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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Stein, außerhalb nur die unterste und die oberste Schicht des Daches
und die beiden Schichten an jeder Kante des Daches, welches auch
dann gilt, wenn Dachfenster eingedeckt werden.

Da diese Dächer alle Jahre verstrichen werden müssen, erfordern
sie viel Kalk und werden kostbar; besonders dadurch, daß die Steine
krumm und schief sind, wodurch große Fugen entstehen.

Die Pfannendächer sind leichter als Kronen- und Doppeldächer,
sie können aber nur unter zwei Bedingungen gut und dicht hergestellt
werden. Erstens müssen die Pfannen durchaus grade und nicht wind-
schief sein, dann muß der Ziegeldecker sie bei dem Eindecken (nach der
Länge) scharf einsetzen, zu welchem Behuf die lange Kante jedes ein-
zelnen Steines mit dem Hammer behauen (geschärft) wird, so daß
möglichst scharfe Seitenfugen entstehen, welches man Krempen nennt.
Es geht zwar dadurch die Arbeit langsamer von statten und wird
theurer, das Dach hält aber auch dreimal so lange, als bei der ge-
wöhnlichen Eindeckung, auch spart man mindestens die Hälfte an Kalk.
Das Einlegen von Strohwiepen in die Seitenfugen der Steine ist
feuergefährlich, und darf nicht stattfinden. Es ist auch völlig unnö-
thig, wenn man die Steine, wie erwähnt, krempt.

2) Eindeckung mit gewöhnlichen Hohlsteinen, wie man sie
zur Eindeckung der Firsten und Grade bei Biberschwanzdächern verwendet.

Taf. XII. Fig. 304. u. 305. zeigt die Art der Eindeckung. Ab-
gesehen daß ein solches Hohlziegeldach ungemein schwer ist, und daher
sehr starke Sparren bedarf, wenn diese nicht tüchtig unterstützt wer-
den, so hält es doch noch nie so dicht als ein gut gedecktes Biber-
schwanzdach, und muß nebenbei eine steile Lage haben. Diese Art
der Eindeckung ist daher ganz außer Anwendung gekommen, und wir
finden sie nur noch an alten Kirchen etc. vor.

Fig. 303 B. zeigt die vordere Kante eines solchen Daches und
wie die Steine aufeinander liegen. Die Lattung geschieht hierbei mit
starken Latten, 12 bis 14 Zoll von Unterkante zu Unterkante.

3) Wolfram, in seiner Bau-Form- und Bauverbindungslehre,
Rudolstadt 1827. S. 477., erwähnt noch einer anderen Art mit Hohl-
steinen zu decken, wovon Taf. XII. Fig. 302. die vordere Kante eines
Daches gezeichnet ist. "Jn der Gegend von Haßfurt, Würzburg,
Schweinfurt, Bamberg etc. hat man Hohlziegeln, die man so neben-
einanderlegt, daß ihre Ränder in einem Rücken zusammenstoßen. Die-
ser Rücken wird von außen mit Kalkspeise verstrichen; aber nur mit
einem so bindenden Kalk, wie der sogenannte schwarze und oberlän-
dische Kalk ist, kann man eine solche Eindeckung haben. Dieser Kalk

Stein, außerhalb nur die unterſte und die oberſte Schicht des Daches
und die beiden Schichten an jeder Kante des Daches, welches auch
dann gilt, wenn Dachfenſter eingedeckt werden.

Da dieſe Dächer alle Jahre verſtrichen werden müſſen, erfordern
ſie viel Kalk und werden koſtbar; beſonders dadurch, daß die Steine
krumm und ſchief ſind, wodurch große Fugen entſtehen.

Die Pfannendächer ſind leichter als Kronen- und Doppeldächer,
ſie können aber nur unter zwei Bedingungen gut und dicht hergeſtellt
werden. Erſtens müſſen die Pfannen durchaus grade und nicht wind-
ſchief ſein, dann muß der Ziegeldecker ſie bei dem Eindecken (nach der
Länge) ſcharf einſetzen, zu welchem Behuf die lange Kante jedes ein-
zelnen Steines mit dem Hammer behauen (geſchärft) wird, ſo daß
möglichſt ſcharfe Seitenfugen entſtehen, welches man Krempen nennt.
Es geht zwar dadurch die Arbeit langſamer von ſtatten und wird
theurer, das Dach hält aber auch dreimal ſo lange, als bei der ge-
wöhnlichen Eindeckung, auch ſpart man mindeſtens die Hälfte an Kalk.
Das Einlegen von Strohwiepen in die Seitenfugen der Steine iſt
feuergefährlich, und darf nicht ſtattfinden. Es iſt auch völlig unnö-
thig, wenn man die Steine, wie erwähnt, krempt.

2) Eindeckung mit gewöhnlichen Hohlſteinen, wie man ſie
zur Eindeckung der Firſten und Grade bei Biberſchwanzdächern verwendet.

