Unsere Wohlfahrt, so weit dieselbe von der Befriedigung unserer Bedürfnisse abhängt, ist gesichert, wenn wir jeweilig über die zur unmittelbaren Befriedigung derselben nöthigen Güter verfügen. Besitzen wir z. B. die nöthige Quantität Brot, so haben wir es unmittelbar in unserer Gewalt, unser Nahrungsbedürfniss zu stillen; der ursächliche Zusammenhang zwischen dem Brote und der Befriedigung eines unserer Bedürfnisse ist demnach ein unmittelbarer und die Prüfung der Güterqualität desselben nach den von uns im vorigen Capitel dargelegten Grundsätzen ohne jede Schwierigkeit. Einer gleichen Beurtheilung unterliegen nun aber auch alle übrigen Güter, die wir unmittelbar zur Befrie- digung unserer Bedürfnisse zu verwenden vermögen, gleichwie die Getränke, die Kleidungsstücke, die Schmuckgegenstände u. dgl. m.
Der Kreis der Dinge, deren Güterqualität wir anerkennen, ist jedoch hiemit nicht abgeschlossen. Neben diesen Gütern, die wir um der Kürze des Ausdruckes willen im weiteren Verlauf der Darstellung: "Güter der ersten Ordnung" nennen werden, be- gegnen wir vielmehr in der Wirthschaft der Menschen einer grossen Anzahl anderer Dinge, die in keinerlei unmittelbaren Causal-Zusammenhang mit der Befriedigung unserer Bedürfnisse gesetzt werden können, und deren Güterqualität doch nicht min- der feststeht als jene der Güter erster Ordnung. So sehen wir auf unseren Märkten neben dem Brote, und unter anderen zur unmittelbaren Befriedigung menschlicher Bedürfnisse tauglichen Gütern, auch Quantitäten von Mehl, Brennstoffen, Salz; wir sehen auch die Vorrichtungen und Werkzeuge zur Broterzeugung im Verkehre stehen und nicht minder die qualificirten Arbeits- leistungen, die hiebei erforderlich sind. Alle diese Dinge, oder doch die weitaus grössere Mehrzahl derselben, sind untauglich, menschliche Bedürfnisse in unmittelbarer Weise zu befriedigen; denn welches menschliche Bedürfniss liesse sich mit der specifi- schen Arbeitsleistung eines Bäckergesellen, mit einer Backvor- richtung und selbst mit einer Quantität rohen Mehles in un- mittelbarer Weise befriedigen? Wenn nun diese Dinge nichts destoweniger in der menschlichen Wirthschaft ebensowohl als Güter behandelt werden, wie die Güter erster Ordnung, so fin- det dies seine Begründung darin, dass sie zur Hervorbringung
Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter.
Unsere Wohlfahrt, so weit dieselbe von der Befriedigung unserer Bedürfnisse abhängt, ist gesichert, wenn wir jeweilig über die zur unmittelbaren Befriedigung derselben nöthigen Güter verfügen. Besitzen wir z. B. die nöthige Quantität Brot, so haben wir es unmittelbar in unserer Gewalt, unser Nahrungsbedürfniss zu stillen; der ursächliche Zusammenhang zwischen dem Brote und der Befriedigung eines unserer Bedürfnisse ist demnach ein unmittelbarer und die Prüfung der Güterqualität desselben nach den von uns im vorigen Capitel dargelegten Grundsätzen ohne jede Schwierigkeit. Einer gleichen Beurtheilung unterliegen nun aber auch alle übrigen Güter, die wir unmittelbar zur Befrie- digung unserer Bedürfnisse zu verwenden vermögen, gleichwie die Getränke, die Kleidungsstücke, die Schmuckgegenstände u. dgl. m.
