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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
nissbefriedigungen, noch immer eine relativ hohe Bedeutung für
die wirthschaftenden Menschen haben. Concrete Quantitäten von
Trinkwasser haben somit für die wirthschaftenden Menschen der
Regel nach keinen, solche von Gold oder Diamanten aber
einen hohen Werth.

Dies alles gilt nur für die gewöhnlichen Lebensverhältnisse,
wo uns das Trinkwasser in Ueberfülle, Diamanten und Gold aber
in sehr geringen Quantitäten verfügbar sind. In der Wüste aber,
wo von einem Trunke Wasser nicht selten das Leben eines
Reisenden abhängt, lässt sich dagegen allerdings der Fall den-
ken, dass für ein Individuum von einem Pfunde Wasser wich-
tigere Bedürfnissbefriedigungen abhängen würden, als selbst von
einem Pfunde Gold. In diesem Falle müsste folgerecht der Werth
eines Pfundes Wasser für das betreffende Individuum grösser sein,
als der eines Pfundes Gold. Die Erfahrung lehrt uns aber auch,
dass ein solches, oder doch ein ähnliches Verhältniss in der
That überall dort einzutreten pflegt, wo die ökonomische Sach-
lage eine derartige ist, wie wir sie soeben gezeichnet haben.

c) Einfluss der verschiedenen Qualität der Güter auf ihren Werth.

Die menschlichen Bedürfnisse können nicht selten durch
Güter verschiedener Art, noch häufiger aber durch Güter befrie-
digt werden, welche zwar nicht der Art, wohl aber der Species
nach verschieden sind. Dort, wo es sich um bestimmte Complexe
menschlicher Bedürfnisse einerseits, und die zu ihrer Befriedigung
verfügbaren Güterquantitäten andererseits handelt (S. 96), stehen
den ersteren demnach nicht immer völlig homogene Güterquan-
titäten gegenüber, sondern nicht selten Güter verschiedener Art,
noch häufiger aber solche, deren Species eine verschiedene ist.

Nun haben wir, um der grössern Einfachheit der Darlegung
willen, bisher von der Verschiedenheit dieser Güterquantitäten
abstrahirt, und in dem Vorangehenden nur jene Fälle in das Auge
gefasst, in welchen Bedürfnissen bestimmter Art (auf deren, je
nach dem Vollständigkeitsgrade der bereits erfolgten Bedürfniss-
befriedigung, sich abschwächende Bedeutung wir insbesondere hin-
gewiesen haben) völlig gleichartige Güterquantitäten gegenüber-
stehen, um solcherart den Einfluss, welchen die Verschiedenheit der

Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
nissbefriedigungen, noch immer eine relativ hohe Bedeutung für
die wirthschaftenden Menschen haben. Concrete Quantitäten von
Trinkwasser haben somit für die wirthschaftenden Menschen der
Regel nach keinen, solche von Gold oder Diamanten aber
einen hohen Werth.

Dies alles gilt nur für die gewöhnlichen Lebensverhältnisse,
wo uns das Trinkwasser in Ueberfülle, Diamanten und Gold aber
in sehr geringen Quantitäten verfügbar sind. In der Wüste aber,
wo von einem Trunke Wasser nicht selten das Leben eines
Reisenden abhängt, lässt sich dagegen allerdings der Fall den-
ken, dass für ein Individuum von einem Pfunde Wasser wich-
tigere Bedürfnissbefriedigungen abhängen würden, als selbst von
einem Pfunde Gold. In diesem Falle müsste folgerecht der Werth
eines Pfundes Wasser für das betreffende Individuum grösser sein,
als der eines Pfundes Gold. Die Erfahrung lehrt uns aber auch,
dass ein solches, oder doch ein ähnliches Verhältniss in der
That überall dort einzutreten pflegt, wo die ökonomische Sach-
lage eine derartige ist, wie wir sie soeben gezeichnet haben.

c) Einfluss der verschiedenen Qualität der Güter auf ihren Werth.

Die menschlichen Bedürfnisse können nicht selten durch
Güter verschiedener Art, noch häufiger aber durch Güter befrie-
digt werden, welche zwar nicht der Art, wohl aber der Species
nach verschieden sind. Dort, wo es sich um bestimmte Complexe
menschlicher Bedürfnisse einerseits, und die zu ihrer Befriedigung
verfügbaren Güterquantitäten andererseits handelt (S. 96), stehen
den ersteren demnach nicht immer völlig homogene Güterquan-
titäten gegenüber, sondern nicht selten Güter verschiedener Art,
noch häufiger aber solche, deren Species eine verschiedene ist.

Nun haben wir, um der grössern Einfachheit der Darlegung
willen, bisher von der Verschiedenheit dieser Güterquantitäten
abstrahirt, und in dem Vorangehenden nur jene Fälle in das Auge
gefasst, in welchen Bedürfnissen bestimmter Art (auf deren, je
nach dem Vollständigkeitsgrade der bereits erfolgten Bedürfniss-
befriedigung, sich abschwächende Bedeutung wir insbesondere hin-
gewiesen haben) völlig gleichartige Güterquantitäten gegenüber-
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[114/0132] Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes. nissbefriedigungen, noch immer eine relativ hohe Bedeutung für die wirthschaftenden Menschen haben. Concrete Quantitäten von Trinkwasser haben somit für die wirthschaftenden Menschen der Regel nach keinen, solche von Gold oder Diamanten aber einen hohen Werth. Dies alles gilt nur für die gewöhnlichen Lebensverhältnisse, wo uns das Trinkwasser in Ueberfülle, Diamanten und Gold aber in sehr geringen Quantitäten verfügbar sind. In der Wüste aber, wo von einem Trunke Wasser nicht selten das Leben eines Reisenden abhängt, lässt sich dagegen allerdings der Fall den- ken, dass für ein Individuum von einem Pfunde Wasser wich- tigere Bedürfnissbefriedigungen abhängen würden, als selbst von einem Pfunde Gold. In diesem Falle müsste folgerecht der Werth eines Pfundes Wasser für das betreffende Individuum grösser sein, als der eines Pfundes Gold. Die Erfahrung lehrt uns aber auch, dass ein solches, oder doch ein ähnliches Verhältniss in der That überall dort einzutreten pflegt, wo die ökonomische Sach- lage eine derartige ist, wie wir sie soeben gezeichnet haben. c) Einfluss der verschiedenen Qualität der Güter auf ihren Werth. Die menschlichen Bedürfnisse können nicht selten durch Güter verschiedener Art, noch häufiger aber durch Güter befrie- digt werden, welche zwar nicht der Art, wohl aber der Species nach verschieden sind. Dort, wo es sich um bestimmte Complexe menschlicher Bedürfnisse einerseits, und die zu ihrer Befriedigung verfügbaren Güterquantitäten andererseits handelt (S. 96), stehen den ersteren demnach nicht immer völlig homogene Güterquan- titäten gegenüber, sondern nicht selten Güter verschiedener Art, noch häufiger aber solche, deren Species eine verschiedene ist. Nun haben wir, um der grössern Einfachheit der Darlegung willen, bisher von der Verschiedenheit dieser Güterquantitäten abstrahirt, und in dem Vorangehenden nur jene Fälle in das Auge gefasst, in welchen Bedürfnissen bestimmter Art (auf deren, je nach dem Vollständigkeitsgrade der bereits erfolgten Bedürfniss- befriedigung, sich abschwächende Bedeutung wir insbesondere hin- gewiesen haben) völlig gleichartige Güterquantitäten gegenüber- stehen, um solcherart den Einfluss, welchen die Verschiedenheit der

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/132>, abgerufen am 21.11.2024.