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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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gerüret. Darnach ging er in der Kammer vmher vnd
schleust die Kisten auff/ nimt zum ersten darauß ei-
nen köstlichen Seckel/ darnach einen guldenen gür-
tel/ entlichen etliche köstliche ringe/ welche jr Man jr
zur trew gegeben. Wie er solches alles verrichtet/
gehet er wider zu seiner Kisten/ legt sich widerumb
drein/ vnd schlenst fein fast widerumb zu/ damit
nicht jemand den Dieb spüren könte. Den dritten
tag hernacher kompt die alte Vettel wider/ kompt
zu der Frawen/ begert jhrer Kisten/ vnd lest sie wi-
derumb heim tragen. Vnd wande vor/ sie hette jren
geschäfften nit gantz können nach kommen/ die gute
Fraw wuste nicht daß der vrsacher jres kommenden
vnglücks darinnen verborgen gewest war. Dieser
Bößwicht als er sein sachen/ durch eingebung des
Teuffels vnd seiner trewen diener/ also volnbracht
hatte/ bezahlet er die alte Vettel/ vnd zeucht wider-
umb mit frewden nach Pariß/ daß er da dz gewon-
nene Gelt einnehmen möchte. Er kömpt zu seinem
gegenpart/ fengt ahn vnd spricht: Wolan jhr Herrn
ich hab gewonnen das Gelt ist mein/ zehle mirs
nur bald zu/ dan deine Fraw hat jhr Ehr vnnd trew
gebrochen. Noch drüber/ daß du ja nicht zu zweiff-
len hettest/ so zeig ich dir allhier die Kleinodien
welche ich von deiner Frawen bekommen. Er erzehlet
auch daß er gesehen hab an jrem leib das wärtzlein/
welch sonst kein Mensch gesehen. Der gute Man
welcher ein Hauß auff seiner Frawen Trew gebaut
hette/ wird allhie durch diese anzeigungen betro-
gen/ daß er meinet verlohren zu haben/ zehlet jhm
das Gelt zu. Nach dem er gantz trostloß das
Gelt gezehlet/ zeucht er hinnach Genua/ hatte viel
seltzamel gedancken vnnd fantaseyen vnder wegen.
Nach vielen semen gedancken/ gedenckt er sein ehe-
gemahl welche er meinte dz sie gantz die Ehe gebro-
chen/ vmbs Leben zu bringen/ welche er zuvor so lieb

vnd

geruͤret. Darnach ging er in der Kam̃er vmher vnd
ſchleuſt die Kiſten auff/ nimt zum erſten darauß ei-
nen koͤſtlichen Seckel/ darnach einen guldenen guͤr-
tel/ entlichẽ etliche koͤſtliche ringe/ welche jr Man jr
zur trew gegeben. Wie er ſolches alles verrichtet/
gehet er wider zu ſeiner Kiſten/ legt ſich widerumb
drein/ vnd ſchlenſt fein faſt widerumb zu/ damit
nicht jemand den Dieb ſpuͤren koͤnte. Den dritten
tag hernacher kompt die alte Vettel wider/ kompt
zu der Frawen/ begert jhrer Kiſten/ vnd leſt ſie wi-
derumb heim tragen. Vnd wande vor/ ſie hette jren
geſchaͤfften nit gantz koͤnnen nach kommen/ die gute
Fraw wuſte nicht daß der vrſacher jres kom̃enden
vngluͤcks darinnen verborgen geweſt war. Dieſer
Boͤßwicht als er ſein ſachen/ durch eingebung des
Teuffels vnd ſeiner trewen diener/ alſo volnbracht
hatte/ bezahlet er die alte Vettel/ vnd zeucht wider-
umb mit frewden nach Pariß/ daß er da dz gewon-
nene Gelt einnehmen moͤchte. Er koͤmpt zu ſeinem
gegenpart/ fengt ahn vnd ſpricht: Wolan jhr Herꝛn
ich hab gewonnen das Gelt iſt mein/ zehle mirs
nur bald zu/ dan deine Fraw hat jhr Ehr vnnd trew
gebrochen. Noch druͤber/ daß du ja nicht zu zweiff-
len hetteſt/ ſo zeig ich dir allhier die Kleinodien
welche ich von deiner Frawen bekom̃en. Er erzehlet
auch daß er geſehen hab an jrem leib das waͤrtzlein/
welch ſonſt kein Menſch geſehen. Der gute Man
welcher ein Hauß auff ſeiner Frawẽ Trew gebaut
hette/ wird allhie durch dieſe anzeigungen betro-
gen/ daß er meinet verlohren zu haben/ zehlet jhm
das Gelt zu. Nach dem er gantz troſtloß das
Gelt gezehlet/ zeucht er hinnach Genua/ hatte viel
ſeltzamel gedancken vnnd fantaſeyen vnder wegen.
Nach vielen ſemen gedancken/ gedenckt er ſein ehe-
gemahl welche er meinte dz ſie gantz die Ehe gebro-
chen/ vmbs Leben zu bringen/ welche er zuvor ſo lieb

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[222/0246] geruͤret. Darnach ging er in der Kam̃er vmher vnd ſchleuſt die Kiſten auff/ nimt zum erſten darauß ei- nen koͤſtlichen Seckel/ darnach einen guldenen guͤr- tel/ entlichẽ etliche koͤſtliche ringe/ welche jr Man jr zur trew gegeben. Wie er ſolches alles verrichtet/ gehet er wider zu ſeiner Kiſten/ legt ſich widerumb drein/ vnd ſchlenſt fein faſt widerumb zu/ damit nicht jemand den Dieb ſpuͤren koͤnte. Den dritten tag hernacher kompt die alte Vettel wider/ kompt zu der Frawen/ begert jhrer Kiſten/ vnd leſt ſie wi- derumb heim tragen. Vnd wande vor/ ſie hette jren geſchaͤfften nit gantz koͤnnen nach kommen/ die gute Fraw wuſte nicht daß der vrſacher jres kom̃enden vngluͤcks darinnen verborgen geweſt war. Dieſer Boͤßwicht als er ſein ſachen/ durch eingebung des Teuffels vnd ſeiner trewen diener/ alſo volnbracht hatte/ bezahlet er die alte Vettel/ vnd zeucht wider- umb mit frewden nach Pariß/ daß er da dz gewon- nene Gelt einnehmen moͤchte. Er koͤmpt zu ſeinem gegenpart/ fengt ahn vnd ſpricht: Wolan jhr Herꝛn ich hab gewonnen das Gelt iſt mein/ zehle mirs nur bald zu/ dan deine Fraw hat jhr Ehr vnnd trew gebrochen. Noch druͤber/ daß du ja nicht zu zweiff- len hetteſt/ ſo zeig ich dir allhier die Kleinodien welche ich von deiner Frawen bekom̃en. Er erzehlet auch daß er geſehen hab an jrem leib das waͤrtzlein/ welch ſonſt kein Menſch geſehen. Der gute Man welcher ein Hauß auff ſeiner Frawẽ Trew gebaut hette/ wird allhie durch dieſe anzeigungen betro- gen/ daß er meinet verlohren zu haben/ zehlet jhm das Gelt zu. Nach dem er gantz troſtloß das Gelt gezehlet/ zeucht er hinnach Genua/ hatte viel ſeltzamel gedancken vnnd fantaſeyen vnder wegen. Nach vielen ſemen gedancken/ gedenckt er ſein ehe- gemahl welche er meinte dz ſie gantz die Ehe gebro- chen/ vmbs Leben zu bringen/ welche er zuvor ſo lieb vnd

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/246>, abgerufen am 24.11.2024.