eroberten sie nicht. Die geographische Kenntniß der¬ selben kam ihnen also nur von den Fremden zu. In¬ deß haben sie sich doch in der neuesten Zeit auch in der Geographie außerordentlich ausgezeichnet und kein Geograph in der Welt kommt unsrem Ritter gleich, und die jüngst erschienene Berghausische Charte von Afrika übertrifft an Kunst alles, was in diesem Fach bisher geleistet worden, England nicht ausgenommen. Es scheint aber, daß auch hier wieder, wie in allen Sachen der Deutschen, neben dem Besten das Schlech¬ teste sich befindet, denn so elende Chartenfabriken, als in Deutschland, kann man auch wohl nirgend finden.
Die Geographie hat es mit einer doppelten Kennt¬ niß der Erde zu thun. Sie betrachtet die Erde in ihrem ursprünglichen, natürlichen und bleibenden Zu¬ stand, oder in dem wechselnden Zustand, dem sie in Bezug auf die Völker und Staaten unterworfen ist. Von Rechtswegen ist jetzt die erste Betrachtungsart in das ihr gebührende Recht eingesetzt worden. Die physische Geographie ist jeder andern übergeordnet. Sie greift mit der Kenntniß aller Naturreiche un¬ mittelbar zusammen, da alle diese von der Lage der Zonen und wieder der Continente, Gebirge, Ströme und Meere abhängen. In dieser Weise ist die Geo¬ graphie einer der wichtigsten Theile der Naturwissen¬ schaft geworden und dient nicht mehr blos der Sta¬ tistik und Politik, wie früher. Doch hat auch die physische Geographie ihre beßre Ausbildung vorzüg¬
eroberten ſie nicht. Die geographiſche Kenntniß der¬ ſelben kam ihnen alſo nur von den Fremden zu. In¬ deß haben ſie ſich doch in der neueſten Zeit auch in der Geographie außerordentlich ausgezeichnet und kein Geograph in der Welt kommt unſrem Ritter gleich, und die juͤngſt erſchienene Berghauſiſche Charte von Afrika uͤbertrifft an Kunſt alles, was in dieſem Fach bisher geleiſtet worden, England nicht ausgenommen. Es ſcheint aber, daß auch hier wieder, wie in allen Sachen der Deutſchen, neben dem Beſten das Schlech¬ teſte ſich befindet, denn ſo elende Chartenfabriken, als in Deutſchland, kann man auch wohl nirgend finden.
Die Geographie hat es mit einer doppelten Kennt¬ niß der Erde zu thun. Sie betrachtet die Erde in ihrem urſpruͤnglichen, natuͤrlichen und bleibenden Zu¬ ſtand, oder in dem wechſelnden Zuſtand, dem ſie in Bezug auf die Voͤlker und Staaten unterworfen iſt. Von Rechtswegen iſt jetzt die erſte Betrachtungsart in das ihr gebuͤhrende Recht eingeſetzt worden. Die phyſiſche Geographie iſt jeder andern uͤbergeordnet. Sie greift mit der Kenntniß aller Naturreiche un¬ mittelbar zuſammen, da alle dieſe von der Lage der Zonen und wieder der Continente, Gebirge, Stroͤme und Meere abhaͤngen. In dieſer Weiſe iſt die Geo¬ graphie einer der wichtigſten Theile der Naturwiſſen¬ ſchaft geworden und dient nicht mehr blos der Sta¬ tiſtik und Politik, wie fruͤher. Doch hat auch die phyſiſche Geographie ihre beßre Ausbildung vorzuͤg¬
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eroberten ſie nicht. Die geographiſche Kenntniß der¬
ſelben kam ihnen alſo nur von den Fremden zu. In¬
deß haben ſie ſich doch in der neueſten Zeit auch in
der Geographie außerordentlich ausgezeichnet und kein
Geograph in der Welt kommt unſrem Ritter gleich,
und die juͤngſt erſchienene Berghauſiſche Charte von
Afrika uͤbertrifft an Kunſt alles, was in dieſem Fach
bisher geleiſtet worden, England nicht ausgenommen.
Es ſcheint aber, daß auch hier wieder, wie in allen
Sachen der Deutſchen, neben dem Beſten das Schlech¬
teſte ſich befindet, denn ſo elende Chartenfabriken,
als in Deutſchland, kann man auch wohl nirgend
finden.
Die Geographie hat es mit einer doppelten Kennt¬
niß der Erde zu thun. Sie betrachtet die Erde in
ihrem urſpruͤnglichen, natuͤrlichen und bleibenden Zu¬
ſtand, oder in dem wechſelnden Zuſtand, dem ſie in
Bezug auf die Voͤlker und Staaten unterworfen iſt.
Von Rechtswegen iſt jetzt die erſte Betrachtungsart
in das ihr gebuͤhrende Recht eingeſetzt worden. Die
phyſiſche Geographie iſt jeder andern uͤbergeordnet.
Sie greift mit der Kenntniß aller Naturreiche un¬
mittelbar zuſammen, da alle dieſe von der Lage der
Zonen und wieder der Continente, Gebirge, Stroͤme
und Meere abhaͤngen. In dieſer Weiſe iſt die Geo¬
graphie einer der wichtigſten Theile der Naturwiſſen¬
ſchaft geworden und dient nicht mehr blos der Sta¬
tiſtik und Politik, wie fruͤher. Doch hat auch die
phyſiſche Geographie ihre beßre Ausbildung vorzuͤg¬
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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/36>, abgerufen am 23.11.2024.
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