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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Die Lehre vom Preise.
Leben uns dieselben ohne Unterlass vor Augen führt, so war
der Irrthum naheliegend, die Grösse derselben als das
Wesentliche am Tausche, und, in weiterer Consequenz dieses
Irrthums, die im Austausch erscheinenden Güterquantitäten
als Aequivalente zu betrachten. Hiedurch wurde aber der
unberechenbare Nachtheil für unsere Wissenschaft herbeigeführt,
dass sich die Forscher auf dem Gebiete der Preiserscheinungen
auf die Lösung des Problems verlegten, die angebliche Gleich-
heit
*) zwischen zwei Güterquantitäten auf ihre Ursachen zu-
rückzuführen und die einen dieselben in gleichen auf diese Güter
verwandten Arbeitsquantitäten, die andern in gleichen Produc-
tionskosten suchten, ja sogar darüber Streit entstand, ob die
Güter gegen einander hingegeben werden, weil sie Aequivalente

*) Schon Aristoteles (Eth. Nicom. V. 7) verfällt in diesen Irrthum:
"Wenn Jemand mehr erhält, als er ursprünglich hatte, so sagt man, er sei
im Vortheil; wenn er weniger erhält, so ist er im Nachtheil; so beim Kaufen
und Verkaufen. Wenn aber der ursprüngliche Besitz weder grösser, noch
kleiner geworden, sondern im Verkehre gleichgeblieben, so heisst es, man
habe das seinige, und sei weder im Vortheil noch im Nachtheil." Derselbe
sagt (ibid. V. 8): "Wenn vorerst die verhältnissmässige Gleichheit bestimmt
ist und demgemäss die Vergeltung oder Ausgleichung stattfindet, so ist dies
das, was wir meinen. .... Denn ein Austausch ist unmöglich ohne Gleich-
heit." Aehnlich Montonari. (Della moneta, ed. Custodi; p. a. III., S. 119.)
Quesnay (Dialogue sur les travaux etc S. 196, Daire) sagt: "Le commerce
n'est qu'un echange de valeur pour valeur egale." Vgl. auch Turgot: Sur
la formation et la distribut. des richesses, §. 35 ff.; Le Trosne: De l'interet
social, Chap. I., S. 903 (Daire); Smith: W. o. N. I. Ch. V.; Ricardo:
Principles, Chap. I. Sect. I.; J. B. Say: Cours d'econ. pol. II. Ch. 13., II.
S. 204, 1828. -- Gegen die obige Ansicht schon Condillac, (Le commerce
et le gouvernement 1776 I. Chap. VI., S. 267, Daire.) obzwar mit einseitigen
Gründen. Was Say a. a. O. gegen Condillac vorbringt, beruht auf einer
Verwechslung des Gebrauchswerthes, den Condillac (vgl. a. a. O. S. 250 ff.)
und des Tauschwerthes im Sinne eines Güteraequivalentes, welchen Say im
Auge hat, eine Verwechslung, zu welcher allerdings der unsichere Gebrauch
des Wortes "valeur" Seitens Condillac's Veranlassung gegeben hat. Eine tief-
gehende Kritik der englischen Preistheorien hat Bernhardi (Versuch einer
Kritik der Gründe etc. 1849, S. 67--236) geboten. In jüngster Zeit haben
Rösler ("Theorie der Preise" in Hildebrand's Jahrbüchern, B. 12, 1869,
S. 81 ff.) und Komorzynski (Tübinger Zeitschrift, 1869, S. 189 ff.) die bis-
herigen Preistheorien einer eingehenden Kritik unterzogen. Vgl. auch Knies:
Tübinger-Ztschr. 1855, S. 467.

Die Lehre vom Preise.
Leben uns dieselben ohne Unterlass vor Augen führt, so war
der Irrthum naheliegend, die Grösse derselben als das
Wesentliche am Tausche, und, in weiterer Consequenz dieses
Irrthums, die im Austausch erscheinenden Güterquantitäten
als Aequivalente zu betrachten. Hiedurch wurde aber der
unberechenbare Nachtheil für unsere Wissenschaft herbeigeführt,
dass sich die Forscher auf dem Gebiete der Preiserscheinungen
auf die Lösung des Problems verlegten, die angebliche Gleich-
heit
*) zwischen zwei Güterquantitäten auf ihre Ursachen zu-
rückzuführen und die einen dieselben in gleichen auf diese Güter
verwandten Arbeitsquantitäten, die andern in gleichen Produc-
tionskosten suchten, ja sogar darüber Streit entstand, ob die
Güter gegen einander hingegeben werden, weil sie Aequivalente

