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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.

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beschränkt oder gar verboten wird. Darin besteht
auch eigentlich die Hauptschwäche unsrer Zeitungen.
Möchten sie Meinungen aussprechen, welche sie woll¬
ten, wenn sie nur alle Thatsachen unverfälscht nam¬
haft machen dürften, aber von vielen Dingen dürfen
sie nur etwas im Sinn der Censur, von vielen an¬
dern, und nicht den unwichtigsten, dürfen sie gar
nichts schreiben. Die Diplomatik, vor alten Zeiten eine
Thurmuhr für Jedermann, hat jetzt ihr Zifferblatt
völlig verhüllt und man hört sie nur noch schlagen.


beſchraͤnkt oder gar verboten wird. Darin beſteht
auch eigentlich die Hauptſchwaͤche unſrer Zeitungen.
Moͤchten ſie Meinungen ausſprechen, welche ſie woll¬
ten, wenn ſie nur alle Thatſachen unverfaͤlſcht nam¬
haft machen duͤrften, aber von vielen Dingen duͤrfen
ſie nur etwas im Sinn der Cenſur, von vielen an¬
dern, und nicht den unwichtigſten, duͤrfen ſie gar
nichts ſchreiben. Die Diplomatik, vor alten Zeiten eine
Thurmuhr fuͤr Jedermann, hat jetzt ihr Zifferblatt
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[259/0269] beſchraͤnkt oder gar verboten wird. Darin beſteht auch eigentlich die Hauptſchwaͤche unſrer Zeitungen. Moͤchten ſie Meinungen ausſprechen, welche ſie woll¬ ten, wenn ſie nur alle Thatſachen unverfaͤlſcht nam¬ haft machen duͤrften, aber von vielen Dingen duͤrfen ſie nur etwas im Sinn der Cenſur, von vielen an¬ dern, und nicht den unwichtigſten, duͤrfen ſie gar nichts ſchreiben. Die Diplomatik, vor alten Zeiten eine Thurmuhr fuͤr Jedermann, hat jetzt ihr Zifferblatt voͤllig verhuͤllt und man hoͤrt ſie nur noch ſchlagen.

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur01_1828/269>, abgerufen am 23.11.2024.