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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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schlagen nit gebessert/ sondern ärger gemacht wird/
wie dann die Verß lauten/

Si feriendo abiges nouem Cacodaemona multis
Verberibus: reddes incutiesque decem.

Das ist/

Schlägstu neun Teuffel herauß/ so kommen ze-
hen wider.
XXIV. Von einem Bürger/ so ein
scheußliche/ aber doch reiche Bäw-
rin zum Weib nam.

EJnes ehrlichen Bürgers Sohn hielt sich
so vbel/ daß er nicht Hoffnung haben kon-
te ein Weib auß der Stadt zubekommen/
dann er wußte daß Terentius sagt: Vxo-
rem his moribus dabit nemo.
Das ist: Niemandt
wirdt dem ein Weib geben/ der solche Sitten an
sich hat: Deßgleichen was das gemeine sprichwort
sagt: Wer dich kennet/ der kaufft dich nicht. Nun
war eines Bawern Tochter an einem ort/ welche
zwar reich/ aber sonst vngestalt/ vnnd dazu schlecht
vnnd eynfältig war. Er aber gab nichts darauff/
nam sie nicht allein zu einem Weib/ sondern liebt
sie auch hefftig/ vnnd hielt sie in Ehren: Ob aber sol-
ches von Hertzen geschehen/ oder obs ein angemaß-
te Lieb gewesen/ kan man nicht wissen. Da er aber
ein Jahr oder zwey mit jhr Haußgehalten/ ließ er
in der vorigen Lieb nach/ veracht sie/ haßt sie/ ja
mocht sie kaum sehen/ zu geschweigen/ daß er jhr
Eheliche lieb erzeigen solte. Dagegen so gesellet er
sich schönen vnzüchtigen Weibern/ vnnd hielt mit
denselben gemeinschafft.

Obs nu wol dem Weib vnuerborgen war/ so nam
sie sichs doch keines wegs an/ sondern wartete für
vnd für jhrer Haußhaltung fleissig ab/ vnd wann er

von
ſchlagen nit gebeſſert/ ſondern aͤrger gemacht wird/
wie dann die Verſz lauten/

Si feriendo abiges nouem Cacodæmona multis
Verberibus: reddes incutieſque decem.

Das iſt/

Schlaͤgſtu neun Teuffel herauſz/ ſo kommen ze-
hen wider.
XXIV. Von einem Buͤrger/ ſo ein
ſcheußliche/ aber doch reiche Baͤw-
rin zum Weib nam.

EJnes ehrlichen Buͤrgers Sohn hielt ſich
ſo vbel/ daſz er nicht Hoffnung haben kon-
te ein Weib auſz der Stadt zubekommen/
dann er wuſzte daſz Terentius ſagt: Vxo-
rem his moribus dabit nemo.
Das iſt: Niemandt
wirdt dem ein Weib geben/ der ſolche Sitten an
ſich hat: Deſzgleichen was das gemeine ſprichwort
ſagt: Wer dich kennet/ der kaufft dich nicht. Nun
war eines Bawern Tochter an einem ort/ welche
zwar reich/ aber ſonſt vngeſtalt/ vnnd dazu ſchlecht
vnnd eynfaͤltig war. Er aber gab nichts darauff/
nam ſie nicht allein zu einem Weib/ ſondern liebt
ſie auch hefftig/ vnnd hielt ſie in Ehren: Ob aber ſol-
ches von Hertzen geſchehen/ oder obs ein angemaſz-
te Lieb geweſen/ kan man nicht wiſſen. Da er aber
ein Jahr oder zwey mit jhr Hauſzgehalten/ lieſz er
in der vorigen Lieb nach/ veracht ſie/ haſzt ſie/ ja
mocht ſie kaum ſehen/ zu geſchweigen/ daſz er jhr
Eheliche lieb erzeigen ſolte. Dagegen ſo geſellet er
ſich ſchoͤnen vnzuͤchtigen Weibern/ vnnd hielt mit
denſelben gemeinſchafft.

Obs nu wol dem Weib vnuerborgen war/ ſo nam
ſie ſichs doch keines wegs an/ ſondern wartete fuͤr
vnd fuͤr jhrer Hauſzhaltung fleiſſig ab/ vnd wann er

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[27/0031] ſchlagen nit gebeſſert/ ſondern aͤrger gemacht wird/ wie dann die Verſz lauten/ Si feriendo abiges nouem Cacodæmona multis Verberibus: reddes incutieſque decem. Das iſt/ Schlaͤgſtu neun Teuffel herauſz/ ſo kommen ze- hen wider. XXIV. Von einem Buͤrger/ ſo ein ſcheußliche/ aber doch reiche Baͤw- rin zum Weib nam. EJnes ehrlichen Buͤrgers Sohn hielt ſich ſo vbel/ daſz er nicht Hoffnung haben kon- te ein Weib auſz der Stadt zubekommen/ dann er wuſzte daſz Terentius ſagt: Vxo- rem his moribus dabit nemo. Das iſt: Niemandt wirdt dem ein Weib geben/ der ſolche Sitten an ſich hat: Deſzgleichen was das gemeine ſprichwort ſagt: Wer dich kennet/ der kaufft dich nicht. Nun war eines Bawern Tochter an einem ort/ welche zwar reich/ aber ſonſt vngeſtalt/ vnnd dazu ſchlecht vnnd eynfaͤltig war. Er aber gab nichts darauff/ nam ſie nicht allein zu einem Weib/ ſondern liebt ſie auch hefftig/ vnnd hielt ſie in Ehren: Ob aber ſol- ches von Hertzen geſchehen/ oder obs ein angemaſz- te Lieb geweſen/ kan man nicht wiſſen. Da er aber ein Jahr oder zwey mit jhr Hauſzgehalten/ lieſz er in der vorigen Lieb nach/ veracht ſie/ haſzt ſie/ ja mocht ſie kaum ſehen/ zu geſchweigen/ daſz er jhr Eheliche lieb erzeigen ſolte. Dagegen ſo geſellet er ſich ſchoͤnen vnzuͤchtigen Weibern/ vnnd hielt mit denſelben gemeinſchafft. Obs nu wol dem Weib vnuerborgen war/ ſo nam ſie ſichs doch keines wegs an/ ſondern wartete fuͤr vnd fuͤr jhrer Hauſzhaltung fleiſſig ab/ vnd wann er von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/31>, abgerufen am 21.11.2024.