unter sich keinen unmittelbaren Zusammenhang haben, so können sie auch nie besonders Feuer fangen, und wenn auch wirklich durch einen Zufall eine oder die andere Trittstufe anbrennen sollte, so kann sich das Feuer nicht fortpflanzen, oder wenigstens nur sehr langsam. Auch würde eine solche gewölbte Treppe, selbst wenn eine oder die andere Trittstufe brennte, noch ohne Gefahr des Einsturzes betreten werden können, was bekanntlich bei ganz hölzernen Treppen nicht der Fall ist.
Steinerne Blockstufen lassen sich, wenn sie ausgelaufen sind, schlecht ausbessern, man kann alsdann nur einzelne Stücken einsetzen, welches mißlich ist und schlecht aussieht. Man pflegt daher lieber steinerne Platten als Trittstufen zu verwenden, und wenn eine davon unbrauchbar geworden ist, eine neue einzulegen.
Fig. 202. zeigt Grundriß und Längendurchschnitt einer gewölbten Treppe auf Pfeilern und Bogen. aa. sind die massiven Mauern welche die Treppe umgeben, bb. die Pfeiler welche das Ganze tragen, cc. die Kappengewölbe, welche die Steigung bilden, ee. die Gurt- bogen und dd. die Ruheplätze.
Was die Stärke der Widerlager betrifft, so kann man im All- gemeinen annehmen, daß Mauern und Pfeiler mindestens den 4ten Theil der lichten Gewölbebreite stark sein müssen. Wären demnach die Gewölbe 6 Fuß breit, so müßten Mauern und Pfeiler mindestens 11/2 Fuß stark gemacht werden etc. Es sind in der vorliegenden Zeichnung steigende Stichkappen für die Trittstufen angenommen, weil die Breite der Stufen nicht bedeutend ist, und sich diese Art Wölbung am bequemsten anordnen läßt. Werden jedoch die lichten Weiten der Gewölbe größer als 5 Fuß, so ist es besser steigende Kreuzkappen, oder böhmische Kappen zur Ueberwölbung der Treppenarme zu wäh- len und zwar aus folgendem Grunde. Die steigende Stichkappe schiebt nach ihrer ganzen Länge gegen die Widerlager, diese müssen demnach auf jedem Punkte der Länge gleich stark sein, wodurch stär- kere Gurtbogen erforderlich werden, eben so schiebt die flache Stich- kappe mehr als jedes andere Gewölbe, weshalb auch deßwegen die Widerlager stärker werden müssen.
Die steigende Kreuzkappe aber und die steigende böhmische Kappe schieben nur nach den 4 Eckwinkeln, es brauchen also bei ihnen nur die Pfeiler stark genug angelegt zu werden, die Gurten dagegen, an wel- che sich die Gewölbe nur anlehnen, ohne zu schieben, können schwach sein.
Die Ruheplätze dd. sind mit böhmischen Kappen gewölbt, da sie besser in die quadratischen Räume der Treppen passen als gewöhn- liche Stichkappen.
unter ſich keinen unmittelbaren Zuſammenhang haben, ſo können ſie auch nie beſonders Feuer fangen, und wenn auch wirklich durch einen Zufall eine oder die andere Trittſtufe anbrennen ſollte, ſo kann ſich das Feuer nicht fortpflanzen, oder wenigſtens nur ſehr langſam. Auch würde eine ſolche gewölbte Treppe, ſelbſt wenn eine oder die andere Trittſtufe brennte, noch ohne Gefahr des Einſturzes betreten werden können, was bekanntlich bei ganz hölzernen Treppen nicht der Fall iſt.
Steinerne Blockſtufen laſſen ſich, wenn ſie ausgelaufen ſind, ſchlecht ausbeſſern, man kann alsdann nur einzelne Stücken einſetzen, welches mißlich iſt und ſchlecht ausſieht. Man pflegt daher lieber ſteinerne Platten als Trittſtufen zu verwenden, und wenn eine davon unbrauchbar geworden iſt, eine neue einzulegen.
Fig. 202. zeigt Grundriß und Längendurchſchnitt einer gewölbten Treppe auf Pfeilern und Bogen. aa. ſind die maſſiven Mauern welche die Treppe umgeben, bb. die Pfeiler welche das Ganze tragen, cc. die Kappengewölbe, welche die Steigung bilden, ee. die Gurt- bogen und dd. die Ruheplätze.
