Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.Die Hebel der Staatsgewalt sind Gold und Das Centralisationssystem dient hauptsächlich nur Die Hebel der Staatsgewalt ſind Gold und Das Centraliſationsſyſtem dient hauptſaͤchlich nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0256" n="246"/> <p>Die Hebel der Staatsgewalt ſind <hi rendition="#g">Gold</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Eiſen</hi>. Wie ſehr man geneigt iſt, im Reiche der<lb/> Geiſter ideale Principe geltend zu machen, im prak¬<lb/> tiſchen Leben herrſchen nur jene Metallkoͤnige. Dies<lb/> gibt dem Finanz- und Militaͤrſyſtem das große Über¬<lb/> gewicht im Staatshaushalt. Alle andere Zweige der<lb/> Verwaltung ſind davon abhaͤngig und dienen ihnen.<lb/> Die Helden der neuern Politik haben beſtaͤndig ge¬<lb/> wetteifert, welches jener Metalle die groͤßte Gewalt<lb/> gewaͤhre, und die geſchickteſten haben beide zu gebrau¬<lb/> chen verſtanden.</p><lb/> <p>Das Centraliſationsſyſtem dient hauptſaͤchlich nur<lb/> der Aushebung der Steuern und Soldaten. Eine<lb/> vollkommen gegliederte Bureaukratie iſt noͤthig, um<lb/> eine beſtaͤndige tabellariſche Überſicht uͤber das Ver¬<lb/> moͤgen und alle phyſiſchen Kraͤfte der Staatsangehoͤ¬<lb/> rigen zu erhalten, die Baſis fuͤr die finanziellen Ope¬<lb/> rationen. Die Menſchen werden rein als Sache ge¬<lb/> nommen und nach dem Ertragwerth geſchaͤtzt, wie<lb/> das Vieh. Bei den Ruſſen ſteckt wenigſtens das<lb/> Vermoͤgen in den Seelen, bei uns die Seele im Ver¬<lb/> moͤgen. Der Staat iſt ein Bergwerk, und ſeine Stollen<lb/> laufen in den Beuteln des Volks aus. Die Finanz¬<lb/> ſchwindeleien ſind Experimente mit der Luftpumpe,<lb/> die dem kalten Froſch, Volk genannt, die Lebensluft<lb/> auspumpen, um zu erfahren, wie lange er wohl noch<lb/> zappeln und leben koͤnne, wenn er von nichts mehr<lb/> lebt. Die hochgeprieſene Rechenkunſt hat es noch<lb/> nirgends weiter gebracht, als in den Bruͤchen, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [246/0256]
Die Hebel der Staatsgewalt ſind Gold und
Eiſen. Wie ſehr man geneigt iſt, im Reiche der
Geiſter ideale Principe geltend zu machen, im prak¬
tiſchen Leben herrſchen nur jene Metallkoͤnige. Dies
gibt dem Finanz- und Militaͤrſyſtem das große Über¬
gewicht im Staatshaushalt. Alle andere Zweige der
Verwaltung ſind davon abhaͤngig und dienen ihnen.
Die Helden der neuern Politik haben beſtaͤndig ge¬
wetteifert, welches jener Metalle die groͤßte Gewalt
gewaͤhre, und die geſchickteſten haben beide zu gebrau¬
chen verſtanden.
Das Centraliſationsſyſtem dient hauptſaͤchlich nur
der Aushebung der Steuern und Soldaten. Eine
vollkommen gegliederte Bureaukratie iſt noͤthig, um
eine beſtaͤndige tabellariſche Überſicht uͤber das Ver¬
moͤgen und alle phyſiſchen Kraͤfte der Staatsangehoͤ¬
rigen zu erhalten, die Baſis fuͤr die finanziellen Ope¬
rationen. Die Menſchen werden rein als Sache ge¬
nommen und nach dem Ertragwerth geſchaͤtzt, wie
das Vieh. Bei den Ruſſen ſteckt wenigſtens das
Vermoͤgen in den Seelen, bei uns die Seele im Ver¬
moͤgen. Der Staat iſt ein Bergwerk, und ſeine Stollen
laufen in den Beuteln des Volks aus. Die Finanz¬
ſchwindeleien ſind Experimente mit der Luftpumpe,
die dem kalten Froſch, Volk genannt, die Lebensluft
auspumpen, um zu erfahren, wie lange er wohl noch
zappeln und leben koͤnne, wenn er von nichts mehr
lebt. Die hochgeprieſene Rechenkunſt hat es noch
nirgends weiter gebracht, als in den Bruͤchen, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |