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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828.

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diese Gegend, in diese Zeit gehört, und dieß wird
ihm einen romantischen Reiz verleihen, der ausserdem
gar keine ausgezeichnete Persönlichkeit voraussetzt.
Wir werden in ihm nicht die Person, den Helden,
den Schäfer oder die Karrikatur, sondern nur den
Repräsentanten seines Volks und seiner Zeit und ihrer
Sitten sehn. Der romantische Reiz, den ihm schon
diese Physiognomie verleiht, wird durch Contraste
noch erhöht, und endlich sehn wir nicht bloß solche
Menschen mit verschiedenen Gesichtern, Geberden und
Trachten, wie in einer Kinderfibel beisammen, son¬
dern sie leben und handeln in ihrer Zeit, und ver¬
gegenwärtigen uns dieselbe in ihrer ganzen Eigen¬
thümlichkeit. Man hat das Rationelle bisher zu sehr
als etwas Zufälliges oder Gleichgültiges behandelt,
oder alle Nationen nach einem idealen Muster beur¬
theilt, und nur das gelten lassen, worin sie einan¬
der gleich waren, oder sie gleich machen, mit dem
großen Hobel der Kultur und Aufklärung sie plani¬
ren wollen. Aber in der Eigenthümlichkeit, Verschie¬
denheit, Sonderung der Völker liegt schon jenes all¬
gemein Menschliche so wunderbar verborgen, wie in
den Farben das Licht, und kann niemals davon ge¬
schieden werden. Jeder physischen Verschiedenheit der
Völker entspricht ein gewisses Temperament, eine
Stimmung, Richtung und Kraft der Seele, und der
Inbegriff aller dieser Richtungen offenbart uns erst
den unendlichen Reichthum und die Tiefe des Mensch¬
lichen.

dieſe Gegend, in dieſe Zeit gehoͤrt, und dieß wird
ihm einen romantiſchen Reiz verleihen, der auſſerdem
gar keine ausgezeichnete Perſoͤnlichkeit vorausſetzt.
Wir werden in ihm nicht die Perſon, den Helden,
den Schaͤfer oder die Karrikatur, ſondern nur den
Repraͤſentanten ſeines Volks und ſeiner Zeit und ihrer
Sitten ſehn. Der romantiſche Reiz, den ihm ſchon
dieſe Phyſiognomie verleiht, wird durch Contraſte
noch erhoͤht, und endlich ſehn wir nicht bloß ſolche
Menſchen mit verſchiedenen Geſichtern, Geberden und
Trachten, wie in einer Kinderfibel beiſammen, ſon¬
dern ſie leben und handeln in ihrer Zeit, und ver¬
gegenwaͤrtigen uns dieſelbe in ihrer ganzen Eigen¬
thuͤmlichkeit. Man hat das Rationelle bisher zu ſehr
als etwas Zufaͤlliges oder Gleichguͤltiges behandelt,
oder alle Nationen nach einem idealen Muſter beur¬
theilt, und nur das gelten laſſen, worin ſie einan¬
der gleich waren, oder ſie gleich machen, mit dem
großen Hobel der Kultur und Aufklaͤrung ſie plani¬
ren wollen. Aber in der Eigenthuͤmlichkeit, Verſchie¬
denheit, Sonderung der Voͤlker liegt ſchon jenes all¬
gemein Menſchliche ſo wunderbar verborgen, wie in
den Farben das Licht, und kann niemals davon ge¬
ſchieden werden. Jeder phyſiſchen Verſchiedenheit der
Voͤlker entſpricht ein gewiſſes Temperament, eine
Stimmung, Richtung und Kraft der Seele, und der
Inbegriff aller dieſer Richtungen offenbart uns erſt
den unendlichen Reichthum und die Tiefe des Menſch¬
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[176/0186] dieſe Gegend, in dieſe Zeit gehoͤrt, und dieß wird ihm einen romantiſchen Reiz verleihen, der auſſerdem gar keine ausgezeichnete Perſoͤnlichkeit vorausſetzt. Wir werden in ihm nicht die Perſon, den Helden, den Schaͤfer oder die Karrikatur, ſondern nur den Repraͤſentanten ſeines Volks und ſeiner Zeit und ihrer Sitten ſehn. Der romantiſche Reiz, den ihm ſchon dieſe Phyſiognomie verleiht, wird durch Contraſte noch erhoͤht, und endlich ſehn wir nicht bloß ſolche Menſchen mit verſchiedenen Geſichtern, Geberden und Trachten, wie in einer Kinderfibel beiſammen, ſon¬ dern ſie leben und handeln in ihrer Zeit, und ver¬ gegenwaͤrtigen uns dieſelbe in ihrer ganzen Eigen¬ thuͤmlichkeit. Man hat das Rationelle bisher zu ſehr als etwas Zufaͤlliges oder Gleichguͤltiges behandelt, oder alle Nationen nach einem idealen Muſter beur¬ theilt, und nur das gelten laſſen, worin ſie einan¬ der gleich waren, oder ſie gleich machen, mit dem großen Hobel der Kultur und Aufklaͤrung ſie plani¬ ren wollen. Aber in der Eigenthuͤmlichkeit, Verſchie¬ denheit, Sonderung der Voͤlker liegt ſchon jenes all¬ gemein Menſchliche ſo wunderbar verborgen, wie in den Farben das Licht, und kann niemals davon ge¬ ſchieden werden. Jeder phyſiſchen Verſchiedenheit der Voͤlker entſpricht ein gewiſſes Temperament, eine Stimmung, Richtung und Kraft der Seele, und der Inbegriff aller dieſer Richtungen offenbart uns erſt den unendlichen Reichthum und die Tiefe des Menſch¬ lichen.

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/186>, abgerufen am 24.11.2024.