Was die Stärke der Widerlager betrifft, ſo kann man im All- gemeinen annehmen, daß Mauern und Pfeiler mindeſtens den 4ten Theil der lichten Gewölbebreite ſtark ſein müſſen. Wären demnach die Gewölbe 6 Fuß breit, ſo müßten Mauern und Pfeiler mindeſtens 1½ Fuß ſtark gemacht werden ꝛc. Es ſind in der vorliegenden Zeichnung ſteigende Stichkappen für die Trittſtufen angenommen, weil die Breite der Stufen nicht bedeutend iſt, und ſich dieſe Art Wölbung am bequemſten anordnen läßt. Werden jedoch die lichten Weiten der Gewölbe größer als 5 Fuß, ſo iſt es beſſer ſteigende Kreuzkappen, oder böhmiſche Kappen zur Ueberwölbung der Treppenarme zu wäh- len und zwar aus folgendem Grunde. Die ſteigende Stichkappe ſchiebt nach ihrer ganzen Länge gegen die Widerlager, dieſe müſſen demnach auf jedem Punkte der Länge gleich ſtark ſein, wodurch ſtär- kere Gurtbogen erforderlich werden, eben ſo ſchiebt die flache Stich- kappe mehr als jedes andere Gewölbe, weshalb auch deßwegen die Widerlager ſtärker werden müſſen.
Die ſteigende Kreuzkappe aber und die ſteigende böhmiſche Kappe ſchieben nur nach den 4 Eckwinkeln, es brauchen alſo bei ihnen nur die Pfeiler ſtark genug angelegt zu werden, die Gurten dagegen, an wel- che ſich die Gewölbe nur anlehnen, ohne zu ſchieben, können ſchwach ſein.
Die Ruheplätze dd. ſind mit böhmiſchen Kappen gewölbt, da ſie beſſer in die quadratiſchen Räume der Treppen paſſen als gewöhn- liche Stichkappen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0244"n="234"/>
unter ſich keinen unmittelbaren Zuſammenhang haben, ſo können ſie<lb/>
auch nie beſonders Feuer fangen, und wenn auch wirklich durch einen<lb/>
Zufall eine oder die andere Trittſtufe anbrennen ſollte, ſo kann ſich<lb/>
das Feuer nicht fortpflanzen, oder wenigſtens nur ſehr langſam. Auch<lb/>
würde eine ſolche gewölbte Treppe, ſelbſt wenn eine oder die andere<lb/>
Trittſtufe brennte, noch ohne Gefahr des Einſturzes betreten werden<lb/>
können, was bekanntlich bei ganz hölzernen Treppen nicht der Fall iſt.</p><lb/><p>Steinerne Blockſtufen laſſen ſich, wenn ſie ausgelaufen ſind,<lb/>ſchlecht ausbeſſern, man kann alsdann nur einzelne Stücken einſetzen,<lb/>
welches mißlich iſt und ſchlecht ausſieht. Man pflegt daher lieber<lb/>ſteinerne Platten als Trittſtufen zu verwenden, und wenn eine davon<lb/>
unbrauchbar geworden iſt, eine neue einzulegen.</p><lb/><p>Fig. 202. zeigt Grundriß und Längendurchſchnitt einer gewölbten<lb/>
Treppe auf Pfeilern und Bogen. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">aa.</hi></hi>ſind die maſſiven Mauern<lb/>
welche die Treppe umgeben, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">bb.</hi></hi> die Pfeiler welche das Ganze tragen,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">cc.</hi></hi> die Kappengewölbe, welche die Steigung bilden, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">ee.</hi></hi> die Gurt-<lb/>
bogen und <hirendition="#aq"><hirendition="#g">dd.</hi></hi> die Ruheplätze.</p><lb/><p>Was die Stärke der Widerlager betrifft, ſo kann man im All-<lb/>
gemeinen annehmen, daß Mauern und Pfeiler mindeſtens den 4ten<lb/>
Theil der lichten Gewölbebreite ſtark ſein müſſen. Wären demnach<lb/>
die Gewölbe 6 Fuß breit, ſo müßten Mauern und Pfeiler mindeſtens<lb/>
1½ Fuß ſtark gemacht werden ꝛc. Es ſind in der vorliegenden<lb/>
Zeichnung ſteigende Stichkappen für die Trittſtufen angenommen, weil<lb/>
die Breite der Stufen nicht bedeutend iſt, und ſich dieſe Art Wölbung<lb/>
am bequemſten anordnen läßt. Werden jedoch die lichten Weiten der<lb/>
Gewölbe größer als 5 Fuß, ſo iſt es beſſer ſteigende Kreuzkappen,<lb/>