*) Schon Aristoteles (Eth. Nicom. V. 7) verfällt in diesen Irrthum:
„Wenn Jemand mehr erhält, als er ursprünglich hatte, so sagt man, er sei
im Vortheil; wenn er weniger erhält, so ist er im Nachtheil; so beim Kaufen
und Verkaufen. Wenn aber der ursprüngliche Besitz weder grösser, noch
kleiner geworden, sondern im Verkehre gleichgeblieben, so heisst es, man
habe das seinige, und sei weder im Vortheil noch im Nachtheil.“ Derselbe
sagt (ibid. V. 8): „Wenn vorerst die verhältnissmässige Gleichheit bestimmt
ist und demgemäss die Vergeltung oder Ausgleichung stattfindet, so ist dies
das, was wir meinen. .... Denn ein Austausch ist unmöglich ohne Gleich-
heit.“ Aehnlich Montonari. (Della moneta, ed. Custodi; p. a. III., S. 119.)
Quesnay (Dialogue sur les travaux etc S. 196, Daire) sagt: „Le commerce
n’est qu’un échange de valeur pour valeur égale.“ Vgl. auch Turgot: Sur
la formation et la distribut. des richesses, §. 35 ff.; Le Trosne: De l’interêt
social, Chap. I., S. 903 (Daire); Smith: W. o. N. I. Ch. V.; Ricardo:
Principles, Chap. I. Sect. I.; J. B. Say: Cours d’econ. pol. II. Ch. 13., II.
S. 204, 1828. — Gegen die obige Ansicht schon Condillac, (Le commerce
et le gouvernement 1776 I. Chap. VI., S. 267, Daire.) obzwar mit einseitigen
Gründen. Was Say a. a. O. gegen Condillac vorbringt, beruht auf einer
Verwechslung des Gebrauchswerthes, den Condillac (vgl. a. a. O. S. 250 ff.)
und des Tauschwerthes im Sinne eines Güteraequivalentes, welchen Say im
Auge hat, eine Verwechslung, zu welcher allerdings der unsichere Gebrauch
des Wortes „valeur“ Seitens Condillac’s Veranlassung gegeben hat. Eine tief-
gehende Kritik der englischen Preistheorien hat Bernhardi (Versuch einer
Kritik der Gründe etc. 1849, S. 67—236) geboten. In jüngster Zeit haben
Rösler („Theorie der Preise“ in Hildebrand’s Jahrbüchern, B. 12, 1869,
S. 81 ff.) und Komorzynski (Tübinger Zeitschrift, 1869, S. 189 ff.) die bis-
herigen Preistheorien einer eingehenden Kritik unterzogen. Vgl. auch Knies:
Tübinger-Ztschr. 1855, S. 467.
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[173/0191] Die Lehre vom Preise. Leben uns dieselben ohne Unterlass vor Augen führt, so war der Irrthum naheliegend, die Grösse derselben als das Wesentliche am Tausche, und, in weiterer Consequenz dieses Irrthums, die im Austausch erscheinenden Güterquantitäten als Aequivalente zu betrachten. Hiedurch wurde aber der unberechenbare Nachtheil für unsere Wissenschaft herbeigeführt, dass sich die Forscher auf dem Gebiete der Preiserscheinungen auf die Lösung des Problems verlegten, die angebliche Gleich- heit *) zwischen zwei Güterquantitäten auf ihre Ursachen zu- rückzuführen und die einen dieselben in gleichen auf diese Güter verwandten Arbeitsquantitäten, die andern in gleichen Produc- tionskosten suchten, ja sogar darüber Streit entstand, ob die Güter gegen einander hingegeben werden, weil sie Aequivalente *) Schon Aristoteles (Eth. Nicom. V. 7) verfällt in diesen Irrthum: „Wenn Jemand mehr erhält, als er ursprünglich hatte, so sagt man, er sei im Vortheil; wenn er weniger erhält, so ist er im Nachtheil; so beim Kaufen und Verkaufen. Wenn aber der ursprüngliche Besitz weder grösser, noch kleiner geworden, sondern im Verkehre gleichgeblieben, so heisst es, man habe das seinige, und sei weder im Vortheil noch im Nachtheil.“ Derselbe sagt (ibid. V. 8): „Wenn vorerst die verhältnissmässige Gleichheit bestimmt ist und demgemäss die Vergeltung oder Ausgleichung stattfindet, so ist dies das, was wir meinen. .... Denn ein Austausch ist unmöglich ohne Gleich- heit.“ Aehnlich Montonari. (Della moneta, ed. Custodi; p. a. III., S. 119.) Quesnay (Dialogue sur les travaux etc S. 196, Daire) sagt: „Le commerce n’est qu’un échange de valeur pour valeur égale.“ Vgl. auch Turgot: Sur la formation et la distribut. des richesses, §. 35 ff.; Le Trosne: De l’interêt social, Chap. I., S. 903 (Daire); Smith: W. o. N. I. Ch. V.; Ricardo: Principles, Chap. I. Sect. I.; J. B. Say: Cours d’econ. pol. II. Ch. 13., II. S. 204, 1828. — Gegen die obige Ansicht schon Condillac, (Le commerce et le gouvernement 1776 I. Chap. VI., S. 267, Daire.) obzwar mit einseitigen Gründen. Was Say a. a. O. gegen Condillac vorbringt, beruht auf einer Verwechslung des Gebrauchswerthes, den Condillac (vgl. a. a. O. S. 250 ff.) und des Tauschwerthes im Sinne eines Güteraequivalentes, welchen Say im Auge hat, eine Verwechslung, zu welcher allerdings der unsichere Gebrauch des Wortes „valeur“ Seitens Condillac’s Veranlassung gegeben hat. Eine tief- gehende Kritik der englischen Preistheorien hat Bernhardi (Versuch einer Kritik der Gründe etc. 1849, S. 67—236) geboten. In jüngster Zeit haben Rösler („Theorie der Preise“ in Hildebrand’s Jahrbüchern, B. 12, 1869, S. 81 ff.) und Komorzynski (Tübinger Zeitschrift, 1869, S. 189 ff.) die bis- herigen Preistheorien einer eingehenden Kritik unterzogen. Vgl. auch Knies: Tübinger-Ztschr. 1855, S. 467.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/191>, abgerufen am 21.11.2024.