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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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CCCXLII. Von gemeltem N. N.

NAch dem er sie fleissig besuchte/ gibt sichs
einsmahl/ da sie jhm die Hand beut/ in die
arm nimpt/ vnd willkom heisset seyn daß
er jhr die Hand ergreifft/ vnd sagt: Be-
huet GOTT/ wie so weisse Händ habt [j]r/ wie hel-
fenbein: Mein Gott/ wie sind sie so warm/ wie
Fewr: Seht doch/ wie so zarte/ schneweisse vnd schö-
ne lange finger: Jch hab mein lebenlang nichts schö-
nes gesehen. Schätzlein/ jhr hett einen guten Sew-
s[c]hneider geben/ dan jhr habt fein lange Finger da-
zu. Diß gespräch kommt jhm gleicher gestalt vnder
das Volck/ deswegen er abermals vbel von der Hof
burß angetriben wird. Wer höfflich löfflen will/ der
möcht es von diesem lernen.

CCCXLIII. Von einem andern
Bueler.

EJn guter einfeltiger Gesell gehet zu einem
Mägdlein/ inwillens/ gesprech mit jhr zu
halten/ weiß aber nit/ was er vor vrsach mit
jhr zu reden nehmen soll/ sticht jr mit einem
Finger in die Seiten vnnd sagt: Jungfraw/ sticht
euch auch der Narr: Ja sprach die Jungfraw/ jtzt
stach er mich.

CCCXLIV. Von einem Artzt zu
Wien.

ZV Wien in Oesterreich war ein Doctor der
Artzney/ der zwar in der Hohen Schul fleisig
lehrte/ auch glückselig in d Artzney war/ aber
sonst war er so morsisch vnd vnfrenndlich/

daß
CCCXLII. Von gemeltem N. N.

NAch dem er ſie fleiſſig beſuchte/ gibt ſichs
einsmahl/ da ſie jhm die Hand beut/ in die
arm nimpt/ vnd willkom heiſſet ſeyn daß
er jhr die Hand ergreifft/ vnd ſagt: Be-
huet GOTT/ wie ſo weiſſe Haͤnd habt [j]r/ wie hel-
fenbein: Mein Gott/ wie ſind ſie ſo warm/ wie
Fewr: Seht doch/ wie ſo zarte/ ſchneweiſſe vnd ſchoͤ-
ne lange finger: Jch hab mein lebenlang nichts ſchoͤ-
nes geſehen. Schaͤtzlein/ jhr hett einen guten Sew-
ſ[c]hneider geben/ dan jhr habt fein lange Finger da-
zu. Diß geſpraͤch kommt jhm gleicher geſtalt vnder
das Volck/ deswegen er abermals vbel von der Hof
burß angetriben wird. Wer hoͤfflich loͤfflen will/ der
moͤcht es von dieſem lernen.

CCCXLIII. Von einem andern
Bueler.

EJn guter einfeltiger Geſell gehet zu einem
Maͤgdlein/ inwillens/ geſprech mit jhr zu
halten/ weiß aber nit/ was er vor vrſach mit
jhr zu reden nehmen ſoll/ ſticht jr mit einem
Finger in die Seiten vnnd ſagt: Jungfraw/ ſticht
euch auch der Narꝛ: Ja ſprach die Jungfraw/ jtzt
ſtach er mich.

CCCXLIV. Von einem Artzt zu
Wien.

ZV Wien in Oeſterreich war ein Doctor der
Artzney/ der zwar in der Hohen Schul fleiſig
lehrte/ auch gluͤckſelig in ď Artzney war/ aber
ſonſt war er ſo morſiſch vnd vnfrenndlich/

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[372/0398] CCCXLII. Von gemeltem N. N. NAch dem er ſie fleiſſig beſuchte/ gibt ſichs einsmahl/ da ſie jhm die Hand beut/ in die arm nimpt/ vnd willkom heiſſet ſeyn daß er jhr die Hand ergreifft/ vnd ſagt: Be- huet GOTT/ wie ſo weiſſe Haͤnd habt jr/ wie hel- fenbein: Mein Gott/ wie ſind ſie ſo warm/ wie Fewr: Seht doch/ wie ſo zarte/ ſchneweiſſe vnd ſchoͤ- ne lange finger: Jch hab mein lebenlang nichts ſchoͤ- nes geſehen. Schaͤtzlein/ jhr hett einen guten Sew- ſchneider geben/ dan jhr habt fein lange Finger da- zu. Diß geſpraͤch kommt jhm gleicher geſtalt vnder das Volck/ deswegen er abermals vbel von der Hof burß angetriben wird. Wer hoͤfflich loͤfflen will/ der moͤcht es von dieſem lernen. CCCXLIII. Von einem andern Bueler. EJn guter einfeltiger Geſell gehet zu einem Maͤgdlein/ inwillens/ geſprech mit jhr zu halten/ weiß aber nit/ was er vor vrſach mit jhr zu reden nehmen ſoll/ ſticht jr mit einem Finger in die Seiten vnnd ſagt: Jungfraw/ ſticht euch auch der Narꝛ: Ja ſprach die Jungfraw/ jtzt ſtach er mich. CCCXLIV. Von einem Artzt zu Wien. ZV Wien in Oeſterreich war ein Doctor der Artzney/ der zwar in der Hohen Schul fleiſig lehrte/ auch gluͤckſelig in ď Artzney war/ aber ſonſt war er ſo morſiſch vnd vnfrenndlich/ daß

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/398>, abgerufen am 22.11.2024.