Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.gewalt gestürzt. Durch Kabinetsordern sind die Klö¬ Sie bilden die Brücke vom römischen Recht zum gewalt geſtuͤrzt. Durch Kabinetsordern ſind die Kloͤ¬ Sie bilden die Bruͤcke vom roͤmiſchen Recht zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0265" n="255"/> gewalt geſtuͤrzt. Durch Kabinetsordern ſind die Kloͤ¬<lb/> ſter, iſt die Leibeigenſchaft aufgehoben worden. Mit<lb/> der Fuͤrſtenmacht iſt das roͤmiſche Recht aufgekom¬<lb/> men, weil es ihrer Tendenz entſprochen. Was von<lb/> den Ruinen des Reichs ſich erhalten, traͤgt auch noch<lb/> die Spuren des alten Rechts. An beides hat ſich<lb/> Neues angeſchloſſen, wie es die Noth der Zeit den<lb/> Geſetzgebern abgedrungen, oder der humane Geiſt<lb/> eines Friedrich <hi rendition="#aq">II</hi>. und Joſeph <hi rendition="#aq">II</hi>. fuͤr billig erkannt.<lb/> So haben die neuen Landrechte ſich gebildet und bil¬<lb/> den ſich noch, wie die Zeit ſelbſt tauſend Ruͤck- und<lb/> Vorſichten und einer beſtaͤndigen Verwandlung unter¬<lb/> worfen.</p><lb/> <p>Sie bilden die Bruͤcke vom roͤmiſchen Recht zum<lb/> oͤffentlichen, oder fuͤllen wenigſtens die Kluft zwiſchen<lb/> beiden. Das oͤffentliche Gerichtsweſen hat die oͤffent¬<lb/> liche Meinung fuͤr ſich, wenn es auch nur in einem<lb/> kleinen Theil Deutſchlands praktiſch ausgeuͤbt wird.<lb/> Leider haben wir nur als ein Geſchenk von den Frem¬<lb/> den erhalten, was unſer urſpruͤngliches Erzeugniß<lb/> und Eigenthum geweſen. Der <hi rendition="#aq">Code Napoléon</hi> und die<lb/> damit zuſammenhaͤngenden Gerichtsformen ſind eini¬<lb/> gen deutſchen Staͤmmen als gutes Andenken an eine<lb/> boͤſe Zeit geblieben. Die franzoͤſiſche Republik griff<lb/> zu der oͤffentlichen Rechtsform, weil ſie der Freiheit<lb/> und einem tuͤchtigen Gemeindeweſen von jeher als<lb/> die angemeſſenſte, die ſchlechthin natuͤrliche ſich er¬<lb/> wieſen. Laͤngſt lebt der Englaͤnder im Genuß dieſer<lb/> unſchaͤtzbaren Form, und er hat ſie von den angel¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [255/0265]
gewalt geſtuͤrzt. Durch Kabinetsordern ſind die Kloͤ¬
ſter, iſt die Leibeigenſchaft aufgehoben worden. Mit
der Fuͤrſtenmacht iſt das roͤmiſche Recht aufgekom¬
men, weil es ihrer Tendenz entſprochen. Was von
den Ruinen des Reichs ſich erhalten, traͤgt auch noch
die Spuren des alten Rechts. An beides hat ſich
Neues angeſchloſſen, wie es die Noth der Zeit den
Geſetzgebern abgedrungen, oder der humane Geiſt
eines Friedrich II. und Joſeph II. fuͤr billig erkannt.
So haben die neuen Landrechte ſich gebildet und bil¬
den ſich noch, wie die Zeit ſelbſt tauſend Ruͤck- und
Vorſichten und einer beſtaͤndigen Verwandlung unter¬
worfen.
Sie bilden die Bruͤcke vom roͤmiſchen Recht zum
oͤffentlichen, oder fuͤllen wenigſtens die Kluft zwiſchen
beiden. Das oͤffentliche Gerichtsweſen hat die oͤffent¬
liche Meinung fuͤr ſich, wenn es auch nur in einem
kleinen Theil Deutſchlands praktiſch ausgeuͤbt wird.
Leider haben wir nur als ein Geſchenk von den Frem¬
den erhalten, was unſer urſpruͤngliches Erzeugniß
und Eigenthum geweſen. Der Code Napoléon und die
damit zuſammenhaͤngenden Gerichtsformen ſind eini¬
gen deutſchen Staͤmmen als gutes Andenken an eine
boͤſe Zeit geblieben. Die franzoͤſiſche Republik griff
zu der oͤffentlichen Rechtsform, weil ſie der Freiheit
und einem tuͤchtigen Gemeindeweſen von jeher als
die angemeſſenſte, die ſchlechthin natuͤrliche ſich er¬
wieſen. Laͤngſt lebt der Englaͤnder im Genuß dieſer
unſchaͤtzbaren Form, und er hat ſie von den angel¬
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