Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
CXXXVII. Von einem vnuerstän-
digen Sachsen.

EJn Sachs/ als er einsmals in der Pre-
digt hörete die Wort/ welche der Herr
Christus am Jüngstentag (wann er die
Schaafe von den Böcken scheiden wirdt/)
zu den Böcken sagen wirdt/ ich bin hungerig gewe-
sen/ vnd habt mich nicht gespeist/ ich bin durstig ge-
wesen/ vnd jhr habt mich nicht gedrenckt/ etc. Fengt
er gantz demütiglich an in seinem Gebett/ vnnd
spricht: Ach du lieber Herr Jesu/ komme doch
vor meine Thür/ vnnd gib mirs nur mit einem ein-
tzigen Wort zuuerstehen/ daß du es seyest/ ich wil
dir doch vollauff geben. Jch wil dir einen firnen jä-
rigen Schincken vorsetzen/ darzu einen gantzen
guten Magen vnd gunter/ von einer feisten Saw/
weiters auch wil ich dir darbey setzen fett gedörret
vnd gereichert Rindsfleisch/ vnnd damit du auch
einen guten Trunck thun könnest/ der dir dein Hertz
erfrische/ wil ich dir den besten Wein (der zu be-
kommen) darzu schencken/ vnd wil dich so voll ma-
chen/ daß du vorn vnnd hinden wider von dir geben
solt. Wie köndt ich dir doch herrlicher vnnd stattli-
cher aufftragen vnd tractieren.

Cordus lib. 6. Epig. pag. 177.

CXXXVIII. Von einem Sern-
seher vnnd Bawern.

EJn vornemmer Fürst wolt einsmals auß
Jagen reiten/ weil er sich aber vor dem Re-
gen beförchtet/ fragt er erstlich seinen A-
stronomum/ ob es auch schön Wetter auff

den
CXXXVII. Von einem vnuerſtaͤn-
digen Sachſen.

EJn Sachs/ als er einsmals in der Pre-
digt hoͤrete die Wort/ welche der Herr
Chriſtus am Juͤngſtentag (wann er die
Schaafe von den Boͤcken ſcheiden wirdt/)
zu den Boͤcken ſagen wirdt/ ich bin hungerig gewe-
ſen/ vnd habt mich nicht geſpeiſt/ ich bin durſtig ge-
weſen/ vnd jhr habt mich nicht gedrenckt/ ꝛc. Fengt
er gantz demuͤtiglich an in ſeinem Gebett/ vnnd
ſpricht: Ach du lieber Herr Jeſu/ komme doch
vor meine Thuͤr/ vnnd gib mirs nur mit einem ein-
tzigen Wort zuuerſtehen/ daß du es ſeyeſt/ ich wil
dir doch vollauff geben. Jch wil dir einen firnen jaͤ-
rigen Schincken vorſetzen/ darzu einen gantzen
guten Magen vnd gunter/ von einer feiſten Saw/
weiters auch wil ich dir darbey ſetzen fett gedoͤrret
vnd gereichert Rindsfleiſch/ vnnd damit du auch
einen guten Trunck thun koͤnneſt/ der dir dein Hertz
erfriſche/ wil ich dir den beſten Wein (der zu be-
kommen) darzu ſchencken/ vnd wil dich ſo voll ma-
chen/ daß du vorn vnnd hinden wider von dir geben
ſolt. Wie koͤndt ich dir doch herrlicher vnnd ſtattli-
cher aufftragen vnd tractieren.

Cordus lib. 6. Epig. pag. 177.

CXXXVIII. Von einem Sern-
ſeher vnnd Bawern.

EJn vornemmer Fuͤrſt wolt einsmals auß
Jagen reiten/ weil er ſich aber vor dem Re-
gen befoͤrchtet/ fragt er erſtlich ſeinen A-
ſtronomum/ ob es auch ſchoͤn Wetter auff

