Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes. Ursachen zurückgeführt, andererseits aber auch das letzte undursprünglichste Mass gefunden, nach welchem aller Güterwerth von den Menschen gemessen wird. nen Stücke der Gattung je nach der Quantität vertheilt. (Vgl. schon
Knie's Tüb. Ztsch. 1855, S. 463 ff.) Das wahre Element der obigen Lehre, H's, liegt in der scharfsinnigen und für alle Zeiten giltigen Beobachtung, dass der Gebrauchswerth der Güter sich mehrt, wenn die verfügbare Quan- tität derselben vermindert wird, und so umgekehrt, H. geht aber entschie- den zu weit, indem er überall eine genaue Verhältnissmässigkeit annimmt. -- Einen Versuch zur Lösung des obigen Problems in anderer Richtung macht Friedländer (Die Theorie des Werthes; Dorpater Univ. Schr. 1852, Seite 60 ff.). Derselbe kommt zu dem Resultate, dass "die durch- schnittliche concrete Bedürfnisseinheit (das Mittel der innerhalb der verschiedenen Classen der Gesellschaft gefundenen besonderen Bedürfniss- einheiten) der allgemeine Ausdruck für den objectiven volkswirthschaftlichen Gebrauchswerth sei und der Bruch, welcher die Quoten ausdrückt, welche die einzelnen Brauchlichkeiten zur Bedürfnisseinheit beitragen und das Werth- verhältniss derselben zur mittleren concreten Bedürfnisseinheit anzeigt, das Mass für den objectiven Werth der einzelnen Brauchlichkeiten abgebe." Ich glaube, dass gegen die obige Lösung des Problems vor Allem einzuwenden ist, dass der subjective Charakter des Güterwerthes vollständig verkannt wird, wenn ein "mittlerer Mensch" mit einem "Durchschnittsbedarf" con- struirt wird, da ja der Gebrauchswerth, welchen ein und dasselbe Gut für zwei verschiedene Personen nach Massgabe ihres Bedarfes und der ihnen ver- fügbaren Quantität hat, ein höchst verschiedener zu sein pflegt. "Die Fest- stellung des Gebrauchswerthes in Bezug auf den mittleren Menschen" löst demnach in Wahrheit nicht das obige Problem, da es sich bei demselben um das Mass des Gebrauchswerthes der Güter, wie derselbe von uns in den con- creten Fällen beobachtet werden kann, also mit Rücksicht auf concrete Men- schen handelt. Fr. gelangt denn auch lediglich zur Bestimmung des Masses für "den objectiven Werth" der einzelnen Güter (S. 68), während ein solcher in Wahrheit doch gar nicht vorhanden ist. -- Einen tief gehenden Ver- such, das obige Problem zu lösen, hat auch Knies in der bereits erwähnten Abhandlung (Die nat.-ökon. Lehre vom Werthe, Tübing. Ztsch. 1855) gemacht. "Die Bedingungen für die Abschätzung des Gebrauchswerthes der Güter," sagt K. (S. 429) ganz richtig, "können in nichts Anderem, als in den wesent- lichen Elementen für den Begriff des Gebrauchswerthes gefunden werden." Der Umstand, dass K. diesen letztern, wie wir oben sahen, nicht eng genug begrenzt, verleitet ihn indess auch zu manchen anfechtbaren Schlüssen rücksichtlich der Bestimmung des Werthmasses. "Die Grösse des Gebrauchswerthes der Güter," fährt K. fort, "hängt ab: a) von der Intensivität des menschlichen Bedürf- nisses, welches sie befriedigen, b) von der Intensivität, in welcher sie ein Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes. Ursachen zurückgeführt, andererseits aber auch das letzte undursprünglichste Mass gefunden, nach welchem aller Güterwerth von den Menschen gemessen wird. nen Stücke der Gattung je nach der Quantität vertheilt. (Vgl. schon
Knie’s Tüb. Ztsch. 1855, S. 463 ff.) Das wahre Element der obigen Lehre, H’s, liegt in der scharfsinnigen und für alle Zeiten giltigen Beobachtung, dass der Gebrauchswerth der Güter sich mehrt, wenn die verfügbare Quan- tität derselben vermindert wird, und so umgekehrt, H. geht aber entschie- den zu weit, indem er überall eine genaue Verhältnissmässigkeit annimmt. — Einen Versuch zur Lösung des obigen Problems in anderer Richtung macht Friedländer (Die Theorie des Werthes; Dorpater Univ. Schr. 1852, Seite 60 ff.). Derselbe kommt zu dem Resultate, dass „die durch- schnittliche concrete Bedürfnisseinheit (das Mittel der innerhalb der verschiedenen Classen der Gesellschaft gefundenen besonderen Bedürfniss- einheiten) der allgemeine Ausdruck für den objectiven volkswirthschaftlichen Gebrauchswerth sei und der Bruch, welcher die Quoten ausdrückt, welche die einzelnen Brauchlichkeiten zur Bedürfnisseinheit beitragen und das Werth- verhältniss derselben zur mittleren concreten Bedürfnisseinheit anzeigt, das Mass für den objectiven Werth der einzelnen Brauchlichkeiten abgebe.