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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Zeit -- Irrthum.
thümlichen Stellung des Menschen zu jenem Causal-Processe,
den wir die Gütererzeugung nennen. Die Güter höherer Ordnung
werden nach den Gesetzen der Causalität zu solchen der nächst
niederen, diese so fort, bis sie zu Gütern erster Ordnung werden,
und schliesslich jenen Zustand bewirken, den wir die Befrie-
digung menschlicher Bedürfnisse nennen. Die Güter höherer
Ordnung sind die wichtigsten Elemente dieses Causal-Processes --
aber durchaus nicht die Gesammtheit derselben. Ausser diesen
der Güterwelt angehörigen Elementen wirken auf die Qualität
und Quantität des Productes jener Causal-Processe, welche wir
die Güter-Production nennen, auch Elemente ein, deren ursäch-
lichen Zusammenhang mit unserer Wohlfahrt wir entweder noch
nicht erkannt haben, oder aber solche Elemente, deren Einfluss
auf das Product wir wohl kennen, die aber aus irgend welchen
Gründen unserer Verfügung entrückt sind.

So kannten die Menschen bis vor Kurzem nicht den Einfluss
der verschiedenen Erdarten, Bodensalze und Düngungsstoffe auf
das Wachsthum verschiedener Pflanzen, so zwar, dass die
ersteren eine bald mehr, bald minder günstige oder ungünstige
Einwirkung auf das Endresultat des Productions-Processes in
quantitativer und qualitativer Beziehung äusserten. Durch die
Forschungen auf dem Gebiete der Agricultur-Chemie ist nun
aber gegenwärtig ein gewisser Theil jener Unsicherheit bereits
beseitigt und es nunmehr in die Hand der Menschen gegeben,
so weit die Forschungen reichen, die günstigen Einflüsse mit
Rücksicht auf jeden besonderen Fall herbeizuführen, die schäd-
lichen aber zu beseitigen.

Ein Beispiel für den zweiten Fall bietet uns der Witterungs-
wechsel. Die Landwirthe sind zwar in den meisten Fällen wohl
darüber im Klaren, welche Witterung für das Wachsthum der
Pflanzen die günstigste wäre, da sie es aber nicht in ihrer Macht
haben, die günstige Witterung herbeizuführen, oder aber die den
Saaten verderbliche zu verhindern, so sind sie in Rücksicht auf
die Qualität und Quantität des Ernteergebnisses in nicht geringem
Masse von Einflüssen abhängig, welche, obzwar sie sich gleich
allen übrigen auf der unabweisbaren Grundlage der Causal-
Gesetze geltend machen, doch um dessentwillen, weil sie ausser-

Zeit — Irrthum.
thümlichen Stellung des Menschen zu jenem Causal-Processe,
den wir die Gütererzeugung nennen. Die Güter höherer Ordnung
werden nach den Gesetzen der Causalität zu solchen der nächst
niederen, diese so fort, bis sie zu Gütern erster Ordnung werden,
und schliesslich jenen Zustand bewirken, den wir die Befrie-
digung menschlicher Bedürfnisse nennen. Die Güter höherer
Ordnung sind die wichtigsten Elemente dieses Causal-Processes —
aber durchaus nicht die Gesammtheit derselben. Ausser diesen
der Güterwelt angehörigen Elementen wirken auf die Qualität
und Quantität des Productes jener Causal-Processe, welche wir
die Güter-Production nennen, auch Elemente ein, deren ursäch-
lichen Zusammenhang mit unserer Wohlfahrt wir entweder noch
nicht erkannt haben, oder aber solche Elemente, deren Einfluss
auf das Product wir wohl kennen, die aber aus irgend welchen
Gründen unserer Verfügung entrückt sind.

