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Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884.

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digung dieses nationalökonomischen Rhadamanthus
gedacht. Doch Schmoller möchte nicht empfindlich
erscheinen und darum kratzt er den Roscher, kratzt
er den Knies, kratzt er selbst den todten Hilde-
brand
, -- weil ihn die verletzte Eitelkeit juckt.

Erlassen Sie mir, mein Freund, mich gegen
den Vorwurf Schmoller's zu vertheidigen, dass ich
ein Anhänger der Manchesterpartei *) oder ein solcher

*) Ein Anhänger der sogenannten Manchester Schule zu
sein, ist freilich keine Unehre; es bedeutet nur das Fest-
halten an einer Reihe wissenschaftlicher Ueberzeugungen, von
welchen jene, dass das freie Spiel der individuellen Interessen
dem wirthschaftlichen Gemeinwohl am förderlichsten sei, wohl
als die wichtigste bezeichnet werden kann. Geistig hoch
über Schmoller stehende, von der edelsten Wahrheitsliebe
geleitete Socialphilosophen haben sich als Anhänger des obigen
Grundsatzes und der aus ihm resultirenden Maximen für die
Wirthschaftspolitik bekannt. Wie gesagt, als ein Anhänger
der sogenannten Manchester-Schule bezeichnet zu werden, ist
nichts, was an sich den geringsten Vorwurf in sich
schliessen würde.
Anders in dem Munde eines so einseitigen Parteigängers
der sogenannten socialpolitischen Richtung, wie Schmoller.
Das Manchesterthum in seinem Munde ist das Stigma,
durch welches er jeden anders Denkenden brandmarken
möchte, ein Schmähwort, das er seinen Gegnern zuschleudert --
wo immer es ihm an Argumenten gebricht.
Mit Recht protestirt desshalb H. Dietzel (Hildebrand's
Jahrbücher, 1884. N. F. VIII. S. 110) dagegen, dass das
Stigma des Manchesterthums gegen Jene geschleudert werde,
welche sich mit der exacten Analyse der volkswirthschaft-
lichen Erscheinungen befassen.
Das Manchesterthum hat meines Dafürhaltens mit der
Frage nach der Berechtigung einer exacten Theorie der
Volkswirthschaft ungefähr ebensoviel zu thun, als etwa eine
Pulververschwörung mit der Frage nach der Berechtigung der
theoretischen Chemie.

digung dieses nationalökonomischen Rhadamanthus
gedacht. Doch Schmoller möchte nicht empfindlich
erscheinen und darum kratzt er den Roscher, kratzt
er den Knies, kratzt er selbst den todten Hilde-
brand
, — weil ihn die verletzte Eitelkeit juckt.

Erlassen Sie mir, mein Freund, mich gegen
den Vorwurf Schmoller’s zu vertheidigen, dass ich
ein Anhänger der Manchesterpartei *) oder ein solcher

*) Ein Anhänger der sogenannten Manchester Schule zu
sein, ist freilich keine Unehre; es bedeutet nur das Fest-
halten an einer Reihe wissenschaftlicher Ueberzeugungen, von
welchen jene, dass das freie Spiel der individuellen Interessen
dem wirthschaftlichen Gemeinwohl am förderlichsten sei, wohl
als die wichtigste bezeichnet werden kann. Geistig hoch
über Schmoller stehende, von der edelsten Wahrheitsliebe
geleitete Socialphilosophen haben sich als Anhänger des obigen
Grundsatzes und der aus ihm resultirenden Maximen für die
Wirthschaftspolitik bekannt. Wie gesagt, als ein Anhänger
der sogenannten Manchester-Schule bezeichnet zu werden, ist
nichts, was an sich den geringsten Vorwurf in sich
schliessen würde.
Anders in dem Munde eines so einseitigen Parteigängers
der sogenannten socialpolitischen Richtung, wie Schmoller.
Das Manchesterthum in seinem Munde ist das Stigma,
durch welches er jeden anders Denkenden brandmarken
möchte, ein Schmähwort, das er seinen Gegnern zuschleudert —
wo immer es ihm an Argumenten gebricht.
Mit Recht protestirt desshalb H. Dietzel (Hildebrand’s
Jahrbücher, 1884. N. F. VIII. S. 110) dagegen, dass das
Stigma des Manchesterthums gegen Jene geschleudert werde,
welche sich mit der exacten Analyse der volkswirthschaft-
lichen Erscheinungen befassen.
Das Manchesterthum hat meines Dafürhaltens mit der
Frage nach der Berechtigung einer exacten Theorie der
Volkswirthschaft ungefähr ebensoviel zu thun, als etwa eine
Pulververschwörung mit der Frage nach der Berechtigung der
theoretischen Chemie.
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[82/0098] digung dieses nationalökonomischen Rhadamanthus gedacht. Doch Schmoller möchte nicht empfindlich erscheinen und darum kratzt er den Roscher, kratzt er den Knies, kratzt er selbst den todten Hilde- brand, — weil ihn die verletzte Eitelkeit juckt. Erlassen Sie mir, mein Freund, mich gegen den Vorwurf Schmoller’s zu vertheidigen, dass ich ein Anhänger der Manchesterpartei *) oder ein solcher *) Ein Anhänger der sogenannten Manchester Schule zu sein, ist freilich keine Unehre; es bedeutet nur das Fest- halten an einer Reihe wissenschaftlicher Ueberzeugungen, von welchen jene, dass das freie Spiel der individuellen Interessen dem wirthschaftlichen Gemeinwohl am förderlichsten sei, wohl als die wichtigste bezeichnet werden kann. Geistig hoch über Schmoller stehende, von der edelsten Wahrheitsliebe geleitete Socialphilosophen haben sich als Anhänger des obigen Grundsatzes und der aus ihm resultirenden Maximen für die Wirthschaftspolitik bekannt. Wie gesagt, als ein Anhänger der sogenannten Manchester-Schule bezeichnet zu werden, ist nichts, was an sich den geringsten Vorwurf in sich schliessen würde. Anders in dem Munde eines so einseitigen Parteigängers der sogenannten socialpolitischen Richtung, wie Schmoller. Das Manchesterthum in seinem Munde ist das Stigma, durch welches er jeden anders Denkenden brandmarken möchte, ein Schmähwort, das er seinen Gegnern zuschleudert — wo immer es ihm an Argumenten gebricht. Mit Recht protestirt desshalb H. Dietzel (Hildebrand’s Jahrbücher, 1884. N. F. VIII. S. 110) dagegen, dass das Stigma des Manchesterthums gegen Jene geschleudert werde, welche sich mit der exacten Analyse der volkswirthschaft- lichen Erscheinungen befassen. Das Manchesterthum hat meines Dafürhaltens mit der Frage nach der Berechtigung einer exacten Theorie der Volkswirthschaft ungefähr ebensoviel zu thun, als etwa eine Pulververschwörung mit der Frage nach der Berechtigung der theoretischen Chemie.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_historismus_1884/98>, abgerufen am 24.11.2024.