“ Ich glaube, dass gegen die obige Lösung des Problems vor Allem einzuwenden ist, dass der subjective Charakter des Güterwerthes vollständig verkannt wird, wenn ein „mittlerer Mensch“ mit einem „Durchschnittsbedarf“ con- struirt wird, da ja der Gebrauchswerth, welchen ein und dasselbe Gut für zwei verschiedene Personen nach Massgabe ihres Bedarfes und der ihnen ver- fügbaren Quantität hat, ein höchst verschiedener zu sein pflegt. „Die Fest- stellung des Gebrauchswerthes in Bezug auf den mittleren Menschen“ löst demnach in Wahrheit nicht das obige Problem, da es sich bei demselben um das Mass des Gebrauchswerthes der Güter, wie derselbe von uns in den con- creten Fällen beobachtet werden kann, also mit Rücksicht auf concrete Men- schen handelt. Fr. gelangt denn auch lediglich zur Bestimmung des Masses für „den objectiven Werth“ der einzelnen Güter (S. 68), während ein solcher in Wahrheit doch gar nicht vorhanden ist. — Einen tief gehenden Ver- such, das obige Problem zu lösen, hat auch Knies in der bereits erwähnten Abhandlung (Die nat.-ökon. Lehre vom Werthe, Tübing. Ztsch. 1855) gemacht. „Die Bedingungen für die Abschätzung des Gebrauchswerthes der Güter,“ sagt K. (S. 429) ganz richtig, „können in nichts Anderem, als in den wesent- lichen Elementen für den Begriff des Gebrauchswerthes gefunden werden.“ Der Umstand, dass K. diesen letztern, wie wir oben sahen, nicht eng genug begrenzt, verleitet ihn indess auch zu manchen anfechtbaren Schlüssen rücksichtlich der Bestimmung des Werthmasses. „Die Grösse des Gebrauchswerthes der Güter,“ fährt K. fort, „hängt ab: a) von der Intensivität des menschlichen Bedürf- nisses, welches sie befriedigen, b) von der Intensivität, in welcher sie ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0128" n="110"/><fw place="top" type="header">Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.</fw><lb/> Ursachen zurückgeführt, andererseits aber auch das letzte und<lb/> ursprünglichste Mass gefunden, nach welchem aller Güterwerth<lb/> von den Menschen gemessen wird.</p><lb/> <p> <note next="#seg2pn_6_4" xml:id="seg2pn_6_3" prev="#seg2pn_6_2" place="foot" n="*)">nen Stücke der Gattung <hi rendition="#g">je nach der Quantität</hi> vertheilt. 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Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
Ursachen zurückgeführt, andererseits aber auch das letzte und
ursprünglichste Mass gefunden, nach welchem aller Güterwerth
von den Menschen gemessen wird.
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*) nen Stücke der Gattung je nach der Quantität vertheilt. (Vgl. schon
Knie’s Tüb. Ztsch. 1855, S. 463 ff.) Das wahre Element der obigen Lehre,
H’s, liegt in der scharfsinnigen und für alle Zeiten giltigen Beobachtung,
dass der Gebrauchswerth der Güter sich mehrt, wenn die verfügbare Quan-
tität derselben vermindert wird, und so umgekehrt, H. geht aber entschie-
den zu weit, indem er überall eine genaue Verhältnissmässigkeit annimmt.
— Einen Versuch zur Lösung des obigen Problems in anderer Richtung macht
Friedländer (Die Theorie des Werthes; Dorpater Univ. Schr. 1852,
Seite 60 ff.). Derselbe kommt zu dem Resultate, dass „die durch-
schnittliche concrete Bedürfnisseinheit (das Mittel der innerhalb der
verschiedenen Classen der Gesellschaft gefundenen besonderen Bedürfniss-
einheiten) der allgemeine Ausdruck für den objectiven volkswirthschaftlichen
Gebrauchswerth sei und der Bruch, welcher die Quoten ausdrückt, welche
die einzelnen Brauchlichkeiten zur Bedürfnisseinheit beitragen und das Werth-
verhältniss derselben zur mittleren concreten Bedürfnisseinheit anzeigt, das
Mass für den objectiven Werth der einzelnen Brauchlichkeiten abgebe.“ Ich
glaube, dass gegen die obige Lösung des Problems vor Allem einzuwenden
ist, dass der subjective Charakter des Güterwerthes vollständig verkannt
wird, wenn ein „mittlerer Mensch“ mit einem „Durchschnittsbedarf“ con-
struirt wird, da ja der Gebrauchswerth, welchen ein und dasselbe Gut für
zwei verschiedene Personen nach Massgabe ihres Bedarfes und der ihnen ver-
fügbaren Quantität hat, ein höchst verschiedener zu sein pflegt. „Die Fest-
stellung des Gebrauchswerthes in Bezug auf den mittleren Menschen“ löst
demnach in Wahrheit nicht das obige Problem, da es sich bei demselben um
das Mass des Gebrauchswerthes der Güter, wie derselbe von uns in den con-
creten Fällen beobachtet werden kann, also mit Rücksicht auf concrete Men-
schen handelt. Fr. gelangt denn auch lediglich zur Bestimmung des Masses
für „den objectiven Werth“ der einzelnen Güter (S. 68), während ein
solcher in Wahrheit doch gar nicht vorhanden ist. — Einen tief gehenden Ver-
such, das obige Problem zu lösen, hat auch Knies in der bereits erwähnten
Abhandlung (Die nat.-ökon. Lehre vom Werthe, Tübing. Ztsch. 1855) gemacht.
„Die Bedingungen für die Abschätzung des Gebrauchswerthes der Güter,“
sagt K. (S. 429) ganz richtig, „können in nichts Anderem, als in den wesent-
lichen Elementen für den Begriff des Gebrauchswerthes gefunden werden.“ Der
Umstand, dass K. diesen letztern, wie wir oben sahen, nicht eng genug begrenzt,
verleitet ihn indess auch zu manchen anfechtbaren Schlüssen rücksichtlich der
Bestimmung des Werthmasses. „Die Grösse des Gebrauchswerthes der Güter,“
fährt K. fort, „hängt ab: a) von der Intensivität des menschlichen Bedürf-
nisses, welches sie befriedigen, b) von der Intensivität, in welcher sie ein
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