Der Kreis der Dinge, deren Güterqualität wir anerkennen, ist jedoch hiemit nicht abgeschlossen. Neben diesen Gütern, die wir um der Kürze des Ausdruckes willen im weiteren Verlauf der Darstellung: „Güter der ersten Ordnung“ nennen werden, be- gegnen wir vielmehr in der Wirthschaft der Menschen einer grossen Anzahl anderer Dinge, die in keinerlei unmittelbaren Causal-Zusammenhang mit der Befriedigung unserer Bedürfnisse gesetzt werden können, und deren Güterqualität doch nicht min- der feststeht als jene der Güter erster Ordnung. So sehen wir auf unseren Märkten neben dem Brote, und unter anderen zur unmittelbaren Befriedigung menschlicher Bedürfnisse tauglichen Gütern, auch Quantitäten von Mehl, Brennstoffen, Salz; wir sehen auch die Vorrichtungen und Werkzeuge zur Broterzeugung im Verkehre stehen und nicht minder die qualificirten Arbeits- leistungen, die hiebei erforderlich sind. Alle diese Dinge, oder doch die weitaus grössere Mehrzahl derselben, sind untauglich, menschliche Bedürfnisse in unmittelbarer Weise zu befriedigen; denn welches menschliche Bedürfniss liesse sich mit der specifi- schen Arbeitsleistung eines Bäckergesellen, mit einer Backvor- richtung und selbst mit einer Quantität rohen Mehles in un- mittelbarer Weise befriedigen? Wenn nun diese Dinge nichts destoweniger in der menschlichen Wirthschaft ebensowohl als Güter behandelt werden, wie die Güter erster Ordnung, so fin- det dies seine Begründung darin, dass sie zur Hervorbringung
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Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter.
Unsere Wohlfahrt, so weit dieselbe von der Befriedigung
unserer Bedürfnisse abhängt, ist gesichert, wenn wir jeweilig
über die zur unmittelbaren Befriedigung derselben nöthigen Güter
verfügen. Besitzen wir z. B. die nöthige Quantität Brot, so haben
wir es unmittelbar in unserer Gewalt, unser Nahrungsbedürfniss
zu stillen; der ursächliche Zusammenhang zwischen dem Brote
und der Befriedigung eines unserer Bedürfnisse ist demnach ein
unmittelbarer und die Prüfung der Güterqualität desselben nach
den von uns im vorigen Capitel dargelegten Grundsätzen ohne
jede Schwierigkeit. Einer gleichen Beurtheilung unterliegen nun
aber auch alle übrigen Güter, die wir unmittelbar zur Befrie-
digung unserer Bedürfnisse zu verwenden vermögen, gleichwie
die Getränke, die Kleidungsstücke, die Schmuckgegenstände
u. dgl. m.
Der Kreis der Dinge, deren Güterqualität wir anerkennen,
ist jedoch hiemit nicht abgeschlossen. Neben diesen Gütern, die
wir um der Kürze des Ausdruckes willen im weiteren Verlauf
der Darstellung: „Güter der ersten Ordnung“ nennen werden, be-
gegnen wir vielmehr in der Wirthschaft der Menschen einer
grossen Anzahl anderer Dinge, die in keinerlei unmittelbaren
Causal-Zusammenhang mit der Befriedigung unserer Bedürfnisse
gesetzt werden können, und deren Güterqualität doch nicht min-
der feststeht als jene der Güter erster Ordnung. So sehen wir
auf unseren Märkten neben dem Brote, und unter anderen zur
unmittelbaren Befriedigung menschlicher Bedürfnisse tauglichen
Gütern, auch Quantitäten von Mehl, Brennstoffen, Salz; wir
sehen auch die Vorrichtungen und Werkzeuge zur Broterzeugung
im Verkehre stehen und nicht minder die qualificirten Arbeits-
leistungen, die hiebei erforderlich sind. Alle diese Dinge, oder
doch die weitaus grössere Mehrzahl derselben, sind untauglich,
menschliche Bedürfnisse in unmittelbarer Weise zu befriedigen;
denn welches menschliche Bedürfniss liesse sich mit der specifi-
schen Arbeitsleistung eines Bäckergesellen, mit einer Backvor-
richtung und selbst mit einer Quantität rohen Mehles in un-
mittelbarer Weise befriedigen? Wenn nun diese Dinge nichts
destoweniger in der menschlichen Wirthschaft ebensowohl als
Güter behandelt werden, wie die Güter erster Ordnung, so fin-
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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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