oder böhmiſche Kappen zur Ueberwölbung der Treppenarme zu wäh-<lb/>
len und zwar aus folgendem Grunde. Die ſteigende Stichkappe<lb/>ſchiebt nach ihrer ganzen Länge gegen die Widerlager, dieſe müſſen<lb/>
demnach auf jedem Punkte der Länge gleich ſtark ſein, wodurch ſtär-<lb/>
kere Gurtbogen erforderlich werden, eben ſo ſchiebt die flache Stich-<lb/>
kappe mehr als jedes andere Gewölbe, weshalb auch deßwegen die<lb/>
Widerlager ſtärker werden müſſen.</p><lb/><p>Die ſteigende Kreuzkappe aber und die ſteigende böhmiſche Kappe<lb/>ſchieben nur nach den 4 Eckwinkeln, es brauchen alſo bei ihnen nur<lb/>
die Pfeiler ſtark genug angelegt zu werden, die Gurten dagegen, an wel-<lb/>
che ſich die Gewölbe nur anlehnen, ohne zu ſchieben, können ſchwach ſein.</p><lb/><p>Die Ruheplätze <hirendition="#aq"><hirendition="#g">dd.</hi></hi>ſind mit böhmiſchen Kappen gewölbt, da<lb/>ſie beſſer in die quadratiſchen Räume der Treppen paſſen als gewöhn-<lb/>
liche Stichkappen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[234/0244]
unter ſich keinen unmittelbaren Zuſammenhang haben, ſo können ſie
auch nie beſonders Feuer fangen, und wenn auch wirklich durch einen
Zufall eine oder die andere Trittſtufe anbrennen ſollte, ſo kann ſich
das Feuer nicht fortpflanzen, oder wenigſtens nur ſehr langſam. Auch
würde eine ſolche gewölbte Treppe, ſelbſt wenn eine oder die andere
Trittſtufe brennte, noch ohne Gefahr des Einſturzes betreten werden
können, was bekanntlich bei ganz hölzernen Treppen nicht der Fall iſt.
Steinerne Blockſtufen laſſen ſich, wenn ſie ausgelaufen ſind,
ſchlecht ausbeſſern, man kann alsdann nur einzelne Stücken einſetzen,
welches mißlich iſt und ſchlecht ausſieht. Man pflegt daher lieber
ſteinerne Platten als Trittſtufen zu verwenden, und wenn eine davon
unbrauchbar geworden iſt, eine neue einzulegen.
Fig. 202. zeigt Grundriß und Längendurchſchnitt einer gewölbten
Treppe auf Pfeilern und Bogen. aa. ſind die maſſiven Mauern
welche die Treppe umgeben, bb. die Pfeiler welche das Ganze tragen,
cc. die Kappengewölbe, welche die Steigung bilden, ee. die Gurt-
bogen und dd. die Ruheplätze.
Was die Stärke der Widerlager betrifft, ſo kann man im All-
gemeinen annehmen, daß Mauern und Pfeiler mindeſtens den 4ten
Theil der lichten Gewölbebreite ſtark ſein müſſen. Wären demnach
die Gewölbe 6 Fuß breit, ſo müßten Mauern und Pfeiler mindeſtens
1½ Fuß ſtark gemacht werden ꝛc. Es ſind in der vorliegenden
Zeichnung ſteigende Stichkappen für die Trittſtufen angenommen, weil
die Breite der Stufen nicht bedeutend iſt, und ſich dieſe Art Wölbung
am bequemſten anordnen läßt. Werden jedoch die lichten Weiten der
Gewölbe größer als 5 Fuß, ſo iſt es beſſer ſteigende Kreuzkappen,
oder böhmiſche Kappen zur Ueberwölbung der Treppenarme zu wäh-
len und zwar aus folgendem Grunde. Die ſteigende Stichkappe
ſchiebt nach ihrer ganzen Länge gegen die Widerlager, dieſe müſſen
demnach auf jedem Punkte der Länge gleich ſtark ſein, wodurch ſtär-
kere Gurtbogen erforderlich werden, eben ſo ſchiebt die flache Stich-
kappe mehr als jedes andere Gewölbe, weshalb auch deßwegen die
Widerlager ſtärker werden müſſen.
Die ſteigende Kreuzkappe aber und die ſteigende böhmiſche Kappe
ſchieben nur nach den 4 Eckwinkeln, es brauchen alſo bei ihnen nur
die Pfeiler ſtark genug angelegt zu werden, die Gurten dagegen, an wel-
che ſich die Gewölbe nur anlehnen, ohne zu ſchieben, können ſchwach ſein.
Die Ruheplätze dd. ſind mit böhmiſchen Kappen gewölbt, da
ſie beſſer in die quadratiſchen Räume der Treppen paſſen als gewöhn-
liche Stichkappen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/244>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.