schlaff ange-
zeiget/ zu Alexandria ſey ein Schuſter/ der werd
ſein Geſell im ewigen Leben. Antonius verwun-
dert ſich vber die Vergleichung/ zeucht dahin/ wil

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[108/0132] vnd dieſen Vufall ſo klaͤglich beweinet/ ſprengt der Scharpffrichter durch ein gemein geſchrey auß/ es ſey nicht ohn/ der Kauffmann/ als der dißmals ſich groſſes leyds anmaſſe/ hab den groſſen Mord in ſeinem Hauß ſelbſt begangen. Daruͤber wirdt er nicht allein ins Gefaͤngnuſz geleget/ ſondern auch peinlich gefragt. Weil nun der Scharpffrichter die Vbelthat gern einem andern zugeleget hatte/ brau- chet er alle ſchaͤrpffe im peinigen/ biſz daſz er den Mord bekennet. Da er nun ſolch Laſter bekennet/ das er niemals zu thun in Sinn genommen hatte/ wirdt er grewlichen gemartert vnnd getoͤdtet. Ob nun wol kein Menſch diß ſahe/ ja die gantze Welt ſchlieff/ ſo wacht doch Gott der gerechte Richter/ vnnd zeucht jhn zur ſtraff. Dann in dem er etliche Silbern Trinckgeſchirr einem Juͤden verkauffet/ ward er dermaſſen verblendet/ daß er nicht in acht nimpt/ daß deß Kauffmanns Wappen darauff ſtchet. Der Juͤde aber kennet ſolches/ vnnd traͤgt von ſtund an die Silbern Becher vor den Rath/ der Scharpffrichter wirdt gefaͤnglich angenom- men/ der dann den Mord von ſtund an bekennet. Alſo bekompt er ſein verdienten lohn. Idem ibidem. CXIII. Von S. Antonio dem Eynſid- ler/ welcher fragt/ was er thun ſolte/ da- mit er ſelig wuͤrde. SAnct Antonius fragt/ wer ſein Geſell im ewigen Leben ſeyn ſolte/ den das Ein- ſidel leben gefiel jhm vber die maſſen wol. Derwegen wirdt jhm im Schlaff ange- zeiget/ zu Alexandria ſey ein Schuſter/ der werd ſein Geſell im ewigen Leben. Antonius verwun- dert ſich vber die Vergleichung/ zeucht dahin/ wil den

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/132>, abgerufen am 27.11.2024.