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0158" n="134"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXXXVII.</hi> Von einem vnuer&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
digen Sach&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>Jn Sachs/ als er einsmals in der Pre-<lb/>
digt ho&#x0364;rete die Wort/ welche der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi><lb/>
Chri&#x017F;tus am Ju&#x0364;ng&#x017F;tentag (wann er die<lb/>
Schaafe von den Bo&#x0364;cken &#x017F;cheiden wirdt/)<lb/>
zu den Bo&#x0364;cken &#x017F;agen wirdt/ ich bin hungerig gewe-<lb/>
&#x017F;en/ vnd habt mich nicht ge&#x017F;pei&#x017F;t/ ich bin dur&#x017F;tig ge-<lb/>
we&#x017F;en/ vnd jhr habt mich nicht gedrenckt/ &#xA75B;c. Fengt<lb/>
er gantz demu&#x0364;tiglich an in &#x017F;einem Gebett/ vnnd<lb/>
&#x017F;pricht: Ach du lieber <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> Je&#x017F;u/ komme doch<lb/>
vor meine Thu&#x0364;r/ vnnd gib mirs nur mit einem ein-<lb/>
tzigen Wort zuuer&#x017F;tehen/ daß du es &#x017F;eye&#x017F;t/ ich wil<lb/>
dir doch vollauff geben. Jch wil dir einen firnen ja&#x0364;-<lb/>
rigen Schincken vor&#x017F;etzen/ darzu einen gantzen<lb/>
guten Magen vnd gunter/ von einer fei&#x017F;ten Saw/<lb/>
weiters auch wil ich dir darbey &#x017F;etzen fett gedo&#x0364;rret<lb/>
vnd gereichert Rindsflei&#x017F;ch/ vnnd damit du auch<lb/>
einen guten Trunck thun ko&#x0364;nne&#x017F;t/ der dir dein Hertz<lb/>
erfri&#x017F;che/ wil ich dir den be&#x017F;ten Wein (der zu be-<lb/>
kommen) darzu &#x017F;chencken/ vnd wil dich &#x017F;o voll ma-<lb/>
chen/ daß du vorn vnnd hinden wider von dir geben<lb/>
&#x017F;olt. Wie ko&#x0364;ndt ich dir doch herrlicher vnnd &#x017F;tattli-<lb/>
cher aufftragen vnd tractieren.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Cordus lib. 6. Epig. pag.</hi> 17<hi rendition="#i">7.</hi></hi> </p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CXXXVIII.</hi></hi> Von einem Sern-<lb/>
&#x017F;eher vnnd Bawern.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>Jn vornemmer Fu&#x0364;r&#x017F;t wolt einsmals auß<lb/>
Jagen reiten/ weil er &#x017F;ich aber vor dem Re-<lb/>
gen befo&#x0364;rchtet/ fragt er er&#x017F;tlich &#x017F;einen A-<lb/>
&#x017F;tronomum/ ob es auch &#x017F;cho&#x0364;n Wetter auff<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0158] CXXXVII. Von einem vnuerſtaͤn- digen Sachſen. EJn Sachs/ als er einsmals in der Pre- digt hoͤrete die Wort/ welche der Herr Chriſtus am Juͤngſtentag (wann er die Schaafe von den Boͤcken ſcheiden wirdt/) zu den Boͤcken ſagen wirdt/ ich bin hungerig gewe- ſen/ vnd habt mich nicht geſpeiſt/ ich bin durſtig ge- weſen/ vnd jhr habt mich nicht gedrenckt/ ꝛc. Fengt er gantz demuͤtiglich an in ſeinem Gebett/ vnnd ſpricht: Ach du lieber Herr Jeſu/ komme doch vor meine Thuͤr/ vnnd gib mirs nur mit einem ein- tzigen Wort zuuerſtehen/ daß du es ſeyeſt/ ich wil dir doch vollauff geben. Jch wil dir einen firnen jaͤ- rigen Schincken vorſetzen/ darzu einen gantzen guten Magen vnd gunter/ von einer feiſten Saw/ weiters auch wil ich dir darbey ſetzen fett gedoͤrret vnd gereichert Rindsfleiſch/ vnnd damit du auch einen guten Trunck thun koͤnneſt/ der dir dein Hertz erfriſche/ wil ich dir den beſten Wein (der zu be- kommen) darzu ſchencken/ vnd wil dich ſo voll ma- chen/ daß du vorn vnnd hinden wider von dir geben ſolt. Wie koͤndt ich dir doch herrlicher vnnd ſtattli- cher aufftragen vnd tractieren. Cordus lib. 6. Epig. pag. 177. CXXXVIII. Von einem Sern- ſeher vnnd Bawern. EJn vornemmer Fuͤrſt wolt einsmals auß Jagen reiten/ weil er ſich aber vor dem Re- gen befoͤrchtet/ fragt er erſtlich ſeinen A- ſtronomum/ ob es auch ſchoͤn Wetter auff den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/158
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/158>, abgerufen am 24.11.2024.