So kannten die Menschen bis vor Kurzem nicht den Einfluss
der verschiedenen Erdarten, Bodensalze und Düngungsstoffe auf
das Wachsthum verschiedener Pflanzen, so zwar, dass die
ersteren eine bald mehr, bald minder günstige oder ungünstige
Einwirkung auf das Endresultat des Productions-Processes in
quantitativer und qualitativer Beziehung äusserten. Durch die
Forschungen auf dem Gebiete der Agricultur-Chemie ist nun
aber gegenwärtig ein gewisser Theil jener Unsicherheit bereits
beseitigt und es nunmehr in die Hand der Menschen gegeben,
so weit die Forschungen reichen, die günstigen Einflüsse mit
Rücksicht auf jeden besonderen Fall herbeizuführen, die schäd-
lichen aber zu beseitigen.

Ein Beispiel für den zweiten Fall bietet uns der Witterungs-
wechsel. Die Landwirthe sind zwar in den meisten Fällen wohl
darüber im Klaren, welche Witterung für das Wachsthum der
Pflanzen die günstigste wäre, da sie es aber nicht in ihrer Macht
haben, die günstige Witterung herbeizuführen, oder aber die den
Saaten verderbliche zu verhindern, so sind sie in Rücksicht auf
die Qualität und Quantität des Ernteergebnisses in nicht geringem
Masse von Einflüssen abhängig, welche, obzwar sie sich gleich
allen übrigen auf der unabweisbaren Grundlage der Causal-
Gesetze geltend machen, doch um dessentwillen, weil sie ausser-

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[25/0043] Zeit — Irrthum. thümlichen Stellung des Menschen zu jenem Causal-Processe, den wir die Gütererzeugung nennen. Die Güter höherer Ordnung werden nach den Gesetzen der Causalität zu solchen der nächst niederen, diese so fort, bis sie zu Gütern erster Ordnung werden, und schliesslich jenen Zustand bewirken, den wir die Befrie- digung menschlicher Bedürfnisse nennen. Die Güter höherer Ordnung sind die wichtigsten Elemente dieses Causal-Processes — aber durchaus nicht die Gesammtheit derselben. Ausser diesen der Güterwelt angehörigen Elementen wirken auf die Qualität und Quantität des Productes jener Causal-Processe, welche wir die Güter-Production nennen, auch Elemente ein, deren ursäch- lichen Zusammenhang mit unserer Wohlfahrt wir entweder noch nicht erkannt haben, oder aber solche Elemente, deren Einfluss auf das Product wir wohl kennen, die aber aus irgend welchen Gründen unserer Verfügung entrückt sind. So kannten die Menschen bis vor Kurzem nicht den Einfluss der verschiedenen Erdarten, Bodensalze und Düngungsstoffe auf das Wachsthum verschiedener Pflanzen, so zwar, dass die ersteren eine bald mehr, bald minder günstige oder ungünstige Einwirkung auf das Endresultat des Productions-Processes in quantitativer und qualitativer Beziehung äusserten. Durch die Forschungen auf dem Gebiete der Agricultur-Chemie ist nun aber gegenwärtig ein gewisser Theil jener Unsicherheit bereits beseitigt und es nunmehr in die Hand der Menschen gegeben, so weit die Forschungen reichen, die günstigen Einflüsse mit Rücksicht auf jeden besonderen Fall herbeizuführen, die schäd- lichen aber zu beseitigen. Ein Beispiel für den zweiten Fall bietet uns der Witterungs- wechsel. Die Landwirthe sind zwar in den meisten Fällen wohl darüber im Klaren, welche Witterung für das Wachsthum der Pflanzen die günstigste wäre, da sie es aber nicht in ihrer Macht haben, die günstige Witterung herbeizuführen, oder aber die den Saaten verderbliche zu verhindern, so sind sie in Rücksicht auf die Qualität und Quantität des Ernteergebnisses in nicht geringem Masse von Einflüssen abhängig, welche, obzwar sie sich gleich allen übrigen auf der unabweisbaren Grundlage der Causal- Gesetze geltend machen, doch um dessentwillen, weil sie ausser-

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/43>, abgerufen am 21.11.2024.