Taf. XII. Fig. 304. u. 305. zeigt die Art der Eindeckung. Ab-
geſehen daß ein ſolches Hohlziegeldach ungemein ſchwer iſt, und daher
ſehr ſtarke Sparren bedarf, wenn dieſe nicht tüchtig unterſtützt wer-
den, ſo hält es doch noch nie ſo dicht als ein gut gedecktes Biber-
ſchwanzdach, und muß nebenbei eine ſteile Lage haben. Dieſe Art
der Eindeckung iſt daher ganz außer Anwendung gekommen, und wir
finden ſie nur noch an alten Kirchen ꝛc. vor.

Fig. 303 B. zeigt die vordere Kante eines ſolchen Daches und
wie die Steine aufeinander liegen. Die Lattung geſchieht hierbei mit
ſtarken Latten, 12 bis 14 Zoll von Unterkante zu Unterkante.

3) Wolfram, in ſeiner Bau-Form- und Bauverbindungslehre,
Rudolſtadt 1827. S. 477., erwähnt noch einer anderen Art mit Hohl-
ſteinen zu decken, wovon Taf. XII. Fig. 302. die vordere Kante eines
Daches gezeichnet iſt. „Jn der Gegend von Haßfurt, Würzburg,
Schweinfurt, Bamberg ꝛc. hat man Hohlziegeln, die man ſo neben-
einanderlegt, daß ihre Ränder in einem Rücken zuſammenſtoßen. Die-
ſer Rücken wird von außen mit Kalkſpeiſe verſtrichen; aber nur mit
einem ſo bindenden Kalk, wie der ſogenannte ſchwarze und oberlän-
diſche Kalk iſt, kann man eine ſolche Eindeckung haben. Dieſer Kalk

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[276/0286] Stein, außerhalb nur die unterſte und die oberſte Schicht des Daches und die beiden Schichten an jeder Kante des Daches, welches auch dann gilt, wenn Dachfenſter eingedeckt werden. Da dieſe Dächer alle Jahre verſtrichen werden müſſen, erfordern ſie viel Kalk und werden koſtbar; beſonders dadurch, daß die Steine krumm und ſchief ſind, wodurch große Fugen entſtehen. Die Pfannendächer ſind leichter als Kronen- und Doppeldächer, ſie können aber nur unter zwei Bedingungen gut und dicht hergeſtellt werden. Erſtens müſſen die Pfannen durchaus grade und nicht wind- ſchief ſein, dann muß der Ziegeldecker ſie bei dem Eindecken (nach der Länge) ſcharf einſetzen, zu welchem Behuf die lange Kante jedes ein- zelnen Steines mit dem Hammer behauen (geſchärft) wird, ſo daß möglichſt ſcharfe Seitenfugen entſtehen, welches man Krempen nennt. Es geht zwar dadurch die Arbeit langſamer von ſtatten und wird theurer, das Dach hält aber auch dreimal ſo lange, als bei der ge- wöhnlichen Eindeckung, auch ſpart man mindeſtens die Hälfte an Kalk. Das Einlegen von Strohwiepen in die Seitenfugen der Steine iſt feuergefährlich, und darf nicht ſtattfinden. Es iſt auch völlig unnö- thig, wenn man die Steine, wie erwähnt, krempt. 2) Eindeckung mit gewöhnlichen Hohlſteinen, wie man ſie zur Eindeckung der Firſten und Grade bei Biberſchwanzdächern verwendet. Taf. XII. Fig. 304. u. 305. zeigt die Art der Eindeckung. Ab- geſehen daß ein ſolches Hohlziegeldach ungemein ſchwer iſt, und daher ſehr ſtarke Sparren bedarf, wenn dieſe nicht tüchtig unterſtützt wer- den, ſo hält es doch noch nie ſo dicht als ein gut gedecktes Biber- ſchwanzdach, und muß nebenbei eine ſteile Lage haben. Dieſe Art der Eindeckung iſt daher ganz außer Anwendung gekommen, und wir finden ſie nur noch an alten Kirchen ꝛc. vor. Fig. 303 B. zeigt die vordere Kante eines ſolchen Daches und wie die Steine aufeinander liegen. Die Lattung geſchieht hierbei mit ſtarken Latten, 12 bis 14 Zoll von Unterkante zu Unterkante. 3) Wolfram, in ſeiner Bau-Form- und Bauverbindungslehre, Rudolſtadt 1827. S. 477., erwähnt noch einer anderen Art mit Hohl- ſteinen zu decken, wovon Taf. XII. Fig. 302. die vordere Kante eines Daches gezeichnet iſt. „Jn der Gegend von Haßfurt, Würzburg, Schweinfurt, Bamberg ꝛc. hat man Hohlziegeln, die man ſo neben- einanderlegt, daß ihre Ränder in einem Rücken zuſammenſtoßen. Die- ſer Rücken wird von außen mit Kalkſpeiſe verſtrichen; aber nur mit einem ſo bindenden Kalk, wie der ſogenannte ſchwarze und oberlän- diſche Kalk iſt, kann man eine ſolche Eindeckung haben. Dieſer Kalk

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/286>, abgerufen am 22.11.2024.